Kusel Konken: Frische Milch auf Knopfdruck

Milch zum Selbstzapfen gibt es ab sofort in Konken: Milchbauer Jörg Brassel, hier mit seinen Kindern Rouven, Emma, Klara und Eri
Milch zum Selbstzapfen gibt es ab sofort in Konken: Milchbauer Jörg Brassel, hier mit seinen Kindern Rouven, Emma, Klara und Eric (von links) vor dem Automaten, den er in der Hauptstraße installiert hat.

Milchbauer Jörg Brassel aus Albessen hat den ersten Milchzapf-Automaten im Kreis Kusel aufgestellt

Frische Milch selbst zapfen: Das können Verbraucher nun auch im Kreis Kusel. Und zwar jeden Tag, rund um die Uhr. Denn Milchbauer Jörg Brassel aus Albessen vermarktet die Milch seiner Kühe jetzt auch direkt an Milchzapf-Automaten. Den ersten Automaten im Landkreis stellte der 45-Jährige am Freitagabend in Konken auf.

"Resonanz sehr positiv"

Und dort, wenige Meter vom Kreisel entfernt, haben sich die Kunden seit dem Start ziemlich hungrig nach der Milch der Albesser Kühe gezeigt, bilanziert Brassel: „Die Resonanz war sehr positiv.“ Der Landwirt hat schon Erfahrung mit den Automaten. Bereits im August platzierte er seine erste Milchzapfanlage im Foyer des Edeka-Marktes in Birkenfeld – der allererste Milchautomat überhaupt in Rheinland-Pfalz. Es folgten Edeka in Ramstein und Globus in Homburg-Einöd.

Einige Wochen auf Platzsuche

Bis mit Konken ein geeigneter Platz im Landkreis Kusel gefunden war, dauerte es einige Wochen. Zuvor stand der Milchautomat Nummer vier zunächst im Hof des Familienbetriebs, wie Brassel erzählt. Allein durch Mund-zu-Mund-Propaganda seien viele Leute gekommen, „die ich hier noch nie vorher gesehen habe. Die wollten nicht zu mir, sondern zum Automaten“, registriert er den Bedarf.

Rund 1300 Liter pro Woche aus dem Automaten

Brassel ist aktuell Herr über 180 Stück schwarzbunte Kühe. Vor rund fünf Jahren errichtete er einen neuen Stall samt Melkroboter. 5000 bis 6000 Liter Milch werden pro Tag gemolken. Der Großteil werde an die Molkerei Hochwald abgegeben. Dagegen ist der Anteil für die Milchautomaten laut Brassel marginal. Rund 1300 Liter würden pro Woche an den Automaten gezapft. Die Tanks – mit 200, 400 und 600 Litern – würden spätestens alle zwei Tage erneuert. Wenn Milch im Automaten übrig bleibe, werde diese etwa zur Kälberfütterung verwendet.

In Rheinland-Pfalz Neuland

Nach der jüngsten Milchpreiskrise stand Brassel vor der Entscheidung: „Entweder baue ich den Stall für weitere 100 Kühe aus oder ich investiere in Direktvermarktung.“ Vor einem Jahr hat er auf der „Eurotier“-Messe in Hannover erstmals einen Milchautomaten entdeckt und sofort gewusst: „Das ist es.“ Die Automaten werden in Italien gefertigt und von einer Firma in Oberbayern samt Vermarktungskonzept vertrieben. Während es etwa in Ostdeutschland und in Bayern schon einige gibt, betritt Brassel in Rheinland-Pfalz damit absolutes Neuland.

Zeit reif für Direktvermarktung

Rund 300.000 Euro investierte er in die Direktvermarktung. Neben den auffälligen Zapfautomaten wurde eine eigene, zertifizierte Molkerei eingerichtet, auch ein Lieferfahrzeug musste her. Dann suchte er geeignete Standorte an gut frequentierten Märkten – und wurde mit offenen Armen empfangen. Nach der letzten Milchpreiskrise sei die Zeit für Direktvermarktung einfach reif gewesen, sagt Brassel. Gereizt habe ihn diese Schiene schon immer, verrät der 45-Jährige. „Das liegt bei uns in der Familie.“ Sein Onkel ist mit der Vermarktung von Erdbeeren und Spargeln (Familie Ernst) bekannt geworden, eine Tante habe in Kaiserslautern Eier verkauft, und schon der Urgroßvater war einst in Lautern mit Vorzugsmilch in Flaschen unterwegs, erzählt der Vater von fünf Kindern. Ehefrau Silke fügt hinzu: „Viele haben uns während der Milchpreiskrise angesprochen, was sie denn tun könnten, um die Bauern direkt zu unterstützen.“ Nun haben sie an den Milchautomaten dazu Gelegenheit.

Ein Liter für 1,30 Euro

Der in Konken ist überdacht und bei Dunkelheit beleuchtet. Ein Liter frische Milch von den Kühen um die Ecke kostet 1,30 Euro. Ein halber Liter ist für 70 Cent zu bekommen. Die Milch hat ihren natürlichen Fettgehalt, der je nach Jahreszeit zwischen 3,6 und vier Prozent schwankt. Milchflaschen können am Automaten gezogen werden – ansonsten bringt man seine gespülte Flasche beim nächsten Mal wieder mit. Eine Rückgabe ist nicht möglich.

Strenge Ansprüche an die Frische

Die Milch ist dauernd gekühlt und pasteurisiert. Die Pasteurisierung – also die kurzzeitige Erwärmung auf 72 bis 75 Grad zur Abtötung möglicher Mikroorganismen und Keime – macht die Milch nicht nur länger haltbar. Sie ist auch Pflicht. Rohmilch dürfe nur an Milchtankstellen ab Hof verkauft werden, klärt Brassel auf. „Sobald ich über die Straße gehe, muss die Milch pasteurisiert sein.“ Und das geht nicht so nebenbei. „Der Aufwand ist schon groß“, räumt der Landwirt auch mit Blick auf Logistik und Transport ein. Brassel beschäftigt fünf Mitarbeiter, darunter neben drei Azubis auch Yvonne und Michael Groß aus Albessen. Yvonne Groß ist für das Pasteurisieren zuständig.

Weitere Automaten geplant

Langfristig strebt Brassel eine Verdoppelung der Milchabgabe an den Automaten an. Dazu will er noch weitere aufstellen, etwa an den Globus-Standorten in St. Wendel und Saarbrücken. Die Direktvermarktung gefällt ihm: „Ich weiß, für wen ich das mache.“

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