Hauenstein „Hääschde gegen rechts“: 300 Bürger lassen Glocken wieder leuten

300 Menschen hatten sich am Sonntag auf dem Rathausplatz in Hauenstein versammelt.
300 Menschen hatten sich am Sonntag auf dem Rathausplatz in Hauenstein versammelt.

An der Kundgebung unter dem Leitgedanken „Wie vor 91 Jahren – Hääschde gegen rechts“ auf dem Hauensteiner Rathausplatz am Sonntag haben knapp 300 Bürger teilgenommen.

Bei allen Rednern und auch bei den Zuhörern wurde deutlich, dass die einstimmige Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz – rechtsextreme Parteien wie die AfD sind nach Auffassung der katholischen Bischöfe Deutschlands für Christen nicht wählbar – auch in Hauenstein große Zustimmung erfährt.

Initiiert wurde die Veranstaltung von den Fraktionen des Ortsgemeinderats. Der Moderator der Kundgebung, Franz-Josef Schächter, eröffnete diese mit den Worten: „Die Glocken läuten wieder.“ Er erinnerte damit an die Geschehnisse aus dem Jahr 1933. Acht Tage vor der Reichstagswahl vom 5. März 1933 – am 28. Februar 1933 – organisierte Gauleiter Josef Bürckel mit rund 30 SA-Leuten einen Propagandazug durch Hauenstein, um die Bevölkerung einzuschüchtern. Am Marktplatz war eine Kundgebung geplant. Pfarrer Georg Sommer lud jedoch zur gleichen Zeit in die Bartholomäuskirche zu einer Sühneandacht ein. Der Anlass war, dass Pirmasenser Hitlerjungen das Kreuz auf dem Nedingfelsen zerstört hatten. Der Plan von Sommer ging auf: Die Hauensteiner Bürger gingen nicht zur Kundgebung, sondern besuchten die Kirche oder blieben zuhause. Zur Sühneandacht erklangen die Glocken der Bartholomäuskirche.

Pfadfinder mischen damals wie heute mit

Schächter erinnerte auch an die letzten freien Reichstagswahlen am 5. März 1933, als Hauenstein nahezu geschlossen gegen Hitler und die NSDAP stimmte. „Hier in unmittelbarer Nähe zur Bartholomäuskirche wollen wir heute ein Zeichen gegen die aktuelle Gefährdung der demokratisch-freiheitlichen Grundordnung durch Rechtsextremisten setzen.“ Damals wie heute ist die Mehrheit der Hauensteiner Bürger katholisch.

Während der Ortsbürgermeister Michael Zimmermann die Bürger zum Wählen am 9. Juni aufforderte, so dass „der Ruhepol, der in Deutschland noch einigermaßen gegeben ist, erhalten bleibt“, verdeutlichte Pfarrer Robert Burger für die Kirchen, wie wichtig das Signal der Deutschen Bischofskonferenz sei. Norbert Meyerer berichtete von der damaligen Verweigerungshaltung der Pfadfinder gegen die Nazis. Er verwies auch an den in Dahn geborenen Pater Ingbert Naab, der sehr frühzeitig vor den rassistischen Gedanken der Nationalsozialisten warnte, aber zu wenig gehört wurde. Auch die heutigen aktiven Pfadfinder drückten mit zahlreichen Plakaten ihre Verweigerungshaltung zum Rechtsextremismus aus, etwa mit dem Spruch: „Jeder darf so sein, wie er will.“

Schweitzer: „Nazis tun das, was sie ankündigen“

Auch der rheinland-pfälzische Sozialminister Alexander Schweitzer (SPD) äußerte sich zum Veranstaltungsmotto „Demokratie, Solidarität und Vielfalt“, indem er aufzeigte, dass die AfD eine reale Gefährdung für die Demokratie darstelle: „Das verbinde ich inzwischen mit der AfD, sie hat vor, unsere Demokratie aus den Angeln zu heben und kaputtzutreten.“ Für Schweitzer hat die Geschichte gezeigt, dass „Braune, Rechte und Nazis“ das auch tun, was sie ankündigten: „Daher schaut genau hin, was sie sagen, beispielsweise zu beeinträchtigten Kindern“, sagte der Sozialminister weiter.

Der Singkreis Schola umrahmte die Kundgebung musikalisch, beispielsweise mit dem Lied von Clemens Bittlinger „Wir wollen aufsteh’n, aufeinander zugeh’n“.

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