Kreis Südliche Weinstraße „Ich spüre keine Wechselstimmung“

„Wenn ich die Wahl verlieren sollte, bin ich sportlich genug, um das zu akzeptieren“, sagt Axel Wassyl.
»Wenn ich die Wahl verlieren sollte, bin ich sportlich genug, um das zu akzeptieren«, sagt Axel Wassyl.

Vor der Wahl: Axel Wassyl, 54, will am übernächsten Sonntag erneut zum Bürgermeister der Verbandsgemeinde Offenbach gewählt werden.

«Offenbach.» Herr Wassyl, Sie sind seit 16 Jahren im Amt. Helmut Kohl ist nach dieser Zeit als Bundeskanzler abgewählt worden, weil die Leute ihn schlichtweg satt hatten. Haben Sie keine Angst, dasselbe Schicksal zu erleiden?

Nein, eigentlich nicht. Ich bin immer nah an den Menschen, deshalb hätte ich mitbekommen, wenn es eine Wechselstimmung gäbe. Das bilde ich mir zumindest ein. Es wird bestimmt Einzelne geben, denen ich in diesen 16 Jahren mal unabsichtlich auf die Füße getreten bin, da gibt es dann den einen oder anderen Gegner mehr. Dennoch sage ich: Wer sich einer Wahl stellt, muss auch damit rechnen, dass er verlieren kann. Und wenn das so sein sollte, bin ich Sportler genug, um das zu akzeptieren. Auf Ihrer Homepage schreiben Sie Folgendes: „Die Verbandsgemeinde unterstützt die Gemeinden, wo sie kann. Ich lege dabei großen Wert darauf, dass alle Gemeinden gleich behandelt werden.“ Das sehen nicht alle so. Besonders in der Debatte um das Einzelhandelskonzept haben manche aus Bornheim, Hochstadt und Essingen gegen Sie gewettert. Können Sie das verstehen? Aus Essingen und Hochstadt habe ich keine Kritik gehört. Es ist einfach ein komplexes Thema. Das Thema ist komplex, deshalb machen wir es plastisch. Einige in den kleineren Ortsgemeinden fürchten, dass das geplante Einzelhandelskonzept den Bau eines Supermarktes – etwa in Essingen – unmöglich machen würde, weil dieses Konzept nach dem Landesplanungsrecht vorgibt, dass sich solche Betriebe nur in der größten Kommune einer Verbandsgemeinde ansiedeln dürfen. Das wäre dann Offenbach. Und da wird es doch konkret, oder? Das stimmt so nicht. Damit das klar ist: In Essingen darf grundsätzlich ein Supermarkt errichtet werden. Klar ist aber auch: Das Land verlangt von uns als Verbandsgemeinde ein Einzelhandelskonzept. Wir haben in den Entwurf die Änderungsvorschläge von Essingen und Hochstadt aufgenommen, zurzeit warten wir auf die Vorschläge aus Bornheim. Dieser überarbeitete Entwurf hat bereits dafür gesorgt, dass Edeka in Hochstadt erweitern darf. Deshalb ist die Kritik unberechtigt. Übrigens: Auch im Hornbach-Zentrum in Bornheim dürfen weiterhin Geschäfte im Rahmen des Bestandsschutzes erweitern. Im Zuge dieser Debatte kam auch die Kritik auf, dass Sie als Offenbacher Ortsbürgermeister eigene Interessen verfolgen, eine Politik nach dem Prinzip „Offenbach first“ betreiben. Ist es ein Interessenkonflikt, zugleich Orts- und Verbandsbürgermeister zu sein? Es gibt keinen Interessenkonflikt. Die Personalunion ist nicht meine Erfindung, mein christdemokratischer Vorgänger Manfred Seefeldt hat das vorgemacht. Ich kann außerdem zahlreiche Beispiele nennen, bei denen ich andere Ortsgemeinden und nicht Offenbach begünstigt habe. Deshalb gibt es auch keine Ungleichbehandlung. Die Personalunion hat hingegen den Vorteil, dass man die Dinge immer aus der Perspektive der Verbandsgemeinde wie auch der Ortsgemeinden betrachtet. Sie haben stets betont, dass Ihnen die Bürgerbeteiligung wichtig ist. Welche Ideen haben Sie, um die Verwaltung für die Menschen noch zugänglicher zu machen – auch über digitale Wege? Wir sind im Moment dabei, die Homepage der Verbandsgemeinde neu zu gestalten. Es gibt aber auch Überlegungen, ob wir eine App einrichten, mit der Bürger beispielsweise die Belegungspläne der Dorfgemeinschaftshäuser einsehen, sie buchen und auch gleich dafür bezahlen können. Die Bürgerbeteiligung war von Anfang an meine Herzensangelegenheit, deshalb bin ich auch ein großer Fan von Einwohnerversammlungen. Es muss aber auch noch andere Angebote geben. Wir haben bei einem Bundesprojekt zur Online-Bürgerbeteiligung mitgemacht und sind als letzte Verbandsgemeinde übrig geblieben, die das Modell aktiv betreibt. Damit können Bürger übers Internet Vorschläge machen. Sie können etwa begründen, warum hier oder dort eine Straße gebaut werden sollte. Die Leute können auch über das Programm nachvollziehen, was aus ihren Vorschlägen geworden ist. Wir wollen das fortführen und suchen derzeit einen Sponsor, weil wir für dieses Modell eine App entwickeln möchten. Sie loben, und das auch zu Recht, die Entwicklung der Steuerkraft. Im Kreis Südliche Weinstraße nimmt die Verbandsgemeinde Offenbach den Spitzenplatz in diesem Punkt ein. Diese Entwicklung begründen Sie – wieder auf Ihrer Homepage – wie folgt: Dies sei „ein Verdienst erfolgreicher Wirtschaftsförderung und solider Finanzpolitik“. Beides seien „primäre Aufgaben des Verbandsbürgermeisters“. Haben aber nicht die Ortsgemeinden den größten Verdienst an dieser Entwicklung? Das stimmt. Die Ortsgemeinden müssen dafür sorgen, dass Gewerbeflächen ausgewiesen werden. Aber Wirtschaftsförderung ist Aufgabe des Verbandsbürgermeisters, weil die Betriebe meistens bei der Verwaltung anfragen, wenn sie Wünsche haben oder Informationen brauchen. Es geht bei der Wirtschaftsförderung nicht nur darum, Betriebe in die Verbandsgemeinde zu holen. Wir müssen auch darauf achten, welche Betriebe das sind. Es macht zum Beispiel keinen Sinn, einen Bauschutthändler auf einem riesen Areal anzusiedeln, der nur fünf Arbeitsplätze bringt und kostbare Fläche wegnimmt. Sie werben im Wahlkampf mit Ihrer Erfahrung und Kompetenz als Verwaltungsfachmann. Aber diese Eigenschaften haben auch viele Mitarbeiter in Ihrem Rathaus. Gibt es noch andere Eigenschaften, die Sie für das Amt des Verbandsbürgermeisters prädestinieren? Ich bin bodenständig, ehrlich, verlässlich. Es ist immer das größte Kompliment für mich, wenn mich jemand trifft und zu mir sagt, dass ich mich überhaupt nicht verändert habe und kein bisschen abgehoben sei. Dennoch geht es in diesem Amt nicht ohne Fachwissen, ich bin nun mal Verwaltungsleiter. Als Bürgermeister muss ich die formalen und rechtlichen Prozesse verstehen, um Dinge beurteilen und entscheiden zu können. Was ist Ihr größtes politisches Ziel für die nächsten acht Jahre, wenn Sie am übernächsten Sonntag erneut gewählt werden sollten? Wir haben es geschafft, unsere gemeindeeigenen Gebäude, dazu zählen etwa die Schul- und Feuerwehrhäuser, auf den neuesten Stand zu bringen. Deshalb soll ein Gebäudemanagement künftig dafür sorgen, dass dieser gute Zustand erhalten bleibt. Das ist wichtig für unsere Gemeinden, weil es sie attraktiv macht für Menschen, die dann vielleicht auch zu uns ziehen möchten. Das ist dann übrigens auch ein Teil der Wirtschaftsförderung. Welches Ergebnis erwarten Sie bei der Wahl? Wir haben ja in den vergangenen Jahren gelernt, dass es mit Prognosen in der Politik schwierig ist (lacht). Aber ich gehe zuversichtlich in diesen Wahlsonntag.

x