Lokalsport Südpfalz Interview: Das Leben auf den Kopf gestellt – Basketballtrainer Florian Hatt

 Florian Hatt: „Wir werden eine total verzerrte Runde erleben.“
Florian Hatt: »Wir werden eine total verzerrte Runde erleben.«

Covid-19 beeinträchtigt auch den Sport. Basketball-Regionalligist TV Bad Bergzabern konnte in den ersten fünf Wochen erst zwei Spiele absolvieren. Cheftrainer Florian Hatt hat eine längere Pause hinter sich. Wochenlang war er untergetaucht. Was war los?

Herr Hatt, in der Vorbereitungszeit waren Sie noch mächtig engagiert, kurz vor dem ersten Meisterschaftsspiel in Trier tauchten Sie dann aber plötzlich ab. Was ist passiert?
Louie ist dafür verantwortlich. Am 17. September kam unser Sohn, unser erstes Kind, auf die Welt. Ein großes Glück für meine Frau Julia und mich. Louie hat unser Leben ganz schön auf den Kopf gestellt – es ist eine große Freude, ihn zu erleben. Das waren bewegende, wunderschöne Tage. Und es war auch wichtig, dieses besondere Ereignis ganz ohne Training und Spiele zu genießen. Zumal es in Zeiten von Corona auch notwendig war, mich keiner Ansteckungsgefahr auszusetzen.

Alle gesund und munter?
Julia geht es gut und dem Kleinen auch. Wir sind glücklich. Und jetzt besonders happy, da ich Herbstferien habe und zu Hause sein kann. Julia arbeitet wie ich in der Schule. Als Realschulpädagogin bleibt sie ein Jahr in Erziehungszeit. Ich will später zwei Monate in der Grundschule als Lehrer pausieren und in Elternzeit bei unserem Sohn sein.

Louie ist ein Name, der oft von Königen getragen wurde und „Der berühmte Kämpfer“ bedeutet. Eine Anspielung an Florian Hatt, als er noch selbst aktiv war?
(lacht) Da will ich so viel gar nicht verraten. Louie als Name für unseren Sohn war aber bereits früh der Favorit meiner Frau. Mir hat der Name auch auf Anhieb gefallen.

Simon Schmitz sprang sofort ein als guter Freund. Vertrat er Sie gut in den vergangenen vier Wochen?
Voll und ganz. Die Mannschaft ist richtig fit, hat intensiv und gut im Training gearbeitet und sich toll entwickelt. Er ist halt ein absoluter Profi – einer, der viel erlebt hat in der Bundesliga und Zweiten Liga. Und einer, der seinem TVB gerne etwas zurückgibt. Simon hat mir fest zugesagt, mit Rat und Tat uns weiter zu unterstützen und auch immer da zu sein, wenn ihn der TV Bad Bergzabern braucht.

Sie haben also wieder übernommen?
Ja. Seit zwei Wochen bin ich im Training zurück. Durch die vielen Ausfälle habe ich nur zwei Spiele versäumt. Das bedeutet aber auch, dass das Team noch keinen richtigen Rhythmus aufgenommen hat und uns Wettkampfpraxis fehlt. Für das Derby in Bad Dürkheim ist das ein Nachteil – die SG TV Dürkheim/BI Speyer absolvierte schon fünf Begegnungen. Klarer Vorteil für den Gegner, zumal bei uns mit Roland Leidag ein Leistungsträger fehlen wird. Und dennoch wollen wir beim Pfalzrivalen gewinnen.

Warum fiel am Sonntag die Partie in Frankfurt aus?
Weil Frankfurt Corona-Risikogebiet ist. Wir haben im Vorfeld mit TuS Makkabi gesprochen und uns auf eine Absetzung mit neuem Termin nach der Saison geeinigt. In dem gerade sehr dynamischen Prozess sollte man Risiken sorgsam abwägen und wegen einer Basketball-Begegnung nicht zu viel aufs Spiel setzen. Auch ich möchte, dass wir zu Hause alle gesund bleiben.

Ist es überhaupt sinnvoll, Basketballspiele mit engem Körperkontakt in den Zeiten der gerade wieder rasant steigenden Anzahl von Covid-19-Erkrankungen auszutragen?
Auf der einen Seite bietet unser Sport Abwechslung und auch ein Stück weit Ablenkung. Im Training in der eigenen kleinen Gruppe mit strengen Auflagen und Sicherheitsbestimmungen habe ich ein gutes Gefühl. Bei den Spielen ist das, um ehrlich zu sein, nicht immer so. Wir spielen viel im Frankfurter Raum und treffen auf Frankfurter Teams. Ein Spieler unseres Liga-Kontrahenten DJK Nieder-Olm wurde letzte Woche positiv getestet. Mit der Konsequenz, dass letzten Sonntag gleich zwei Spiele abgesagt wurden. Die Partie von Nieder-Olm selbst und die des letzten DJK-Gegners, von Lich Basketball. Am Wochenende fallen die Partien SG Weiterstadt gegen Nieder-Olm und Eintracht Frankfurt gegen Lich Corona-bedingt aus. Weitere Begegnungen werden folgen – da bin ich mir sicher.

Keine guten Prognose.
Ich will nicht schwarzmalen. Wir werden eine total verzerrte Runde erleben. Alleine bei uns sind jetzt schon drei Begegnungen nach der Saison irgendwann im April oder Mai 2021 vorgesehen – ein Ende ist nicht in Sicht. Richtig kalkulierbar ist diese Runde nicht. Und wie sich alles weiter entwickeln wird und ob überhaupt die Saison zu Ende gespielt wird – das kann aktuell wirklich niemand einschätzen.

Zur Sache

Der TVB tritt am Samstag um 16 Uhr in der Dürkheimer TVD-Halle gegen die SG TV Dürkheim/BI Speyer an. Aufgrund von Hallenproblemen in der Südpfalz tauschten die Vereine das Heimrecht. Da aufgrund der Corona-Einschränkungen maximal 30 Zuschauer zugelassen sind, erleben dieses Mal nur 20 Dürkheimer und zehn TVB-Fans das Derby.

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