Landau Es brummt auf den Radwegen

Mit Vollgas Richtung Ziel: Auch in Landau hat der Verkauf von Elektrorädern zugenommen.
Mit Vollgas Richtung Ziel: Auch in Landau hat der Verkauf von Elektrorädern zugenommen.

Als sein Fahrrad nicht mehr funktionstüchtig war und eine Reparatur des Drahtesels sich finanziell nicht mehr gelohnt hätte, entschied sich Christian Kirsch dafür, in ein neues Rad zu investieren. Cross- und Mountainbikes fand der Landauer interessant, letztlich fiel seine Wahl aber auf ein Elektrofahrrad. „Die Probefahrten haben mich überzeugt, außerdem fand ich es interessant, mit dem Rad zur Arbeit zu fahren, ohne gleich verschwitzt zu sein.“ Seit einem halben Jahr radelt er mit seinem Pedelec täglich von Mörzheim zum Landgericht und kann sagen: „Der Kauf hat sich absolut gelohnt, bin echt zufrieden.“ Christian Kirsch ist dabei nicht der Einzige, der vom Auto aufs Elektrorad umgesattelt hat. Bei den Landauer Fahrradhändlern haben die motorisierten Räder ihre schlanken Artgenossen inzwischen in den Hintergrund gedrängt, beispielsweise bei Zweirad Burckhardt. Inhaberin Susanne Höhlinger berichtet: „Mittlerweile machen Elektrofahrräder 70 Prozent unseres Verkaufs aus, vor fünf Jahren noch waren es schätzungsweise 20 Prozent gewesen.“ Übrigens ein bundesweites Phänomen, das sich hier bemerkbar macht. Nach Angaben des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV) wurden vergangenes Jahr in Deutschland rund 720.000 E-Fahrräder verkauft. Zweiräder mit Elektroantrieb bringen es damit schon auf einen Anteil von 19 Prozent am Gesamtfahrradmarkt. Tendenz: steigend. Wobei in der Statistik beachtet werden sollte, dass sich Kunden hauptsächlich ein Pedelec zulegen. Jene Räder, bei denen der Motor unterstützend eingreift, wenn in die Pedale getreten wird. Das E-Bike im klassischen Sinne ist mit einem Elektromofa zu vergleichen, für das man ein Versicherungskennzeichen, eine Betriebserlaubnis und eine Mofa-Prüfungsbescheinigung benötigt. Dasselbe gilt für Speed-Pedelecs, die wie Pedelecs funktionieren, bei denen die Motorunterstützung aber erst bei einer Geschwindigkeit von 45 Stundenkilometern abgeschaltet wird. Und doch wird selten zwischen den einzelnen Typen unterschieden, man spricht oftmals pauschal von E-Bikes. Laut Höhlinger gibt es diverse Gründe, wieso die Nachfrage nach Elektrofahrrädern gestiegen ist und sich auch junge Menschen verstärkt auf den Sattel eines Elektrorads schwingen. So sei die Modellvielfalt in allen Produktkategorien gestiegen, die Antriebstechnologie sei weiterentwickelt worden und auch die Reichweite sei höher. Darüber hinaus gebe es Unternehmen, die ihren Mitarbeitern das Leasing eines E-Bikes zu attraktiven Konditionen realisieren, sodass Angestellte auch mit dem Rad zur Arbeit komme. Solange das Rad funktionstüchtig ist. Hat das Gefährt einen technischen Defekt, ist die Reparatur gar nicht so einfach. Wie das Fahrradhaus Gaab in Queichheim informiert, wird ein Auslesegeräte gebraucht, in das ein Radbesitzer erst investieren muss. „Auch wird dabei jede Menge Erfahrung benötigt. Zudem sind in die Räder meist spezielle Teile verbaut, die häufig mit dem traditionellen Fahrrad nichts mehr zu tun haben“, erklärt Zweirad-Mechanikermeister Stefan Klein. Umso wichtiger sei es für Kunden, ihr Gefährt im Fachhandel zu kaufen, wo Reparaturen schnellstmöglich angeboten werden. Der Service sei schließlich ein wichtiger Punkt beim Kauf eines Pedelecs, das ab 2500 Euro aufwärts zu haben ist. Michael Schindler vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) Landau-Südliche Weinstraße freut sich, dass Elektroräder Menschen dazu bewegen, zu radeln, statt hinter dem Steuer eines Autos zu sitzen. Das sei nicht nur gut für die Umwelt, sondern fördere auch die Gesundheit des Einzelnen, selbst wenn man mit körperlichen Beschwerden zu kämpfen habe. „Allerdings“, gibt Schindler zu Bedenken, „müsste noch zwischen den Orten verstärkt in Radwege investiert werden.“ Auch Stellplätze fehlten hier und dort im Kreisgebiet. Schindler kommt auch auf einen weiteren Punkt zu sprechen: Durch den E-Bike-Trend steigen Menschen wieder aufs Rad, die lange Zeit nicht in die Pedale getreten haben. Sie müssten sich an die Verkehrssituationen im Alltag erst wieder gewöhnen, zumal sie mit einem antriebsstarken Rad unterwegs sind. Aber auch die Autofahrer dürften die Geschwindigkeit, mit der E-Bike-Fahrer unterwegs sind, nicht unterschätzen. Tatsächlich verzeichnet die Polizeidirektion Landau seit 2016 einen Anstieg von Verkehrsunfällen, in die E-Bike/Pedelec-Fahrer verwickelt waren. Bundesweit waren es in den ersten neun Monaten von 2017 deutlich mehr Unfälle mit E-Bike-Fahrern als im Vorjahreszeitraum, wie das Statistische Bundesamt erfasste. Jedoch gebe es zeitgleich auch mehr Menschen, die ein Elektrofahrrad besitzen und darüber hinaus noch längere Strecken damit fahren als Durchschnitts-Radler ohne E-Unterstützung, wie der ADFC-Bundesverband in diesem Zusammenhang anmerkt. In Landau gab es vergangenes Jahr generell mehr Unfälle, an denen Radfahrer beteiligt waren. In Zahlen ausgedrückt, gab es in den beiden Vorjahren jeweils rund 420 Unfälle mit Beteiligung von Radfahrern. Elektrofahrräder sind vergleichsweise hochwertiger und deutlich teurer als die analogen Geschiwster, und doch ist die Zahl der Diebstähle von Fahrrädern nach Angeben der Polizeidirektion Landau nicht angestiegen. Wobei sie in ihrer Statistik auch nicht differenziert, ob es sich bei den gestohlenen Rädern um herkömmliche Drahtesel oder E-Fahrräder handelt. Marktplatz regional

Haben Elektroräder einen technischen Defekt, muss das Problem mit dem Auslesegerät ermittelt werden, wie Stefan Klein vom Fahrra
Haben Elektroräder einen technischen Defekt, muss das Problem mit dem Auslesegerät ermittelt werden, wie Stefan Klein vom Fahrradhaus Gaab vorführt.
Hat im Frühjahr vom Auto aufs Elektrofahrrad umgesattelt: Christian Kirsch aus Mörzheim.
Hat im Frühjahr vom Auto aufs Elektrofahrrad umgesattelt: Christian Kirsch aus Mörzheim.
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