Kreis Südliche Weinstraße Liebesglück in der Kolchose

Vor 60 Jahren schlossen Martha Knaus und Viktor Schröder in der sibirischen Stadt Omsk den Bund der Ehe. Er war damals 19 Jahre, seine Braut 18 Jahre alt. Morgen feiert das Ehepaar, das seit 1998 in Offenbach ansässig ist, Diamantenen Hochzeit.

Die Eheleute haben bewegte Zeiten erlebt. Sie kamen als Kinder von Russlanddeutschen zur Welt. Die Kriegsereignisse mit Deportation haben beide ein Leben lang geprägt. Als Jugendliche arbeiteten sie gemeinsam in einer Kolchose, einem kollektiven Landwirtschaftsbetrieb. Zwischen Ackerpflügen und dem Einsammeln von Holz verliebten sie sich. Er war ein begeisterter Traktorfahrer, sie musste bei eisiger Kälte hinaus, um im Wald Brennholz zu sammeln. Die Zeiten, in denen der Bund des Lebens geschlossen wurde, seien schlecht gewesen. Die Menschen hätten oft hungern müssen. Eine große Hilfe sei gewesen, dass sie sich auf ihrem gemeinsamen Weg immer eine gegenseitige Stütze gewesen seien. Der erste Sohn wurde 1955 geboren, der zweite 1957, der dritte 1961. Der älteste Sohn, der in Hagen eine neue Heimat gefunden hatte, holte seine Eltern 1995 zu sich nach Deutschland. Sie wurden ebenfalls in Hagen ansässig. Als der Sohn nach schwerer Krankheit starb, zogen die Eltern 1998 nach Offenbach, wo der jüngste Sohn Alexander bereits zu Hause war, als seine Eltern noch in Russland lebten. Der mittlerweile 57-jährige mittlere Sohn lebt noch immer in Russland. In ihrer Wohnung in der Birkenallee fühlen sich der 79-jährige Viktor Schröder und seine 78-jährige Martha wohl. „Es gefällt uns in Offenbach gut“, sagen die beiden. In unmittelbarer Nachbarschaft des Friedhofes pflegt Viktor Schröder akribisch sein Gartenstück, hält sehr viel von frischen Kräutern und gesundem Gemüse. „Wir haben sehr nette Mitbewohner und Kontakt zu Bekannten“, sagt er. Regelmäßig treffe er sich mit einem Freund aus der alten Heimat, mit dem er Erinnerungen und Erlebnisse austausche. Ehefrau Martha verlässt nach einer schweren Herzoperation die Wohnung jetzt weniger. Zu dem Kreis der Familie zählen mittlerweile auch acht Enkel und vier Urenkel. Drei dieser vier Urenkel leben in Russland und werden am morgigen Sonntag nur von der Ferne aus den Urgroßenkeln gratulieren können. Mit Freude verkündet Martha Schröder: „In Russland ist der fünfte Urenkel unterwegs.“ (som)

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