Kreis Kusel „Europa muss lernen, Kulturen zu wahren“

Mit dem Nachbau einer Gitarre aus dem 19. Jahrhundert präsentierte Norbert Küpper zeitgenössische Werke.
Mit dem Nachbau einer Gitarre aus dem 19. Jahrhundert präsentierte Norbert Küpper zeitgenössische Werke.

Ein Stück italienische Kultur brachte am Sonntag der Kölner Künstler Norbert Küpper in die Valentinskapelle Glanbrücken. Mit klassischen Gitarrenstücken, Eindrücken zum Verhältnis Italiens zu Deutschland und Europa sowie Gemälden präsentierte Küpper den knapp 20 Anwesenden kurzweilig „Bella Italia“.

Der Künstler und Kunsthistoriker Norbert Küpper, ein Jugendfreund des Pfarrers Johannes Hülser, hat sich in besonderem Maße mit Italien beschäftigt und beim Konzert die Anwesenden mit auf eine Reise genommen. Der Träger eines der renommiertesten deutschen Kunstförderpreise, Villa Romana, verbrachte ein knappes Jahr in Florenz. Neben der Malerei beschäftigt den Kölner die italienische Musik. Mit einem Nachbau einer Gitarre nach dem Modell von Louis Panormo aus dem Jahr 1838 präsentierte er Stücke italienischer Komponisten. Küpper berichtete über die wachsende Bedeutung des sechssaitigen Instruments um 1800, welches vom Bürgertum zum häuslichen Musizieren immer mehr genutzt wurde. Maßgeblich an der Entwicklung der Gitarren seien die Spanier und Italiener beteiligt gewesen. Aus dem ersten Heft von Mauro Guilianis (1781-1829) „Le Ore di Apollo“ präsentierte der Kölner zahlreiche Kompositionen und Variationen, die typischerweise etwas Opernhaftes an sich haben und eine Art Persiflage auf große Opern darstellen. Zwischen den einzelnen Stücken erklärte der Künstler kurzweilig die Entstehungsgeschichten und war auch zu dem einen oder anderen Scherz aufgelegt. So meinte er, als er sein Instrument stimmen musste: „Man sagt, dass ein 70-jähriger Lautenist 35 Jahre sein Instrument gestimmt hat.“ Weniger zum Lachen war dagegen seine Schilderung einer griechisch-römischen Sage um den Satyr Marsyas: Für den endete ein Musikwettstreit gegen Apollo am Baum – lebendig gehäutet. Auch den Werdegang des italienischen Komponisten Ferdinando Carulli (1770-1841) brachte Küpper den Besuchern näher. Mit dessen „Drei Sonaten“, die langsam beginnen und immer lebhafter werden, präsentierte er dem aufmerksam lauschenden Publikum dessen Werk. Im Anschluss an das Konzert gab der Künstler den Besuchern einen Abriss der politischen Situation Italiens mit auf den Weg: Populismus sei in Italien keineswegs ein neues Phänomen, nur sei dieser bisher in gewissen Grenzen geblieben. Doch je mehr Krisen das Land beutelten, desto unsicherer seien viele Italiener geworden, wen und ob sie wählen gehen sollten. Auf die sinkende Wahlbeteiligung folgte ein Rechtsruck. Es gehe fast unter, dass viele junge Italiener europäisch eingestellt seien und „die Wahl nicht das Denken aller“ widerspiegele. Küppers Fazit: „Europa muss lernen, Dialoge zu führen und unterschiedliche Kulturen zu wahren.“ Auch konnten die Konzertbesucher sich ausgelegte Gemälde des Künstlers ansehen. Sie erzählen die Geschichte Europas. Die Werke sind von Renaissancekünstlern inspiriert. Die zunächst recht abstrakt anmutenden Bilder bestechen bei genauerem Hinsehen durch ihre Vielschichtigkeit.

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