Herxheim Projekt Gemeinsam gehen: Fortbestehen des Sprachtreffs fraglich

Der Herxheimer Sprachtreff ist Teil des Projektes Gemeinsam gehen der Diakonie in Landau.
Der Herxheimer Sprachtreff ist Teil des Projektes Gemeinsam gehen der Diakonie in Landau.

Die Migration ist eines der bestimmenden Themen unserer Zeit. An der Basis arbeiten Ehrenamtliche mit den Geflüchteten, um ihnen eine Chance zu geben, in Deutschland besser Fuß zu fassen. Ein Beispiel dafür ist der neue Sprachtreff der evangelischen Kirche in Herxheim.

In Herxheim treffen sich Ehreamtliche wie Rüdiger Knoll mit Asylsuchenden, um gemeinsam Deutsch zu sprechen. Schließlich ist Sprache der Schlüssel zur Zukunft in der neuen Heimat. Als die RHEINPFALZ zu Besuch kommt, ist die Runde gut besetzt. Es kommen Jugendliche, zwei Familien, Männer zwischen 40 und 50. Sie stammen aus Syrien, Afghanistan, Malaysia und anderen Ländern. Ihre Deutschkenntnisse sind zumeist sehr gering. Nur ein Teil hat einen Sprachkurs genehmigt bekommen.

Eine syrische Familie stellt sich vor, nennt ihren Namen, Alter der Angehörigen und ihre Adresse. Die junge Tochter kann deutlich besser Deutsch als ihre Eltern, weil sie hier die Grundschule besuchen darf. Deshalb darf die Neunjährige öfters für Mama und Papa dolmetschen.

Vor Taliban geflüchtet

Nach der Vorstellungsrunde wird die Gruppe zweigeteilt: Wer möchte, kann deutsche Vokablen lernen. Sie werden anhand von Bildern vermittelt. Zwei Teilnehmer sondern sich mit Rüdiger Knoll ab, um frei zu sprechen. Es geht um ein politisches Thema. Mit Politik will Mujtaba Rashid nichts mehr zu tun haben. Der Afghane schaut sich keine Nachrichten mehr an, weil es seiner Psyche nicht gut tut, wie er erzählt. Er habe eine schwierige, aufwühlende Zeit hinter sich.

Der 43-Jährige sagt, er sei in hochrangiger Funktion für das afghanische Finanzministerium tätig gewesen, bis die Taliban die Macht übernahm. Weil er auch mit der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit in Kontakt stand, half ihm die deutsche Regierung vor elf Monaten, in die Bundesrepublik zu kommen. Zu Hause sei die Luft dünn geworden für die Bürger, die das neue Regime als Gegner erachteten. „Ich habe mich monatelang versteckt, das Haus nur verlassen, um an meiner Abreise zu arbeiten“, erinnert sich Mujtaba Rashid. Seine Frau hatte zuvor Englisch unterrichtet, sollte nach dem Machtwechsel nur noch Hausfrau sein. Geschwister, Mutter und Freunde sind nach wie vor in der Heimat. Das mache ihm Angst, denn er hat von Fällen gehört, wo Angehörige von Geflüchteten als Geisel genommen werden.

Teil eines kirchlichen Projektes

Mujtaba Rashid blickt in die Zukunft. Mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen darf er vorerst hierbleiben und auch arbeiten. Gerne würde er bei einer Bank tätig sein oder studieren. Den Master of Business Administration hat er bereits. Er müsse aber besser Deutsch sprechen, um seine Pläne angehen zu können. Darum belegt er fleißig Sprachkurse und kommt mittwochs in die Kirche, um Deutsch zu sprechen. In Herxheim sei er sehr herzlich aufgenommen worden, sagt er. Annette Trauth vom Verein Herxheim Bunt habe nach seiner Ankunft an seiner Tür geklopft und ihn eingeladen. Inzwischen habe seine Familie viele Freunde hier.

Der Sprachtreff in Herxheim ist Teil des Projekts „Gemeinsam Gehen“ der Diakonie in Landau. Es zielt darauf ab, ein Netzwerk von ehrenamtlichen Helfern und Angeboten aufzubauen, das Geflüchtete bei der Integration unterstützen sollen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den Menschen, die mehr Unterstützung benötigen. Etwa Menschen mit Behinderungen oder mit traumatischen Erfahrungen. Carolin Haß arbeitet als Psychologin für die Diakonie und hilft in solchen Fällen.

Momentan ist aber noch unklar, wie lange das Projekt noch fortbestehen kann. Die Anschubfinanzierung durch die Aktion Mensch läuft Ende kommenden Jahres aus. Neue Geldgeber werden noch gesucht. „Es wäre sehr schade, wenn es nicht weitergehen kann. Die Hilfe für die Menschen mit besonders intensivem Betreuungsbedarf fällt dann weg“, betont Haß. Angebote wie der Sprachtreff sollen weiter laufen. Damit das gelingt, sucht die Diakonie noch nach motivierten Menschen. „Es kann sich jeder so einbringen, wie es ihm am Besten gefällt. Vieles läuft auch nicht in Gruppen, sondern auf individueller Ebene ab. Sei es, um mit Kindern zu spielen, gemeinsam zu kochen, zusammen spazieren zu gehen oder miteinander zu sprechen, alles hilft.“

Info

Wer sich beim Projekt „Gemeinsam Gehen!“ einbringen möchte, kann sich per E-Mail an gemeinsamgehen@diakonie-pfalz.de melden.

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