Kreis Südwestpfalz Zusammen mit Wallhalben üben

Hilfeschreie sind zu hören, verletzte Personen stöhnen. Im früheren Bundeswehrgebäude im Nünschweilerer Ortsteil Bärenhütte brennt es. Auch hinter dem Gebäude ist ein Feuer ausgebrochen. Das ist das Szenario, das der Rettungsleitstelle gemeldet wird. Einsatz für die Feuerwehr. Die Melder der Wehrleute der Löscheinheiten aus Nünschweiler, Rieschweiler und Höhmühlbach, die eine Ausrückeinheit bilden, springen an.

Der Hausmeister des Gebäudes wurde über die Einbruchs- und Brandwarnanlage alarmiert, dass im Gebäude etwas nicht stimmt. Jugendliche und Kinder nutzen das riesige Gebäude gerne unerlaubterweise als Abenteuerspielplatz. Feuer und Qualm versperren ihnen in dem mehrstöckigen Gebäude den Weg nach draußen. Zwei Wochen haben Harald Borne, der stellvertretende Wehrleiter der Feuerwehr in der Verbandsgemeinde Thaleischweiler-Fröschen, und zwei Kollegen am Szenario für die Großübung gearbeitet. Die Zusammenarbeit der Wehrleute aus dem Ausrückebereich mit der Einsatzzentrale in Thaleischweiler-Fröschen sowie dem Einsatzleitwagen aus Wallhalben und dem Rettungsdienst, der mit der Schnellen Einsatzgruppe Sanität (SEG) beteiligt ist, wird geübt. Sirenen und Martinshorn sind zu hören, Blaulicht flackert. Fünf Minuten nach der Alarmierung trifft die Wehr aus Nünschweiler ein. Lage checken. Nach ersten Erkenntnissen mehr als fünf verletzte Personen. Das bedeutet, das SEG ist zu alarmieren. „Achtung Chemielager“ steht auf Schildern am Gebäude. Vorsicht ist geboten. Immer mehr Blaulicht zuckt durch den Abendhimmel. Wehr um Wehr rückt an. Zu kämpfen haben sie mit alltäglichen Widrigkeiten, wie dem gesperrten Bahnübergang bei Rieschweiler-Mühlbach. Das verlängert die Fahrt zum Einsatzort. Ohne Atemschutz geht bei einem verqualmten Bau nichts. Schläuche werden aufgerollt, als Orientierungshilfe im Gebäude. Die Eingangstür wird geprüft. Kann das Gebäude gefahrlos betreten werden? Es geht. Tür ist offen, dahinter kein Feuer. Rein heißt es für den ersten Trupp. Systematisch wird der untere Bereich durchsucht. Trotz Übung nicht ungefährlich. Es wird saniert. Überall steht Glas, ausgebaute Sanitäreinrichtungen, Holz und Karton liegen herum. Meter um Meter arbeiten sich die Wehrleute vor. Türen checken. „Alles vorschriftsmäßig“, ist Einsatzleiter Borne zufrieden. Er und nicht beteiligten Kollegen analysieren die Übung. Aus einem Keller sind eindringliche Hilferufe zu hören. „Wir sind gleich da“, versuchen die durch das Atemschutzgerät kaum zu verstehenden Wehrleute, die Hilfesuchenden zu beruhigen. Das Problem: Der Türgriff ist abgebrochen. Rein geht es nur mit dem richtigen Werkzeug und dem entsprechenden Geschick. Tür offen, Raum absuchen. Die starken Helmlampen ziehen einsame Lichtspuren im dunklen Raum. Verletzte rufen um Hilfe. Was ihnen fehlt – 19 Jungfeuerwehrleute sowie einige stumme Dummys sind als Opfer bei der Übung im Einsatz – steht auf den Tafeln, die ihnen umgehängt wurden. Knalltrauma, blind, Vergiftungserscheinungen, Arm gebrochen, Panikattacke. Jegliche Verletzung ist vorhanden. Auf allen Vieren nähern sich Retter und erste Gerettete dem Ausgang. Dort nehmen weitere Wehrleute die Verletzten in Empfang, legen sie auf Tragen. Für die Helfer geht es zurück ins Gebäude. Das SEG ist eingetroffen. Die Geretteten werden an einen provisorisch eingerichteten Sammelplatz von Sanitätern behandelt. Das Zelt für die Verletzten wird direkt an der Straße aufgebaut. „Im hinteren Geländebereich, wo es zunächst vorgesehen war, war der Boden viel zu matschig“, erklärt Borne. Proben unter realen Bedingungen. Über Funk werden weitere, reale Feuerwehreinsätze gemeldet. Kleinbrand in Waldfischbach-Burgalben, eine vermisste Person in Hauenstein, die den Einsatz der Rettungshundestaffel erfordert. In Lemberg wird die Wehr benötigt. Retten, löschen, schützen, bergen ist rund um die Uhr überall gefragt. Das SEG hat eine große Standlampe aufgestellt, die erhellt die Szenerie. Während das Zelt wächst, ist die Wehr damit beschäftigt, den Brand hinterm Gebäude zu löschen. Wehrleute arbeiten sich Stockwerk um Stockwerk im Gebäude nach oben. Vom Einsatzlärm ist, je weiter es nach oben geht, immer weniger zu hören. Die Stille durchbricht nur das gespenstische Geräusch der Atem-schutzautomaten. Bis unters Dach, wo nicht mehr in Standhöhe gearbeitet werden kann, wird das Gebäude durchsucht. Überall finden sich Verletzte, die es laufend oder tragend zu bergen gilt. Mit jedem Meter, den es dem Ausgang entgegengeht, nimmt der Lärmpegel zu. Die sehr laute Entrauchungsanlage läuft. „Es ist ganz gut gelaufen“, ist Borne zufrieden mit der Übung, an der inklusive der Beobachter 33 Feuerwehrleute, 19 Opfer und 20 Helfer des SEG beteiligt waren. Einzelkritik folgt. Klar ist: die Rettungskette funktioniert.

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