Kreis Südliche Weinstraße Weihnachtsbäume aus Spirkelbach

Acht bis neun Jahre dauert es, bis ein Christbaum herangewachsen ist. Hier schleppt Willi Rapp (links) die frisch geschlagenen i
Acht bis neun Jahre dauert es, bis ein Christbaum herangewachsen ist. Hier schleppt Willi Rapp (links) die frisch geschlagenen ins Lager.

Spirkelbach: Wer in der Adventszeit durch die Innenstädte von Landau, Neustadt, Speyer oder Ludwigshafen schlendert, dessen Augen erfreuen die vielen schmucken Weihnachtsbäume. Sie stammen von Willi Rapp. Der ehemalige Leiter der Polizeiwache Annweiler ist mittlerweile in Rente und hat sich ganz seinem Wald verschrieben.

Bis zum Heiligabend sind es zwar noch über acht Wochen hin, aber für Willi Rapp ist irgendwie das ganze Jahr Weihnachten. Bei ihm dreht sich alles um Christbäume. Setzen und pflegen, damit ist er übers Jahr beschäftigt. Und jetzt geht’s richtig los. In dieser Woche hat er mit dem Fällen der ersten Nadelbäume begonnen. Etwa 300 Stachelmänner lagern schon auf der Wiese hinter seinem Haus in Spirkelbach. „In drei Wochen werden es viele Tausend sein“, erzählt der 65-Jährige, während er eine Nordmanntanne vom Autohänger auf ein Zehner-Bündel schleift. Am Samstag kommender Woche wird er die ersten Bäume aufstellen – in den Vororten und der Fußgängerzone von Ludwigshafen. Das ist der Startschuss für die ganze Region.

Über die Grenzen der Südpfalz hinaus

In Landau zieren seine Bäume beispielsweise die Fußgängerzone und den Nikolausmarkt, den Weihnachtscircus, das Krankenhaus, die Festhalle, das Gericht und das Parkhotel. Die Sparkassen und VR-Banken der Region schmücken sich mit Rapps Bäumen. Die Kreisverwaltung SÜW, viele Südpfälzer Schulen, Winzer und Weinorte zählen auf sein Immergrün. So stammen etwa die Dekorationsbäume in der Rhodter Theresienstraße oder auf dem spektakulär beleuchteten Adventsmarkt ums Schlössl aus dem Spirkelbacher Wald. In Neustadt und Speyer finden sich Rapps Bäume in der Fußgängerzone und auf dem Weihnachtsmarkt. In der Domstadt stattet er zudem das Historische Museum der Pfalz, das Sealife-Center und viele Geschäfte aus.

Waldarbeit erfordert Leidenschaft

Seit seiner Pensionierung 2014 kann sich der ehemalige Leiter der Polizeiwache Annweiler ganz seiner Leidenschaft hingeben. „Ich liebe den Wald, den Geruch der Bäume“, erzählt der 65-Jährige, der jeden Tag von morgens bis abends durch seinen Forst streift. Ist er nicht dort, wälzt er Fachliteratur („Nadel-Journal“) oder ist auf forstwirtschaftlichen Weiterbildungen – etwa zehn bis 15 pro Jahr. „Ich richte sogar unsere Urlaubsplanung danach aus. Meine Frau schimpft schon“, gesteht Rapp, dessen Traumberuf schon immer Förster war. Geworden ist es dann doch der Polizeidienst. Dafür ist er seit gut 40 Jahren immer mehr in den elterlichen Forstbetrieb hineingewachsen. Die Arbeit im Wald erfordere aber auch Leidenschaft, sagt Rapp. „Es ist eine Drecksarbeit. Wir sind ständig klitschnass, müssen alles noch mit der Hand machen“, erzählt der Spirkelbacher, der sich zur Weihnachtssaison Unterstützung von Freunden holt.

Kameras und Alarmanlage gegen Diebe

So groß wie mehrere Fußballfelder seien seine Christbaumkulturen im Wald rund um das 700-Einwohner-Dorf. Gegen Diebe mit Kameras und Alarmanlage geschützt. „Und ich habe zwei Jagdhunde auf dem Gelände.“ Viel habe er in die Sicherheit investiert. Dazu kämen die Kosten für Sprit, Dünger, Maschinen und der stetig währende Preiskampf. Der Gewinn sei gering, aber der Spaß an der Sache groß.

Jeden Morgen unterwegs

Bis zu zwölf Meter hohe Bäume hat Rapp schon ausgeliefert. Darunter über 20 Jahre den großen Weihnachtsbaum auf dem Thomas-Nast-Markt. Seit zwei Jahren kommt dieser aus dem Schwarzwald. „Der Aufwand war zu groß“, erzählt Rapp, der aber immer noch fürs Aufstellen zuständig ist. Weihnachtsbäume aufstellen – das bedeutet, nachts ab 4 Uhr durch die Städte fahren, damit zum Tagestrubel alles bereit ist. Ab kommender Woche bis zum ersten Advent wird Rapp jeden Morgen unterwegs sein, um seine Nordmann-, Blau-, Küsten-, Edel-, Coloradotannen und Fichten zu platzieren.

Mindestens 20 Lenze erlebt

Acht bis neun Jahre dauert es, bis ein Setzling zu einem 2,5 Meter großen Baum gewachsen ist. Die stattlichen Acht-Meter-Bäume haben mindestens 20 Lenze erlebt. „Ich setzte jedes Jahr das Dreifache an Bäumen aus wie ich verkaufe“, berichtet Rapp, denn nicht jeder Baum gehe an. Zudem setzten Wild und Trockenheit den Bäumchen zu. Nach der Saison räumt er die Weihnachtsbäume wieder ab. Da sie nicht gespritzt sind, darf er damit als einziger den Landauer Zoo beliefern. Dort erfreuen sie die Dromedare als Futter und die anderen Tiere als Bodenpolsterung.

Mundpropaganda statt Internet

Der große Kundenkreis Rapps beruht allein auf Mundpropaganda. „Mich gibt’s nicht im Internet.“ Angefangen habe alles vor über 20 Jahren mit dem Landauer Nikolausmarkt. Franz Müller, der Leiter des Landauer Tourismusbüros, habe ihm die Türen geöffnet, erinnert sich Rapp. Dann seien nach und nach weitere Orte hinzugekommen. Bei Rapps zu Hause wird an Weihnachten übrigens eine 2,5 Meter hohe Tanne stehen. „Aber die muss meine Frau aufstellen, ich habe dafür keine Zeit.“

Bei Glühwein Bäumchen aussuchen

Rapp verkauft seine Bäume auch an Privatleute. Vom zweiten Advent bis Heiligabend hat sein Stand im Südring 7 täglich geöffnet. „Dort sind meine schönsten Bäume, jeden Tag frisch geschlagen“, sagt Rapp, der von sich behauptet, jedem Kunden gleich anzusehen, welchen Baum er kaufen wird. Vom Arbeiter bis zum Staatsanwalt, sie alle kämen vorbei, man sei gleich per Du, trinke Glühwein und suche sich das passende Bäumchen aus.

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