Landau Landau: Bürgerinitiative hält Flüsterasphalt für untauglich

Im Sommer haben die Schlösselkreuzung und ein Teil der Zweibrücker Straße eine Decke aus Flüsterasphalt bekommen.
Im Sommer haben die Schlösselkreuzung und ein Teil der Zweibrücker Straße eine Decke aus Flüsterasphalt bekommen. Foto: Iversen

Der Lärmpegel steigt. Trotz deutlicher Verschärfungen der Lärmgrenzwerte für den motorisierten Verkehr wird es in den meisten deutschen Städten immer lauter. Gesundheitsschädigende 70 Dezibel und mehr sind keine Seltenheit. Das ist auch in Landau ein Thema.

Der Hauptgrund für die wachsende Lärmbelastung ist das erhöhte Verkehrsaufkommen. In Landau versucht die Stadtverwaltung, das Problem unter anderem durch Flüsterasphalt zu lösen. Der innovative Straßenbelag soll den Verkehrslärm in stark lärmbelasteten Gebieten deutlich reduzieren.

Doch hält die Lärmbremse, was sie verspricht? Knapp zwei Jahre nach der Verlegung des ersten Flüsterasphalts im Marienring zieht die Stadtverwaltung eine positive Bilanz. Wie die Stadt bereits im vergangenen Jahr mitteilte, habe man den Lärm am Gerichtsgebäude von 67,2 Dezibel auf 65,1 (erste Messung) beziehungsweise 65,7 bei einer zweiten Messung senken können. Nach Angaben der Verwaltung haben sich die Verkehrsgeräusche im Mittel um 1,6 Dezibel verringert.

Daher habe man sich entschlossen, in diesem Jahr nun auch ein Teilstücke der Zweibrücker Straße und der Schlösselkreuzung mit Flüsterasphalt zu sanieren.

„Mit Tempo 30 erreicht man mehr“

Karlheinz Jung, einer der Initiatoren der Tempo-30-Initiative in Kandel und selbst verkehrslärmgeplagt, sieht die Sanierungsmaßnahmen in Landau kritisch. Er hält Flüsterasphalt für zu teuer, zu abnutzungsanfällig und absolut untauglich für die Innenstadt. Lärmreduzierende Effekte träten erst bei Geschwindigkeiten ab 70 Stundenkilometer auf, erklärt er in einer Stellungnahme. Mit einer Geschwindigkeitsreduzierung von Tempo 50 auf Tempo 30 erreiche man mehr: nämlich die effektive Halbierung der Lärmemission, so Karlheinz Jung.

Seine Bürgerinitiative kämpfte jahrelang für ein Tempolimit auf der viel befahrenen Kandeler Rheinstraße (B 427). Nachdem eine vom Land in Auftrag gegebene Pilotstudie 2014 zu dem Ergebnis kam, dass Tempo 30 in diesem Streckenabschnitt den Lärm um 50 Prozent reduziert, dauerte es fast noch drei Jahre bis die Bürgerinitiative endlich ihr Ziel erreichte. Seit 2017 gilt auf dem Straßenabschnitt Tempo 30. Übrigens ist Kandel die erste Stadt in Rheinland-Pfalz, die ein Tempo-30-Limit für eine Bundesstraße durchgesetzt hat. Jung ist sich sicher: „Mit dem teuren Flüsterasphalt hätten wir unser Lärmschutz-Ziel nicht erreicht.“

Keine Langzeiterfahrungen

Der Verkehrsexperte Claus Kiener vom Ulmer Büro Modus Consult, das im Auftrag der Stadt Landau den Lärmaktionsplan erstellt hat, warnte jüngst wieder davor, Flüsterasphalt bei allen Straßenneubauten zu verwenden. Es fehlten die Langzeiterfahrungen. Die Stärke dieses Straßenbelags ist eine kleinere Körnung, wodurch die Rollgeräusche der Fahrzeuge besser absorbiert werden. Der Flüsterasphalt hat eine konkave, also eine nach innen gewölbte Oberflächenstruktur und ein feines Netz aus Hohlräumen, die Lärm durch Rollgeräusche deutlich verringern. Diese Hohlräume könnten sich im Laufe der Jahre „zuschlemmen“, wie Kiener sagte.

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