Heuchelheim-Klingen Rinder und Wildschwein: Tierische Freundschaft auf der Weide

Das Wildschwein bei seiner Rinderherde.
Das Wildschwein bei seiner Rinderherde.

Im Dezember 2021 entdeckt Karl Altschuh ein kleines Wildschwein zwischen seinen Rindern. Zur Überraschung aller hat sich eine Freundschaft entwickelt, die bis heute hält.

Karl Altschuhs Rinderweide liegt im Kaiserbachtal zwischen Göcklingen und Heuchelheim-Klingen. Vor gut zwei Jahren hatte er dort zwischen seinen Kühen und Rindern ein Wildschweinferkel entdeckt. Er schenkte ihm zunächst wenig Beachtung, wie er sich erinnert, zumal er vor mehreren Jahren auf einer anderen Weide eine ähnliche Feststellung gemacht hatte. Damals war der Spuk nach ein paar Tagen vorüber.

Interessant wurde die Angelegenheit, als nach mehreren Wochen und Monaten das Schweinchen immer noch da war – und sich offensichtlich zwischen den Kühen ganz gut eingelebt hatte. Der zurate gezogene Kreisjagdmeister Jörg Sigmund war der Meinung, dass der Zustand wohl nur vorübergehend sei und das Schwein spätestens bei der Geschlechtsreife zu seinen Artgenossen zurückkehren würde. In der Rauschzeit, wenn es durch einen Keiler zum Beschlag kommt, würde das Tier mit Sicherheit zu anderen Wildschweinen zurück wollen.

Immer der Herde hinterher – das gilt auch für das Wildschwein.
Immer der Herde hinterher – das gilt auch für das Wildschwein.

Schwein kann die Weide jederzeit verlassen

Seitdem sind bereits 27 Monate vergangen und das zur Bache – ein geschlechtsreifes weibliches Wildschwein – herangewachsene Tier befindet sich immer noch zwischen dem Rindvieh. Sigmund ist eine solche Situation völlig neu. Sie komme äußerst selten vor, erklärt er. Denn Wildschweine sind soziale Tiere und sondern sich nur bei der Geburt des Nachwuchses ab. Sie leben generell in einer Rotte, die aus mehreren Tieren besteht. Der Jäger vermutet, dass sich das Wildschwein bei Altschuhs Rindern so wohlfühlt, weil es die Herde als seine Familie betrachtet. Eine andere Erfahrung habe das Borstentier ja bisher nicht gemacht.

Altschuh sieht die Angelegenheit gelassen. Nach seiner Beobachtung fühlt sich Babe – so taufte ein Besucher das Tier – sauwohl und behauptet seinen Platz ungeniert unter den Rindern. Das Schwein erhält kein extra Futter, frisst mit der Herde, gräbt nicht mit seinem Schnüffel nach Wildschweinart im Boden und hat die Weide bisher noch nicht verlassen.

Dazu hat es durchaus die Möglichkeit, denn die horizontal gespannten Drähte würden ihm ein Ausbrechen leicht möglich machen. Wenn Altschuh mit seinen Tieren die Weide wechselt, läuft das Schwein in der Herde mit. Der Tierhalter überlässt die Situation sich selbst. Er lässt das Tier sein Leben genießen, wie es die Natur vorsieht – zu seiner Freude und der von zahlreichen Besuchern und Besucherinnen, die sich ebenfalls an der außergewöhnlichen Tierfreundschaft erfreuen.

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