Kusel Kusel: Wildschweinen geht es wegen Afrikanischer Schweinepest an den Kragen

Noch scheuert sich diese Bache genüsslich an einem Stamm. Doch um eine Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest zu verhindern,
Noch scheuert sich diese Bache genüsslich an einem Stamm. Doch um eine Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest zu verhindern, werden immer mehr Wildschweine geschossen.

Die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest macht auch Jägern und Landwirten im Kreis Kusel Sorgen.

Kreisjagdmeister Bernd Klinck aus Ulmet wirbt für Wachsamkeit und Einhaltung der Vorsichtsmaßnahmen, um eine Einschleppung des Erregers der Seuche zu verhindern. Zudem befürwortet er eine deutliche Verringerung der Bestände an Schwarzwild, um das Risiko der Übertragung zu mindern. Dass die Jägerschaft in dieser Hinsicht nicht untätig ist, lasse sich etwa an dem Ergebnis einer Drückjagd ablesen, bei der im Herbst in den benachbarten Gemarkungen Blaubach und Erdesbach mehr als 40 Wildschweine erlegt worden seien, illustriert Klinck. Auch in anderen der rund 130 Jagdreviere im Kreis sei die Wildschweinjagd intensiviert worden. Eine zu große Wildschweinpopulation gilt als ein Risikofaktor dafür, dass sich die Afrikanische Schweinepest weiter verbreitet.

Drohnen und Wärmebildkameras könnten helfen

Revierübergreifende Jagd sei die einzige Chance, um die überhöhten Schwarzwildbestände einzudämmen. Auch technische Hilfsmittel bei der Jagd – wie Drohnen, Wärmebildkameras und Lichtquellen – seien geeignet, um Wildschweinrotten aufzuspüren und die zu hohe Tierdichte zu reduzieren. Klinck räumt ein, dass er eigentlich kein Freund dieser Hilfsmittel sei, diese jedoch in einer Ausnahmesituation für notwendig erachte. Allerdings gibt er zu bedenken, dass der Einsatz von künstlichen Lichtquellen nur kurze Zeit wirke, da die Wildschweine sich rasch anpassten. Eine klare Absage erteilt der Kreisjagdmeister hingegen Versuchen in einzelnen Bundesländern, mit finanziellen Anreizen die Jagd auf Wildschweine zu intensivieren. Neben Mecklenburg-Vorpommern hat auch Bayern eine Abschussprämie für erlegte Wildschweine ausgelobt, jeweils 25 beziehungsweise 20 Euro. In Sachsen-Anhalt finanzieren Ferkelerzeuger eine Abschussprämie.

Appell an Landesregierung für Aufwandsentschädigung

Auch in Rheinland-Pfalz hatte der Bauern- und Winzerverband Süd an die Landesregierung appelliert, für jedes erlegte Wildschwein und den Einsatz von Jagdhunden bei revierübergreifenden Treibjagden eine Aufwandsentschädigung zu zahlen. Derartige Prämienanreize, um die Schwarzwildpopulation zu vermindern, seien ein „Armutszeugnis“, sagt Klinck. „Das müssen die Jäger sowieso machen.“ Landwirte, Jäger, Tierärzte, aber auch Transporteure und Touristen, die aus Gebieten mit Afrikanischer Schweinepest kommen, müssten sensibilisiert werden, wirbt der Kreisjagdmeister.

Infektion kam von Afrika über Russland, Weißrussland, Polen und Tschechien nach Deutschland

Die Infektion stammt aus Afrika, seit 2007 ist sie über Russland und Weißrussland in die Wildschweinbestände der baltischen Staaten und Polens eingeschleppt worden. Im vergangenen Sommer wurde das Virus in Tschechien festgestellt. Das Friedrich-Loeffler-Institut für Tiergesundheit erhöhte daraufhin seine Risikobewertung für einen Ausbruch der Seuche in Deutschland. Amtstierarzt Udo Wissinger von der Kreisverwaltung Kusel widerspricht Darstellungen, wonach die afrikanische Variante der Schweinepest hoch ansteckend sei. Monitoring zeige, dass die Ausbreitung des Virus von Tier zu Tier über Blut oder Speichel nur in kleinen Sprüngen erfolge. Der Ausbruch der Tierseuche im östlichen Tschechien im vergangenen Sommer sei „menschengemacht“. Denn über infiziertes Fleisch, Essensreste, aber auch durch Jagdtrophäen aus den betroffenen Regionen könnte das Virus, das selbst in gepökelten, geräucherten und gefrorenen Fleischerzeugnissen lange überlebt, beispielsweise durch Fernfahrer, Jäger oder Urlauber über große Distanzen verschleppt werden.

Rasche und sichere Beseitigung

Eine wichtige Vorsichtsmaßnahme sieht Wissinger in einer strikten Kontrolle von verendeten Wildschweinen, denen Proben zur veterinärmedizinischen Untersuchung entnommen werden müssen. Zudem müssten Tierkadaver rasch und sicher beseitigt werden. Dass der Wildschweinbestand in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen hat, führt der Veterinär neben den milden Wintern, die für ein reiches Futterangebot sorgen, auch auf Ausdehnung des Maisanbaus zurück. Bislang gibt es nur gegen die „klassische“ europäische, nicht aber gegen die afrikanische Variante der Schweinepest einen Impfstoff. Für den Menschen ist die Infektionskrankheit ungefährlich, bei Wild- und Hausschweinen endet sie meist tödlich. Bei einer Übertragung des Virus auf Hausschweine drohen nach Einschätzung der Experten und Berufsverbänden erhebliche wirtschaftliche Schäden. Komplette Bestände müssten dann getötet werden, zudem sei mit Exportbeschränkungen zu rechnen, wird argumentiert. Für Hausschweine gelten laut Veterinär Wissinger hohe gesetzliche Hygienestandards, um eine Einschleppung von Krankheitserregern zu verhindern. Dazu gehörten etwa Hygieneschleusen, Einzäunungen, Dokumentation, Tierkennzeichnung und Warnschilder.

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