Landau Biowein-Pionier Sauer zieht um

Heiner Sauer hat auch schon mit Amphoren experimentiert.
Heiner Sauer hat auch schon mit Amphoren experimentiert.

Der Böchinger will 2019 den kompletten Betrieb nach Nußdorf verlegen. In das Projekt werden zwei Millionen Euro investiert.

Geht es um die Pioniere im Bio-Weinbau in der Pfalz, kommt man am Weingut Sauer in Böchingen nicht vorbei. Im kommenden Jahr wollen Moni und Heiner Sauer noch einmal zwei Millionen Euro in ihren Wirtschaftsbetrieb in Nußdorf stecken (wir berichteten) und dann in der neuen Vinothek mit Blick auf Landau ihre Weine auch von dort aus vermarkten. Gerade einmal drei Jahrzehnte sind vergangen, seit sich Heiner Sauer entschloss, auf bescheidenen 2,5 Hektar Fläche, quasi im Nebenerwerb, seine eigenen Weine zu erzeugen. Dabei waren für ihn ökologische Produktionsmethoden von Anfang an erstrebenswert. Schließlich gehören die Sauers seit 1987 bereits dem Bioland-Verband an. „Seit 2010 lassen wir auch biodynamische Grundsätze in unsere Ausbauphilosophie einfließen“, betont Heiner Sauer, der mit seiner Frau Moni, von Hause aus Apothekerin, eine verlässliche Mitstreiterin an seiner Seite weiß. Niemals seien sie auf die Idee gekommen, den Bio-Weinbau wieder aufzustecken. Heute bewirtschaftet der gelernte Weinbautechniker, der nach seiner Ausbildung in verschiedenen Weingütern in der Pfalz und in Rheinhessen gearbeitet hat, mehr als 30 Hektar Rebland. Knapp die Hälfte ist in Familienbesitz. Doch damit nicht genug: Vier bis fünf Mal im Jahr ist Sauer in Spanien unterwegs. Und keineswegs nur, um dort die tiefdunklen Rotweine zu kosten. Vor 20 Jahren hat er rund 75 Kilometer westlich von Valencia die Bodegas Palmera in der Weinregion Utiel-Requena gegründet und nennt dort fast ausschließlich rote Rebsorten auf 18 Hektar sein Eigen. Nach den Sauerschen Prinzipien in der Südpfalz werden auch dort die Weinberge bearbeitet. Hier wie dort spielt chemischer Pflanzenschutz seit Jahren keine Rolle mehr. Vermarktet werden die spanischen Weine auch von Deutschland aus. Fragt man den Chef des Hauses nach seiner Unternehmensphilosophie, überlegt er nicht lange. Im Mittelpunkt steht die Natur, die einem Biowinzer auch mal übel mitspielen kann. Etwa bei Frost oder Hagel. Die Tatsache, dass Sohn Valentin in Kürze seine Ausbildung als Weinmacher beendet haben und ebenfalls in den Betrieb einsteigen wird, hat die Familie bewogen, den Betrieb „auf einen guten Sockel zu stellen“. So begründet Heiner Sauer sein finanzielles Engagement im ehemaligen Betrieb Zimpelmann in Nußdorf, den die Schwiegereltern einst betrieben. Schmunzelnd gesteht er: „Bauen ist neben Wein meine zweite Leidenschaft.“ In den besonders guten Lagen von Nußdorf und Frankweiler bauen die Sauers zu etwa 80 Prozent jene Trauben an, aus denen dann klare, elegante Weißweine reifen. Schwerpunkte bilden neben den Rieslingtrauben die Burgundersorten. Besonders stolz ist Sauer auf seinen „Grünfränkischen“, eine historische Rebsorte, der er 2008 im Zuge eines Bundesforschungsprojekts wieder zu Aufmerksamkeit verhalf. Bei seinen Weinen gewinnt die Terroirprägung eine immer größere Bedeutung. Er verzichtet auf Mineraldünger und arbeitet bevorzugt mit Kompost, pflegt eine üppige Begrünung seiner Rebfläche. Ihm ist wichtig, ständig den Boden zu begutachten. Den Durchschnittsertrag pro Hektar gibt er mit rund 6000 Litern an. Etwa 65 Prozent der Jahresmenge gehen in den Handel, noch einmal zehn Prozent in die Gastronomie. Vermarktet werden pro Jahr 100.000 Flaschen spanische Weine, weitere 180.000 sind südpfälzischen Ursprungs. Zusammen bringt es Sauer nach eigenem Bekunden auf einen Jahresumsatz von 1,4 Millionen Euro. Bei der Finanzplanung in seinem Betrieb, also auch seinen Investitionen, ist er andere Wege gegangen als seine Kollegen. 1998, erzählt der 60-jährige Winzer, habe er eine Deutsche KG gegründet und Firmenanteile an seine Kunden verkauft. 42 Teilhaber stiegen damals mit 5000 Mark ein. Ähnliches hat er auch im kommenden Jahr in Nußdorf vor, wenn dort die Bausumme von zwei Millionen Euro fällig wird. Sauer freut sich, dort dann den kompletten Betrieb zentrieren zu können und damit auch dem Sohn eine sichere Zukunft im Unternehmen zu bieten. In Böchingen will die Familie nur noch wohnen. Übrigens: In Nußdorf haben die Sauers auch eine weitere Immobilie saniert und dort acht Gästezimmer eingerichtet, die dem Gästehaus Villa Delange vermietet werden. Apropos Engagement: Sauer geht davon aus, dass in diesem Jahr erstmals der Biowingert an der Vinothek Par Terre in Landau, um den sich die Familie kümmert, nennenswerte Früchte trägt. Somit wird der Berliner Modedesigner Michael Michalski, der die Vinothek eingerichtet hat und zur Einweihung den Wingert nebenan „geschenkt“ bekam, vom Jahrgang 2018 seinen ersten eigenen Wein bekommen.

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