Kreis Germersheim Wiesen werden Äcker werden Wiesen

Rund um Minfeld ist das Flurbereinigungsverfahren noch nicht beendet.
Rund um Minfeld ist das Flurbereinigungsverfahren noch nicht beendet.

Es sind viele Interessen, die bei einem Flurbereinigungsverfahren unter einen Hut gebracht werden müssen. Da sind unter anderem die Behörden, die Landwirte, die Gemeinden, die Grundstückseigentümer und die Naturschützer. Dass es bei den vielen unterschiedlichen Intentionen nicht immer friedlich zugeht, ist klar. Kompromissbereit müssen die Akteure allesamt sein. So wie beim Flurbereinigungverfahren im Raum des Naturschutzgroßprojekts Bienwald.

Denn seit langer Zeit wird das Thema diskutiert. Im Bereich Kandel ist das Verfahren abgeschlossen und die anfängliche Skepsis einiger Landwirte hat sich gelegt. Diese sind in einer Teilnehmergemeinschaft zusammengeschlossen und haben bereits heiße Diskussionen geführt, wie Christoph Blankenburg, Vorsitzender der Teilnehmergemeinschaft sagt. Insgesamt bestehe die Vorstandschaft aus 18 Landwirten, die ihre Interessen bestmöglich vertreten wollen. Im Großen und Ganzen sei die Zusammenarbeit konstruktiv und die Vertreter vom DLR Rheinpfalz, dem Naturschutzgroßprojekt und den Behörden wie der Kreisverwaltung durchaus kompromissbereit, sagen die Landwirte Martin Oswald, Norbert Kehrth und Michael Jung, die allerdings auch Kritik üben. Denn die Probleme sind komplex und viele individuelle Lösungen müssen gefunden werden. So dürfen Landwirte ihre Äcker teils nicht mehr düngen oder mit chemischen Mitteln behandeln, was ein starkes Wachstum von Unkraut zur Folge hat und die Flächen für die Landwirtschaft nahezu unbrauchbar macht. Andere Landwirte bekommen für ihr Land Ausgleichsflächen zugeteilt, die zwar von der Größe übereinstimmen, sich aber von der Qualität des Bodens unterscheiden. Gestiegene Bodenpreise, Tier- und Naturschutzauflagen sowie Auflagen bei der Bewirtschaftung der Ländereien kommen hinzu. Für einige kann das Flurbereinigungsverfahren zur Existenzbedrohung werden. „Wir sind immer um eine bestmögliche Lösung für alle Akteure bemüht“, sagt Barbara Meierhöfer von der Flurbereinigungsbehörde DLR Rheinpfalz und erhält dabei Zustimmung von Michael Gauly, dem zuständigen Dezernenten der Kreisverwaltung Germersheim. Alle sollten mit den Ergebnissen des behördlichen Verfahrens gut leben können. Keine leichte Aufgabe für die zuständigen Behörden, denn immerhin waren es rund 1000 Eigentümer der teils sehr kleinen Parzellen im Verfahrensgebiet, die erst einmal ausfindig gemacht werden mussten. Das Verfahrensgebiet Bienwald Ost-Kandel umfasst 367 Hektar und auf 391 Eigentümer kamen 631 Flurstücke. Es wurden neue Wege gebaut und weit verstreute Äcker zusammengefasst, wie Manfred Wüst, Projektleiter vom Naturschutzgroßprojekt Bienwald erläutert. Außerdem entstand ein Gewässerrandstreifen von 40 Metern. „Die Wiesenflächen, die zu Ackerland umgebrochen wurden, mussten auf Kampfmittel untersucht werden, wobei mehr als 2,5 Tonnen alte Zünder gefunden wurden“, so Christian Schumann vom DLR Rheinpfalz. Das Flurbereinigungsverfahren bei Kandel ist fast abgeschlossen, während das im Bereich von Minfeld und Freckenfeld noch läuft. Das Verfahrensgebiet hier umfasst 509 Hektar und 600 Eigentümer hatten 1334 Flurstücke. In diesem Gebiet finden sich auch die Flächen für den Kiebitzschutz (siehe: zur Sache). Auch hier soll ein durchgehender Gewässerrandstreifen entstehen, durch den unter anderem Braun- und Schwarzkehlchen geschützt werden. Ebenfalls Äcker, die in der Gemarkung Schaidt liegen, sind vom Flurbereinigungverfahren betroffen. Noch in diesem Jahr sollen zahlreiche Äcker in Grünland umgewandelt werden. Als Ausgleich dafür werden an anderer Stelle Wiesen in Ackerland umgewandelt.

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