Kreis Südliche Weinstraße Kraftwerkbauer mit Pfälzer Wurzeln

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Das südamerikanische Wasserkraftwerk Itaipu („singender Fels“) zählt zu den größten von Menschenhand geschaffenen Bauwerken. Bei seiner Einweihung 1982 war es das größte Wasserkraftwerk der Welt. Von paraguayanischer Seite verantwortlich für den Bau war der Direktor Superintendente und Ingeniero Civil Hermann Baumann, geboren 1924 in Maikammer. Nun besuchte ein Nachfahre die alte Heimat.

Der Iraipu-Stausee ist mehr als doppelt so groß wie der Bodensee und die knapp acht Kilometer lange Stauanlage 196 Meter hoch. Itaipu ist zugleich technisches Wunderwerk und architektonische Kunst. Hermann Baumann, Chef des Unternehmens Empresa Constructora Baumann in Asuncion, starb 2003. Sohn und Enkel führen heute das Familienunternehmen weiter. Die international tätige Firma beschäftigt Tausende von Mitarbeitern. Die Baumannsche Qualitätspolitik überzeugte schon Weltfirmen wie Mc Donalds, Condor oder Ford. Aber auch das Goethe-Institut oder das Außenministerium der USA sind Klienten. Das Andenken von „Don Carlos“, dem Urgroßvater und Firmengründer, halten die Nachfahren hoch. Nach ihm benannt ist auch der stattliche Firmensitz, die Estifa „Don Carlos“ in der noblen Avenida Espana. Dem Maurermeister Karl Baumann wäre sein Haus in der Maikammerer Quergasse wohl lieber gewesen. Denn er war nicht freiwillig ausgewandert. Der engagierte Sozialdemokrat spielte Anfang der 1930er-Jahre im Bündnis „Reichsbanner“ eine aktive Rolle. Gleich nach der Machtergreifung der Nazis sah er sich zunehmend Repressalien ausgesetzt. Schließlich ergriff er die Flucht. Frau und Kinder folgten. Über Luxemburg ging die Reise nach Paris, wo Baumann im Dezember 1934 als „Kämpfer gegen den Antisemitismus“ Unterstützung eines nationalen Komitees fand. In Frankreich war man jetzt als politisch Verfolgte anerkannt. Von Paris zog die Familie in die Weinbauregion Bergerac, wenig später ging es mit dem Schiff nach Südamerika. Weihnachten 1935 feierten die Baumanns in Paraguay. Ein Land im Aufbau, wo schon viele deutsche Emigranten eine neue Heimat fanden. Für den Maurermeister und Zementeur gab es viel zu tun. Kaum angekommen, machte er sich selbstständig. Sohn Hermann lernte bald Spanisch, absolvierte mit Erfolg die höhere Schule, studierte Ingenieurwissenschaften und Betriebswirtschaft. Derweil florierte die väterliche Baufirma. Was als Zwei-Mann-Betrieb begann, entwickelte sich zum mittelständischen Unternehmen. Hier stieg der Junior 1953 als leitender Ingenieur ein. 1971 starb der Vater. Die Empresa Constructora Baumann wurde unter Hermanns Leitung zum Firmengeflecht. Er hatte mehrere Präsidentschaften und Vorstandsposten in der Industrie inne und war zeitweise für das Ministerium für öffentliche Angelegenheiten tätig. Die Baumanns machten dem Ruf von deutschem Fleiß und Tüchtigkeit alle Ehre. Das Familienunternehmen machte sich um den Aufbau der Landesinfrastruktur verdient – und verdiente nicht schlecht daran. Rückkehr in die alte Heimat stand außer Frage, obgleich ein Familienzweig von Süd- nach Nordamerika wanderte. Normann Baumann (25), Urenkel von Karl und Enkel von Hermann, lebt heute in Vancouver und kam via Internet in Kontakt mit dem Club Sellemols in Maikammer. Familienkundler Günter Schäfer konnte dem Studenten auf Anhieb Fragen nach seinen Vorfahren beantworten. Mit Heimatforscher Markus Hener ergab sich ein Austausch, worauf die Heners ihn nach Maikammer einluden. Der Millionärs-Spross unternahm im Mietwagen eine Europa-Reise und steuerte auch Maikammer an. Hier genoss er die private Gastfreundschaft. Tief berührt folgte Normann Baumann der Einladung in das einstige Zuhause seiner Familie. (jzs)

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