Kreis Südwestpfalz Feierabend nach fast 40 Jahren

Nach 37 verdienstvollen Jahren hängt Maria Kahl zum 1. Dezember ihr Amt als Kirchendienerin in Einöd an den Nagel. „Arbeitslos wird man hier ganz bestimmt nicht“, weiß der „gute Geist“ der Apostelkirche aus Erfahrung, dass es hier stets eine Menge zu tun gibt. „Jetzt kann ich’s leider einfach nicht mehr“, bedauert sie und hofft, dass sich bald eine ähnlich engagierte und liebevolle Nachfolge findet.

„Zum Beispiel eine rüstige Rentnerin oder ein Pensionär könnte diese Aufgabe als neue Altersbeschäftigung wahrnehmen“, sagt der Presbyter Horst Riller. Unter anderem gelte es die Knöpfchen des Glockengeläuts zu betätigen und den Altar für den Gottesdienst zu schmücken. Letzteres zählt zu den besonderen Passionen von Maria Kahl: Fast 30 Jahre lang war sie als Verkäuferin in der Garten- und der Dekorationsabteilung im Zweibrücker Globus-Baumarkt angestellt. „Dort habe ich mir vieles angeeignet, wie man Räume dekorieren und mit Blumen schmücken kann“, berichtet Maria Kahl von beruflichen Kenntnissen, die sie im Gotteshaus gut gebrauchen konnte. Hätte sie heute noch einmal die Möglichkeit, ins Berufsleben einzusteigen, „dann würde ich eine Lehre anfangen“, erzählt Kahl, „dass junge Frauen früher gar nicht die Möglichkeit zum Lernen hatten. Da hieß es nur, du heiratest doch sowieso mal.“ Obwohl ihr die Berufsausbildung als Floristin versagt blieb, hat die Einöderin über die Jahre ein Händchen für den Schmuck von Innenräumen entwickelt. „1977 habe ich als Kirchendienerin angefangen; mein Chef im Baumarkt hatte dafür immer Verständnis.“ Stand in Einöd eine Hochzeit ins Haus oder galt es für den würdigen Rahmen einer Beerdigung zu sorgen, durfte Maria Kahl im Notfall auch mal etwas früher ihren Posten in der Gartenabteilung verlassen. Denn zuverlässig war die kreative Einöderin immer, wie auch die evangelische Pfarrerin Heide Salm betont: „Ich sehe Maria Kahl nur mit sehr großem Bedauern gehen. Wir konnten uns immer auf ihr großes Engagement und ihre Treue verlassen. Mit ihren vielseitigen Begabungen hat sie uns alle sehr bereichert.“ Übrigens ist die langjährige Kirchendienerin Katholikin: „Für die Pfarrer war das eigentlich nie ein Problem. Aber manche Leute aus der Bevölkerung, die haben mich immer wieder mal darauf angesprochen“, lacht die gebürtige Rubenheimerin, die seit 1963 in Einöd lebt. Als dort die Apostelkirche 1977/78 renoviert und umgebaut wurde, wohnte Maria Kahl direkt nebenan. „Damals fragten mich Leute vom Presbyterium, ob ich mal die Glocke läuten und auf die Kirche aufpassen kann“, erinnert sie sich: „Da war ja alles Baustelle, alles stand offen. “ So fand sich Maria Kahl als Kirchendienerin wieder. Ende der Siebziger gab es in der Apostelkirche zusätzlich zu den protestantischen auch noch katholische Gottesdienste. So sah die Einöderin im Laufe ihrer Tätigkeit vier protestantische und drei katholische Pfarrer kommen und gehen. Seit 25 Jahren verheiratet, hat sie ihren Ehemann Klaus immer wieder mal zum Dienst in die Kirche mitgenommen. „Eigentlich habe ich hier nichts zu suchen, ich bin katholisch“, scherzt Klaus Kahl. Um gleich darauf zu berichten, dass das Aufstellen des Weihnachtsbaums für ihn stets zu den härtesten Aufgaben gehörte: „Der ist ja hoch bis unters Dach.“ „Vor zwei Jahren ist er mal umgekippt“, weiß Ehefrau Maria: „Da hatte ihn aber jemand anderes aufgestellt.“ Ein Kirchendiener sollte schon eine Stunde vor Gottesdienstbeginn in der Kirche sein. „Da werden die Kerzen angezündet und die Zahlen für die Lieder aus dem Gesangbuch an der Wand angebracht.“ Den Innenraum gilt es zu schmücken, ab und zu mal Kaffee zu kochen – und darauf zu achten, dass es in der Kirche nie zu kalt für die empfindliche Orgel wird. Nein, arbeitslos wird man hier nicht: Da hat die langjährige Kirchendienerin Recht, die im Moment noch gar nicht so richtig weiß, wie es bald im wohlverdienten Ruhestand so sein wird.

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