Lokalsport Südpfalz Italienische Theorie und „dumm Zeuch aufm Brett“

LANDAU (thc/rhp). Mit einem 3:1 beim SC Pirmasens gewinnt der Schachklub Landau erstmals in der Vereinsgeschichte den Pokalwettbewerb in Rheinland-Pfalz. Zug um Zug beschreibt der Verein, als Finalist bereits für die Deutsche Meisterschaft qualifiziert, den Triumph.

Nun soll alles mit einem Finalsieg perfekt gemacht werden. Finalgegner ist – etwas überraschend – der SC Pirmasens, der Absteiger aus der Rheinland-Pfalz-Liga hat sich unter anderem gegen Zweitliga-Absteiger SV Koblenz durchgesetzt. Landau aus der Oberliga ist der klare Favorit, aber was heißt das schon bei bei den Spielen an Brett 1 Torsten Lang (weiße Figuren) gegen Ansgar Barthel, an Brett 2 Jürgen Möldner (schwarz) gegen Klaus Diehl, an Brett 3 Johannes Vogel (schwarz) gegen seinen alten Pirmasenser Bekannten Denis Clauer und an Brett 4 Matthias Lang (weiß) gegen Frank Scherer? „Wir waren an allen Brettern nominell stärker, also spielten wir einfach mal drauf los.“ Torsten Lang wird vom ersten Zug seines Gegners, Springer auf c6, überrascht. „Eine Eröffnung, die Ansgar Barthel dank des neuen Morozevich-Buchs in sein Repertoire aufgenommen hatte.“ Viel Zeit wurde verbraucht, es ging sehr langsam voran. Möldner hat es gegen das Damengambit zu tun und gibt das Läuferpaar ab, um einen Doppelbauern auf der f-Linie zu schaffen. Vogel „spielt gegen Italienisch, war wohl Theorie und auch nicht viel los“. Matthias Lang „hatte dumm Zeuch aufm Brett und stand schnell recht angenehm“. Nach eineinhalb Stunden bekommt Möldner Schwierigkeiten. „Das Läuferpaar machte in Verbindung mit dem starken Zentrum Ärger und unsere Stimmungskanone war unter Druck.“ Torsten Lang kann zeittechnisch ausgleichen und bekommt langsam Übergewicht. Matthias Lang steht mit jedem Zug besser. „Der Gegner bereitete einen Plan gekonnt vor, führte ihn aber – Gott weiß warum – nicht aus.“ Vogel „versucht ganz seichtes Spiel gegen den König zu entfachen und etabliert immerhin einen ,Zeitnot-Springer’ auf f4.“ Vogel stand immer schlechter. „Jetzt ging’s seinem König langsam an den Kragen. Dann rumpelt’s plötzlich doppelt: Vogel kriegt ein Remisangebot rein, wartet noch etwas ab, bis es bei Matthias klar wird, und nimmt dann in ausgeglichener Stellung an: 0,5: 0,5.“ Kurz danach der volle Punkt an Brett 4 für Landau. „Matthias konnte seinen Gegner auf – Achtung – Königsflügel, Zentrum – und – Damenflügel jeweils überspielen. Kommt auch nicht alle Tage vor!“ Nachdem das erste Material herausfiel und Matthias Lang mit zwei verbundenen Zentrumsbauern mehr verblieb, gab der Gegner auf: 1,5: 0,5 für Landau. „Währenddessen konnte Jürgen Möldner seine Ruine immer besser zusammenhalten und etwas Material tauschen. Bei Torsten wurde es nun kompliziert. Viele Bauernschwächen auf beiden Seiten wurden gebildet und der Reihe nach abgeholt. Torsten war beim Abholen schneller und verblieb im damenlosen Mittelspiel mit einem Bauern mehr. Schaut gut aus!“ Während Möldner immer deutlicher den Ausgleich herstellte und in gefühlt bereits besserer Endspielstellung Remis anbot, erntete Torsten Lang einen weiteren Bauern und fuhr das Endspiel beinahe souverän nach Hause: 2,5:0,5. „Jürgens Gegner nahm das Angebot nun auch an. Endstand: 3:1.“ Zehn Spieler haben die Landauer („Wir haben Schachgeschichte geschrieben“) im Pokal eingesetzt. Die Vorrunde zur deutschen Pokal-Meisterschaft findet im Januar statt.

x