Südwestpfalz Adebars Wohnraum wird allmählich knapp

Der Storch gilt immer noch als Glücksbringer für Kindersegen.
Der Storch gilt immer noch als Glücksbringer für Kindersegen.

Babyboom im Zweibrücker Land? Wenn’s tatsächlich nach der Anzahl der Störche im Hornbachtal ginge, würde es jede Menge Nachwuchs geben.

Sind in diesem Jahr wirklich zahlreiche Babyfreuden im Zweibrücker Land zu erwarten? Dem seit Jahrhunderten verbreiteten Volksglauben zufolge, der Klapperstorch bringe die Babys, müsste aufgrund der großen Anzahl der zurückgekehrten Weißstörche mächtig was los sein in den Dörfern des Hornbachtales.

Nach dem heftigen Regen in der ersten Märzwoche sind die kleinen Überschwemmungsseen im Hornbachtal, Schwarzbachtal, Wiesbachtal und Wallhalbtal nicht zu übersehen. Diese einst für die Talbereiche typischen ungefährlichen, aber natürlichen Überflutungen sind ein Paradies für unsere Wasservögel, Frösche, Salamander, Molche und Kröten. Weit über 100 Weißstörche sind auf ihren Nestern des Kirschbacherhofes, den Baumnestern an der Kirschbachermühle, im Mauschbach Bruch und im Hornbachtal unterwegs. Das Klapperkonzert ist unüberhörbar.

Alle Nester belegt

Auf dem Kirschbacherhof sind Jessica Küntzler und Henning Götz sicher, dass alle Nester auf und um das Hofgut belegt werden. Schon jetzt wäre deutlich zu erkennen, dass die Störche ihre selbst eingerichteten Baumkolonien wieder beziehen und vermutlich um neue Nester erweitern werden. Auch der 2018 auf dem Kirschbacherhof mit einem Sender ausgestattete Jungstorch Hans ist zurückgekehrt.

Die Vogelkenner vom Naturschutzbund Deutschland rechnen mit zahlreichem Storchennachwuchs.
Die Vogelkenner vom Naturschutzbund Deutschland rechnen mit zahlreichem Storchennachwuchs.

Auf einem Foto vom 9. März konnte die Ringnummer genau abgelesen werden. Hans hat jedoch seinen Sender schon mindestens zwei Jahre verloren, denn er übermittelt keine Nachrichten mehr über seine Flugbewegungen. Zuerst glaubte man bei der Vogelwarte am Bodensee und im Storchenzentrum Rheinland-Pfalz in Bornheim, dass es eine Störung bei der Übertragung gäbe. Im vergangenen Jahr wurde er jedoch auf dem Hitscherhof gesichtet, wo zu sehen war, dass er keinen Sender mehr auf dem Rücken hat.

Immer wieder Sendepause

Übertragungsstörungen gibt es in den vergangenen drei Jahren auch immer wieder vornehmlich in der Winterzeit bei Christian und Pirmin. Das Geschwisterpaar erhielt 2016 auf dem Kirschbacherhof einen Solar-Sender durch den Biologen Wolfgang Fiedler von der Vogelwarte Radolfzell. Beide Störche hatten für zwei Jahre gemeinsam die Costa Brava in Nordspanien als Winterquartier ausgesucht. Dort war Christian auch in diesem Winter und hat sich erneut kaum noch gemeldet.

So ein natürliches Feuchtbiotop hat alles das zu bieten, was Störche und Stockenten mögen.
So ein natürliches Feuchtbiotop hat alles das zu bieten, was Störche und Stockenten mögen.

Ab dem 25. Februar waren dann wieder täglich Bewegungsdaten von Christian zu empfangen. Das Storchenzentrum in Bornheim berichtete auf seiner Internetseite, dass Christian den spanischen Küstenraum von einer Deponie bei Banyoles verlassen habe, weil er wohl Heimweh nach dem Kirschbacherhof habe. Über einen Umweg erreichte Christian sein Ziel in der Pfalz dann am 10. März. Es scheint, dass sein Nest aus dem Vorjahr schon belegt ist. Man darf gespannt sein, wie schnell er jetzt Hochzeit feiern kann und ein Nest besiedelt.

Pirmin ist eine Störchin

Schwester Pirmin, die sich erst später durch eine erfolgreiche Brut als weiblich herausgestellt hat, wohnt weiterhin an der Elsässischen Weinstraße, wo sie nach der Telemetrieüberwachung des Max-Planck-Institutes wahrscheinlich in Geispolsheim oder Blaesheim ein neues Nest mit einem Partner bezogen hat. Bereits im zweiten Jahr ist Pirmin nicht mehr zum Überwintern in den Süden geflogen. Sie hat weitgehend bei einem Recyclinghof und Sportpark in Rosheim, nicht weit vom historischen Weinort Obernai und Straßburg, die Wintermonate verbracht.

Heiß begehrt: geeignetes Polstermaterial fürs Brutgeschäft.
Heiß begehrt: geeignetes Polstermaterial fürs Brutgeschäft.

Der Weißstorch wird volkstümlich auch als Klapperstorch und Adebar bezeichnet. Er liebt die Talauen mit kleinen Wasserflächen. Wasser gilt seit Urzeiten als – Symbol von Fruchtbarkeit und Leben. Seit ewigen Zeiten wurde den Kindern erklärt, dass der Adebar die Babys in einem Tuch überbringt. Damit blieb die eigentliche Erklärung erspart.

Bote des Glücks

Auch die besondere Fürsorge, die der Storch gegenüber seinem Partner und dem Nachwuchs an den Tag legt, hat ihn zu diesem auserwählten Boten des Glücks gemacht. Der Mythos vom Storch hat sich über die Ägypter, Griechen und Römer bis ins kirchliche Leben hinein verfestigt. Die Langschnäbel fressen niederes Getier und auch Schlangen, die schon immer als gefährlich, teuflisch galten. Der Storch wurde so zu einem mythischen Gegenspieler des Teufels.

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