Kreis Germersheim Zur Sache: Hausaufgaben-Betreuung und ein Rettungswagen am Schluss

Nahkampf: Ein Vorteil für den kleineren Kämpfer.
Nahkampf: Ein Vorteil für den kleineren Kämpfer.

„Echt krass, saugut! Sogar das Essen ist fast weg!“. Uwe Kobe vom Boxclub Kandel freut sich. Die Boxgala ist mit 300 Zuschauern ein Erfolg . Es geht um den Sport. Das Publikum bildet ein geschlossenes Geviert um den Ring und reagiert angemessen auf die Leistungen der Athleten. So muss es sein. Leicht kann so ein Turnier in eine Kirmesveranstaltung ausarten. Die jüngsten Boxer sind Jahrgang 2004, der älteste 1969. „Erzähl ihm von unserem Projekt“, schickt Hussein von der SG Dietzenbach so ernst wie trocken dem 14-jährigen Ionut Udrilescu hinterher. Ionut hat eben seinen ersten Kampf bestritten. Er ist stolz, auch wenn er ihn verloren hat. Erst vor einem Jahr hat er mit dem Boxen richtig angefangen. Jetzt spricht er von Respekt, Disziplin und der guten Hausaufgabenbetreuung im Verein: „Das bringt uns weiter. Der Trainer sagt ,Das Leben ist schwer’. Und wir sind deshalb im Box-Projekt, um ein gutes Abi zu machen“. Dass ihm während des Kampfs sein Blut über das Gesicht schoss, irritierte den 14-Jährigen überhaupt nicht. „Ich hab halt was auf die Nase bekommen, aber weiter geht`s“, lächelt er. Der Minfelder Uwe Klippel ist der 1. Vorstand des BC Kandel. Und die Worte des 14-Jährigen würden ihm gefallen. „Es war uns von Anfang an ein Anliegen, dass die Jungs zu uns ins Training kommen und nicht auf der Straße kämpfen. Wer Auffälligkeiten zeigt, kann gehen.“ Rund 80 Prozent der heutigen Boxer kämen aus „dem Ostblock oder dem arabischen Raum. Wo kriegen sie diese Leute denn heute noch zusammen? Da haben wir hier bei uns schon ganz positive Erfahrungen gemacht“. Für die deutsche Jugend sei das Boxen im Wettkampf zu hart, befindet er nüchtern: „Wenns mal weh tut, dann gibt es nur wenige, die sich da durchbeißen.“ In der Halle geht es weiter. Elf Kämpfe sind angesetzt. Wieder stehen zwei junge Männer im Ring. Fliegengewichtler, beide 49 Kilogramm leicht und Jahrgang 2003. Immer wieder stürzen sie sich aufeinander, verkeilen und verknoten sich. Gut, dass es den Kopfschutz gibt. Der Kleinere gewinnt, auch wenn er die viel kürzere Reichweite hat. Sein schlaksiger Gegenüber weiß seinen Vorteil nicht zu nutzen. Ein Schmetterling ohne den Stachel der Biene. In der Pause schiebt sich ein Teewägelchen an den Zuschauern vorbei: „Jemand Kuchen?“ Anschließend boxt Lokalmatador Janick Hölzmann. Er macht das gut. Zu gut, er kann nicht damit umgehen und erhebt sich über seinen bemühten Gegner vom AV 03 Speyer. Nach dem Duschen betritt er wieder die Halle und ist gleich von einer Traube junger Mädels umringt. Der letzte Kampf des Abends ist der Königsklasse vorbehalten: Superschwergewicht, ab 97 Kilogramm gibt es nach oben kein Limit mehr. Zuerst betritt Felix Schroer vom ASV Kandel den Ring, mit 97 Kilogramm ist er gerade noch in die Klasse hineingerutscht. Als sein Gegner kommt, fragt man sich, weshalb sich der Landauer nicht noch das eine Kilo weg trainiert hat. Maxime Lux von der BA Bischwiller wuchtet 123 Kilogramm durch die Seile. Und hat weniger Fett am Körper als 100 Gramm gekochter Schinken. Über zwei volle Runden darf sich der Franzose dann allerlei taktische Lässlichkeiten sowie eine unaufgeregte Gangart erlauben, ohne dem Landauer ein Entkommen zu gestatten. Wenn Lux durchkommt – und das passiert oft – dann schlägt er Schroers auf wie Schlagsahne. Schließlich darf der Landauer aufgeben. Nur wenige Minuten darauf kommt ein Rettungswagen und bringt ihn zur Beobachtung in ein Krankenhaus.

x