Kreis Kusel Emotional, einfühlsam, fesselnd

Geistliche Musik aus Barock und Romantik, aber auch eigene Kompositionen stellte Organist Tobias Neumann zusammen mit Mezzosopranistin Anna-Maria Gruszczynska vor etwa 35 Besuchern am Sonntagnachmittag in der Flurskapelle in Ulmet vor.

Zu den Höhepunkten des Konzerts gehörte die Arie „Erbarme dich unser“ aus der Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach (1685-1750). Hier fesselte Anna-Maria Gruszczynska mit ihrer eindringlichen, zu Herzen gehenden Interpretation. Warm und dunkel legte sich ihre ausdrucksvolle Stimme nach dem leise-verhaltenen Einsatz von Tobias Naumann in langgezogenen Melodiebögen über die Orgelklänge mit ihrem prägnanten, doch unaufdringlichen punktierten Rhythmus. Auch die Orgel fächerte sich auf, hohe Register traten dazu und flankierten die Mezzosopranstimme. Kunstvolle Verzierungen integrierte Gruszczynska stimmig in ihre Interpretation, sie waren nie Selbstzweck um des schönen Gesanges willen, sondern unterstrichen den Seufzercharakter der Fürbitten, der durch das Drängen der Orgelbegleitung immer intensiver wurde. Zutiefst berührend waren auch Lieder nach Texten des schlesischen Dichters, Arztes und Theologen Angelus Silesius (1624-1677), mit bürgerlichem Namen Johannes Scheffler, die Organist Tobias Naumann vertonte. Auffallend an der Komposition „Schau dein Himmel ist in dir“ war der Wechsel zwischen dem A-cappella-Einsatz der Stimme und kurzen Orgelblöcken. Die Stimme wirkte umso eindrucksvoller, wenn sie völlig unbegleitet den Text in einem Sprechgesang rezitierte, während die harmonisch sehr dichten Orgeleinwürfe wie ein Kommentar oder eine Mahnung dagegengesetzt waren. Diese Konfrontation löste Naumann auf, indem sich ein kurzes Thema über die Orgel entfaltete, das zusammen mit der Gesangsstimme in einfacher Melodieführung in ein inniges Gebet mündete. In der klangschönen Gestaltung von Gruszczynskas dunkler, bei aller Fülle doch schlank geführter Mezzosopranstimme nahm dieses Gebet einen sehr gemütvollen Ausdruck an und erinnerte an ein Volkslied. Sehr einfach und liedhaft war auch Naumanns Komposition „Durch Weisheit ist Gott tief“, ebenfalls nach einem Text von Angelus Silesius. Sehr berührend war diese volkstümliche Erzählung, die Glaubenslehre mit Volksweisheiten verband. Aus diesem Jahr stammt die „Anrufung an den Heiligen Geist“, die Naumann bei dem Konzert uraufführte. Breite flächige Liegetöne prägten den instrumentalen Charakter des Werkes und verliehen ihm eine kosmisch-archaische, tief in sich wurzelnde Ruhe. In bewusster Einfachheit, die in der Rezitation stellenweise an die Litaneien in Volksgebet- und -gesangbüchern denken ließ, entfaltete sich über dieser sich langsam bewegenden Fläche die Stimme von Gruszczynska. Virtuose Orgelkunst konnte Naumann im „Offertire fis-Moll“ von César Franck (1822-1890) unter Beweis stellen. Aus den breit und machtvoll flutenden Klängen der Stummorgel traten in seinem differenzierten Spiel ein Motiv im Stufengang und ein erzählerisches Thema plastisch hervor, das Naumann farbenreich auslotete und so zu einer Ballade ohne Worte entwickelte. Sehr fesselnd war auch die „Tocata de Contras Quinto Tono“. Jubilierende Fanfaren traten hier in der Gestaltung des Organisten in frappierender Beweglichkeit ebenso hervor wie fanalartige Signale und schnelle Umspielungen, die das Thema ausschmückten. Mit dem „Agnus Dei“ aus Mozarts Krönungsmesse und seinem „Laudate Dominum“ ließen Anna-Maria Gruszczynska und Tobias Naumann schließlich ein besinnliches Konzert ausklingen.

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