Hauenstein Wehmut und Dankbarkeit bei letztem Hungermarsch

Am Sonntag endete in Hauenstein die Tradition der Hungermärsche für chilenische Straßenkinder – „mit Tränen in den Augen“, wie K
Am Sonntag endete in Hauenstein die Tradition der Hungermärsche für chilenische Straßenkinder – »mit Tränen in den Augen«, wie Karl Meyerer (rechts) betonte. Während des Gottesdienstes vor der Christkönigskirche, den Pfarrer Ulrich Nothhof (links) und Pater Raphael zelebrierten, berichtete Markus Koerdt (Zweiter von rechts) über seine Spendenläufe und übergab erneut 5000 Euro.

Es war beim nunmehr letzten „Hungermarsch“ zugunsten der chilenischen Kinderheimstiftung ein Ende „mit tiefer Wehmut und mit Tränen in den Augen“. In einem denkwürdigen Gottesdienst blickte man mit Dankbarkeit auf die großartige Arbeit des Hauensteiner „Freundeskreises“ zurück.

„Wir wollen nicht aufhören – wir müssen. Und es fällt uns sehr, sehr schwer“, sagte zur Begrüßung der rund 150 Teilnehmer Karl Meyerer, der Sprecher des „Freundeskreises“, der seit 1989 zu einem deutschlandweiten Netzwerk tätiger Nächstenliebe gewachsen war. Er zeichnete die Geschichte der Hilfe für die chilenischen Kinder nach, berichtete von den kleinen Anfängen der Unterstützung für den aus Pirmasens stammenden Bruder Paul Oden, von Altpapiersammlungen und Containersendungen, von Verkaufsständen bei örtlichen Festen und – gespickt mit Anekdoten – natürlich von nicht weniger als 44 Hungermärschen.

Und er betonte die Motivation, die das Hilfswerk so lange am Laufen hielt. „Die Wurzeln unseres Handelns waren die Ideale des Pfadfindertums“, sagte er und erinnerte an den Verstorbenen Urban Seibel, der „Kopf, Herz und Hand des Freundeskreises“ gewesen sei. „Pfadfinder ist man nicht nur in der Jugend, Pfadfinder ist man ein Leben lang“, so habe Seibel die Ideale des Pfadfindertums, wie sie etwa in der Vorgabe „Der Pfadfinder ist Freund aller Menschen…“ oder in der sprichwörtlichen „guten Tat“ beschrieben sind, verinnerlicht und gelebt. „Hilfsbereitschaft, Verantwortungsgefühl, Verlässlichkeit und Beharrlichkeit“, das seien Begriffe, die die Arbeit seit 1989 getragen hätten.

Der Nachwuchs fehlt

Dass man nun aufhören müsse, das falle „sehr, sehr schwer“. Aber Altersgründe und Nachwuchsmangel ließen keine andere Wahl. Hinzu sei im vergangenen Jahr die überraschende Versetzung von Pater Raphael nach Rom gekommen. Der aus Togo stammende Pater hatte die Kinderheime in Chile seit 2015 geleitet. „Raphael hat uns gefehlt, er hat uns verstanden“, stellte Meyerer fest und konstatierte, dass die Kommunikation mit Raphaels Nachfolger nur sehr, sehr schleppend gelaufen sei.

Pater Raphael zelebrierte am Sonntag zusammen mit Ortspfarrer Ulrich Nothhof den Gottesdienst auf dem Vorplatz der Christkönigskirche. In seiner Predigt bezeichnete er die Arbeit des Freundeskreises als „Beispiel lebendigen Glaubens und tätiger Nächstenliebe“. Unzählige Menschen hätten geholfen, Hunderten Kindern in Chile eine Zukunft zu geben. In Hauenstein habe er „viele Freunde und im Herzen ein Zuhause“ gefunden. Er werde „in Brüderlichkeit und Freundschaft verbunden“ bleiben. Und er hoffe, dass es auch in Zukunft „Wege geben wird, um die Kinder zu unterstützen: Denn sie brauchen euch immer noch“, sagte er.

Nachdenken über Zukunft

Ob es weitergeht, das ließ man am Sonntag noch offen. Ob und wie beispielsweise die Arbeit mit den Patenschaften weitergeführt werden kann, darüber müsse man noch befinden. Sie waren eine der drei Säulen, so Karl Meyerer, die dafür gesorgt hätten, dass pro Jahr immer zwischen 50.000 und 60.000 Euro in die Heime der Stiftung in Chile und damit an Kinder aus prekären Verhältnissen fließen konnten. Sie trugen per anno 12.000 Euro zum großen Werk bei.

Eine weitere Säule seien die Spenden in Höhe von 20.000 bis 30.000 Euro, die via Hauenstein nach Chile geflossen seien. Nicht zuletzt lotsten die Hungermärsche unter dem Leitgedanken „Kindern eine Zukunft geben – Wandern für die andern“ jährlich 20.000 Euro in die Spendenkasse. Der 44. und letzte Hungermarsch am Sonntag erbrachte noch einmal rund 17.000 Euro, wie Karl Meyerer am Montag mitteilte – ein „sehr, sehr guter und würdiger Abschluss“, wie er „voller Dankbarkeit“ betonte.

Erneut 5000 Euro erlaufen

Elf Jahre lang hatte der Dauerläufer Markus Koerdt aus Menden im Sauerland seine Laufschuhe geschnürt, um Spenden für die chilenischen Kinder zu erlaufen. Bei der Gabenbereitung während des Gottesdienstes brachte er seine Laufschuhe – Größe 49 – zum Altar, mit denen er insgesamt rund 60.000 Euro gesammelt hat. Auch heuer brachte er wieder 5000 Euro mit in die Pfalz, erlaufen unter anderem bei einem Lauf über mehr als 150 Kilometer: Er sei für „diese Zeit seines Lebens und für viele Freunde und Unterstützer dankbar“ sagte er in einer sehr emotionalen Rede, an deren Ende ihn Karl Meyerer als „Leuchtturm der Mitmenschlichkeit“ adelte.

Nach dem Gottesdienst, den die Schola wieder sehr ansprechend musikalisch gestaltet hatte, saßen die Teilnehmer noch bei einer einfachen Mahlzeit zusammen und pflegten bei Musik der Band „Folks of Glenn Queich“ die Gemeinschaft. Noch vor dem Gottesdienst hatte Walter Schmitt aus Anlass des 90. Jahrestages der Einweihung der Christkönigskirche eine Wanderung zum „Steinbruch“ geführt, an dem bei Brucharbeiten zum Bau der Kirche fünf Männer tödlich verunglückten.

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