Lokalsport Südpfalz Die Männer hinter der Torhüterleistung

KANDEL/RÜLZHEIM (kebe). Der VfR Kandel wurde mit 20 Gegentoren in der abgelaufenen Saison Meister der Landesliga, der Tabellenzweite aus Schifferstadt ließ 47 gegnerische Treffer zu. Die Verantwortlichen beim VfR und Torhüter Julian Roth billigen einen beachtlichen Anteil der guten Marke Torwarttrainer Volker Lehwalt zu, der mit 74 Jahren sicher der Alterspräsident seiner Gilde ist. Lehwalt stammt aus dem westpfälzischen Schopp, wo er viele Jahre zwischen den Pfosten stand. In dieser Zeit hatten die Derbys gegen Münchweiler mit dem späteren Nationalstürmer Josef „Seppl“ Pirrung einen besonderen Stellenwert. Während Pirrung auf dem „Betze“ landete, kam es bei Lehwalt lediglich zu mehreren Kontakten und Anfragen. „Es waren der Dorfpfarrer und die Schwiegereltern, die einen Wechsel verhinderten. So war das eben zu dieser Zeit“, erinnert sich der Zollbeamte. Sein Beruf führte ihn mit seiner Familie in seine neue Heimat Neuburg. Dort war er viele Jahre Jugend-, Torwart- und Aktivencoach. Vor rund einem Jahrzehnt nahm Rudolf Pfirmann ihn als Unterstützung mit in die Bienwaldstadt. Pfirmann ging, Lehwalt blieb. „Ich hatte vor vier Jahren einen Schlaganfall. Auch während meiner Krankheit hat man mir die Treue gehalten, das rechne ich dem Verein hoch an. Ich möchte noch zwei oder drei Jahre dabei bleiben“, sagt Lehwalt. VfR-Keeper Roth, der neben den Übungseinheiten vor allem Lehwalts Tipps aus dessen jahrzehntelanger Erfahrung schätzt, begrüßt das. Nicht mehr so lange dabei bleiben will Walter Bitzer (64). Seit sechs Jahren macht er die Keeper beim FSV Offenbach fit. „Meine Frau hat viele Jahrzehnte das Leben an der Seite eines Fußballers akzeptiert, sie meldet sich immer stärker zu Wort“, sagt der Annweilerer lachend. Im Trifelsstadion beim VfB fungierte er als Mittelfeldregisseur, ehe er im Ortsteil Queichhambach als Trainer gemeinsam mit Dirk Münster den VTG in die Bezirksklasse führte. Seit einigen Jahrzehnten ist er an der Entwicklung von Torhütern beteiligt. Thomas Chini prägte später die Blütezeit des FK Clausen mit. Seinen Schützling Reinhold Dausch trifft er zu jedem Heimspiel wieder, weil dessen Sohn Kevin beim FSV kickt. Der Kontakt ins Queichtal entstand über Marcel Johann, der mittlerweile beim FV Dudenhofen den Kasten sauber hält. Bitzer räumt auch mit einigen vorherrschenden Klischees bezüglich der Trainingsinhalte auf und sagt: „Spätestens nach der Vorbereitung gehören die Medizinbälle der Vergangenheit an. Der Schwerpunkt liegt in den Bereichen Sprungkraft und Koordination.“ Gemeinsam mit seinem Schützling Dennis Karn ist Torwarttrainer Milan Hegler der „letzte südpfälzische Mohikaner“ beim Ligakonkurrenten VfL Neustadt. Er kam mit dem damaligen Trainerduo Jürgen Kuntz/Mike Hurny sowie den Spielern Daniel Henninger und Cengiz Yavuz vom SV Rülzheim an die Haidmühle. Hegler nennt Gründe für seinen Verbleib nach der Amtsübernahme von Demir Hotic: „Ein sinkendes Schiff verlässt man nicht. Er hat der Mannschaft Disziplin beigebracht und die Spielfreude geweckt.“ Der ehemalige FCK-Profi Hotic gibt das Kompliment artig zurück: „Auf Milan ist immer Verlass. Er macht einen tollen Job und hat einen einwandfreien Charakter, daher hatte ich keinen Grund zur Veränderung.“ Beide stammen aus dem ehemaligen Jugoslawien. Während viele Landsleute mit den Kriegswirren zu Beginn der 90er-Jahre nach Deutschland kamen, kehrte der gelernte Hotelkaufmann Hegler seiner alten Heimat bereits 1968 den Rücken. Im Berufsleben wechselte er in die Baubranche als Zimmermann, die Leidenschaft fürs Tor blieb. Hegler prägte als Keeper die sportliche Blütezeit zahlreicher Vereine mit: SV Alsenborn, Phönix Bellheim oder Viktoria Herxheim, die Zeit am Krönungsbusch mit Trainer Charly Braun und Spielern wie Emil Kühlmann. In seiner jetzigen Funktion war er ein Jahrzehnt beim SV Rülzheim und sechs Jahre mit Helmut Behr beim SV Weingarten tätig. Der 68-jährige möchte noch eine Weile dabei bleiben und schildert, was ihn antreibt: „Die Arbeit mit jungen Menschen macht eine Riesenfreude. Die junge Fußballer-Generation ist viel besser als ihr Ruf.“

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