Landau Hilfe bei zweitem Anlauf

Johannes Vorberg (links) startet mit 33 Jahren eine Ausbildung zum Zimmerer. Firmenchef Alexander Wissing gibt ihm die Chance. U
Johannes Vorberg (links) startet mit 33 Jahren eine Ausbildung zum Zimmerer. Firmenchef Alexander Wissing gibt ihm die Chance. Unterstützt wird er dabei von der Arbeitsagentur.

«Südpfalz.» Der Arbeitsmarkt in der Südpfalz boomt. Viele Unternehmen suchen händeringend nach Fachkräften, aber können ihre offenen Stellen nicht besetzen, weil kein passendes Personal auf dem Markt ist. Der gemeinsame Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Landau und der dazugehörigen Jobcenter Germersheim und Landau/Südliche Weinstraße hilft bei der Vermittlung und will den Betrieben mit Förderleistungen potenzielle Mitarbeiter schmackhaft machen, die wahrscheinlich auf den ersten Blick nicht hätten punkten können. Einer von ihnen ist Johannes Vorberg. Der Landauer hat Sonderpädagogik auf Lehramt studiert, aber dann gemerkt, dass diese Berufswahl doch nicht die richtige war. Im ersten Monat brach er sein Referendariat ab. Schon früher hatte er sich für das Zimmerhandwerk interessiert und will nun darin ein Standbein finden. „Ich will lieber einen Beruf, in dem ich sehe, was ich mache“, erklärt der 33-Jährige. Er machte bei drei Betrieben Praktika und wollte schließlich bei dem Zimmergeschäft Wissing in Kapellen-Drusweiler bleiben. Das hatte für 2018 einen Ausbildungsplatz zu vergeben. Sechs Bewerber kamen zum Probearbeiten. Firmeninhaber Alexander Wissing entschied schließlich, nicht nur einen „normalen“ Lehrling einzustellen, sondern auch den 33-Jährigen. Denn dessen Ausbildung wird vom Arbeitgeberservice finanziell unterstützt, sodass sie ihn nicht viel teurer als eine konventionelle Lehre kommt. Dafür hat er einen motivierten Mitarbeiter bekommen, der schon mitten im Leben steht. Thomas Wodo, im Arbeitgeberservice auf den Bereich Bauen spezialisiert, bot Vorberg und der Zimmerei dafür das Programm „Wegebau“ an, mit dem kleine und mittelständische Betriebe dabei unterstützt werden, Beschäftigte zu qualifizieren. Seit August läuft Vorbergs Ausbildung. Wegen seiner Vorbildung wird ihm das erste Lehrjahr erlassen. Vor Lehrbeginn war er zwei Monate als Bauhelfer in dem Betrieb beschäftigt, dieser Vertrag läuft weiter. So bekommt er monatlich rund 2050 Euro statt der Ausbildungsvergütung von 1000 bis 1400 Euro für Zimmerlehrlinge. „Damit können sich auch erwachsene Menschen leisten, so eine Umschulung zu machen“, sagt Wodo. Die Arbeitsagentur übernehme 50 Prozent der Lohnkosten. Zudem erstattet die Arbeitsagentur die Kosten für Bildungsmittel wie Schulbücher und gewährt einen Zuschuss zu den Fahrtkosten zur Berufsschule. „Wir würden zum Beispiel auch die Kinderbetreuungskosten erstatten oder, wenn nötig, Nachhilfeunterricht bezahlen“, berichtet Wodo. Zudem gebe es für die bestandene Zwischen- und Abschlussprüfung eine Prämie von zusammen 2500 Euro. „Leute in eine verkürzte duale Ausbildung zu bringen, ist für uns der teuerste, aber auch der wertigste Weg“, sagt Wodo. Ziel sei es schließlich, dass die Leute danach nicht mehr bei der Arbeitsagentur vorstellig werden. Er überschlägt, dass über 90 Prozent seiner Klienten die Ausbildung auch zu Ende brächten. Noch gut erinnern kann er sich an eine 50-Jährige, die zur Altenpflegerin umschulen wollte. Aber zwischen lauter 16-Jährigen noch mal die Schulbank drücken? Sie machte sich Sorgen. Doch im Endeffekt schloss sie als Jahrgangsbeste ab. Teilnehmen können an dem „Wegebau“-Programm Menschen, die mindestens 25 Jahre alt sind, keine abgeschlossene Ausbildung haben oder die schon seit vier Jahren von ihrem Beruf entfremdet sind. Aber es gebe auch viele andere Programme, um Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu unterstützen, zueinander zu finden, berichtet Wodo. So bestünde die Möglichkeit, einen befristeten Zuschuss zum Arbeitsentgelt zu zahlen, wenn der Mitarbeiter noch nicht über die nötigen beruflichen Kenntnisse verfügt. Die Einstiegsqualifizierung sei eine Brücke ins Berufsleben für junge Leute, die erst noch den richtigen Weg für sich finden müssen. Bis zu einem Jahr zahle die Arbeitsagentur einen Zuschuss zum Praktikum. Der Eingliederungszuschuss habe das Ziel, eine längere Einarbeitungszeit zu überbrücken und eine Minderleistung des Bewerbers auszugleichen. Unterstützt werde auch eine Teilzeitausbildung für Wiedereinsteiger ins Berufsleben. Ebenso gebe es Förderprogramme für bereits Beschäftigte, insbesondere wenn es um Weiterbildung und Qualifizierung gehe. Über all jene Möglichkeiten informiert der Arbeitgeberservice bei seiner morgigen Telefonaktion.

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