Karlsruhe Die Glücksfabrik aus dem Kraichgau

Die Brauchs: Als Familie führen sie ein erfolgreiches Unternehmen .
Die Brauchs: Als Familie führen sie ein erfolgreiches Unternehmen .

Als erstes steigt dem Besucher beim Betreten der unscheinbaren Produktionshalle ein unwiderstehlicher Vanillegeruch in die Nase. Wohin sich das Auge auch wendet, überall stehen Kisten in blau, rot oder gelb – voll bepackt mit Glückskeksen. In Gondelsheim bei Bretten ist das Glück zu Hause.

Der Familienbetrieb „Sweet and lucky“ produziert dort pro Jahr über 45 Millionen des Gebäcks, das sich besonders bei Chinesen großer Beliebtheit erfreut. Die kleinen Botschaften im Teiggebäck, die oft nach der Speise gereicht werden, haben in Asien eine lange Tradition, die bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht. Und das historische Städtchen Gondelsheim mit seinen 3200 Seelen ist quasi so etwas wie die Hauptstadt der Glückskekse. Der 30-Mann-Betrieb aus dem Kraichgau ist der größte Hersteller in der Bundesrepublik und ein echter Global Player auf dem Weltmarkt. Ob in Supermärkten in Frankreich, Australien oder den USA - die Wahrscheinlichkeit auf Glücksgebäck Made in Nordbaden zu stoßen, ist enorm hoch. Auch das Gros der deutschen China-Restaurants sowie Großhändler und Werbemittelproduzenten weltweit werden von dem Unternehmen aus dem nördlichen Karlsruher Landkreis beliefert. Entsprechend aufgeräumt ist die Geschäftsführerin des Unternehmens, Viktoria Brauch, die das einträgliche Geschäft mit Fortuna 2003 aus der Taufe hob. „Es macht einfach Spaß so ein Produkt anzubieten. Glück kann ja bekanntlich jeder gebrauchen“, meint die gelernte Müllermeisterin lachend. Die Idee zur Glückskekse-Produktion kam der 45-Jährigen, als sie von Verwandten aus den USA ein Paket mit dem Gebäck erhielt. „Das können wir doch auch“, dachte sich Viktoria Brauch, die gemeinsam mit ihren Geschwistern Christoph und Alexandra flugs ein Unternehmen gründete. Eine Mühle im Familienbesitz, die einst noch vom Ur-Ur-Großvater betrieben wurde, war bereits vorhanden. Und als Müllermeisterin und Betriebswirtin in Personalunion hatte die Frau sowohl handwerkliches als auch kaufmännisches Know-how auf ihrer Seite. Zu pass kam der Familie, dass die Geschwister kurz zuvor eine Foliendruckerei im bayerischen Rosenheim gekauft hatten, die von Schwester Alexandra geführt wird. So war auch schnell geklärt, wie die kleinen Glücksbotschaften gedruckt werden sollten. Für die Produktion in Gondelsheim ist Bruder Christoph verantwortlich. Das familiäre Trio arbeitet Hand in Hand und hat so eine echte Erfolgsgeschichte geschaffen. Ein großes Plus hatte Viktoria Brauch obendrein: „Ich bin schon von jeher großer Indien- und Asienfan. Ob Ayurveda oder Feng shui – mich begeistert einfach die Art dort zu leben. Wenn man also die nötige Begeisterung für so eine Kultur mitbringt, kommt das andere von ganz allein“, sagt die Unternehmerin, die auch karitative Projekte in Asien unterstützt. Natürlich sei etliche Zeit verstrichen, bis man die optimale Rezeptur des Naschwerks, das aus Weizenmehl, Glukose-Sirup, Zucker und Vanille-Aroma besteht, gefunden hatte. Eine rund einjährige Phase des Experimentierens und Hineinschmeckens war vonnöten, um das optimale Produkt für den Markt zu kreieren. Woher die Sprüche und Weisheiten für das Naschwerk stammen? „Daran sind im Grunde alle von uns beteiligt: Familie, Verwandte, Freunde. Wir wälzen immer wieder Lexika, schauen im Internet, und halten generell immer die Augen offen. “, erklärt sie. Im Übrigen stammen die Botschaften keineswegs nur aus dem asiatischen Kulturkreis, gedruckt werden Lebensweisheiten aus aller Herren Länder. Übersetzt werden die Zitate dann für die internationalen Märkte in die jeweilige Sprache des Landes. Wie die Sprüche aus Papier in das Naschwerk kommen, möchte sie lieber für sich behalten. „Ich könnte das jetzt natürlich erzählen. Aber ich behalte das besser als Betriebsgeheimnis. Ein bisschen Mythos ist doch gar nicht schlecht“, meint die 45-Jährige schmunzelnd und fügt stattdessen hinzu, dass selbst bei einem möglichen Verschlucken der Botschaft kein Gaumen in unmittelbarer Gefahr wäre. Hätte der Familienbetrieb vor einigen Jahren geahnt, dass die Produktion so erfolgreich sein würde, dann wäre das 2000 Quadratmeter große Firmenareal wohl etwas üppiger ausgefallen. Aber wer rechnet schon damit, dass Fortuna ihr Füllhorn so überdimensional ausschüttet? Info www.sweetandlucky.de .

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