Südpfalz Im Einklang mit der Natur: Öko-Weinbau macht immer mehr Boden gut

Georg Meier (links) hat das Weingut von seinem Vater Helmut übernommen.
Georg Meier (links) hat das Weingut von seinem Vater Helmut übernommen.

Das Weingut Meier aus Weyher hat sich für die Zukunft gerüstet und komplett auf einen biologischen Anbau umgestellt. Zu diesem Schritt entscheiden sich immer mehr Weingüter. Geht damit auch eine qualitative Verbesserung einher?

Der Öko-Weinbau gewinnt deutschlandweit immer mehr an Bedeutung. Er hat sich ein stückweit etabliert. Das Deutsche Weininstitut (DWI) sieht hier eine klare Entwicklung, auch wenn der Anteil an der Deutschen Gesamtrebfläche gegenüber den konventionell bewirtschafteten Weinbergen noch lange nicht überwiegt. „2021 wurden hierzulande rund 12.500 Hektar Weinberge ökologisch bewirtschaftet. Das entspricht einer Verfünffachung der Ökorebfläche seit 2004 und einem Anteil von rund zwölf Prozent an der deutschen Gesamtrebfläche“, erläutert Ernst Büscher vom DWI in Mainz.

Auch viele Südpfälzer Weingüter lassen sich inzwischen ihren Betrieb zertifizieren, um zu zeigen, dass sie ihren Weinanbau nachhaltiger gestalten. Auch das Weingut Meier aus Weyher, direkt am Pfälzerwald und hoch über der Deutschen Weinstraße gelegen, hat umgestellt. „Wir haben inzwischen den kompletten Produktanbau umgestellt“, erklärt Georg Meier, der den Betrieb von seinen Eltern übernommen hat. „Ich wollte es eigentlich erst auf einer Teilfläche ausprobieren, aber das ging nicht. Es geht nur ganz oder gar nicht.“

Rund 15 verschiedene Sorten Wein werden im Weingut Meier hergestellt.
Rund 15 verschiedene Sorten Wein werden im Weingut Meier hergestellt.

Im Weingut Meier wurde 2019 mit der Umstellung begonnen. Insgesamt habe es dann drei Jahre gedauert, bis diese abgeschlossen war, sagt Winzer Georg Meier. 2018 sei bereits ein Testjahr gewesen. Die Kosten seien vergleichsweise human gewesen, da man keine neuen Gerätschaften anschaffen musste, die alten waren bereits für den ökologischen Anbau geeignet, erklärt Georg Meier gegenüber der RHEINPFALZ.

Inzwischen wirtschaftet das Weingut Meier nach den Richtlinien von Bioland. Dieser Verband ist nach eigenen Angaben führend im ökologischen Landbau in Deutschland. Insgesamt 9000 Betriebe aus der Bio-Landwirtschaft, -Imkerei und dem Weinbau in Deutschland und Südtirol vereinen sich unter seinem Dach. Sie alle wirtschaften nach den Bioland-Richtlinien.

Deutschland auf Platz fünf

Zurzeit gibt es einen kontinuierlichen Anstieg im Bereich des ökologischen Anbaus, erklärt Beate Fader vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR). Im vergangenen Jahr haben elf Betriebe in der Pfalz und 35 insgesamt in Rheinland-Pfalz umgestellt.

Dabei liegt die Pfalz in Sachen Öko-Weinbau mit 16,2 Prozent vor Rheinhessen (15,4), Nahe (11,1) und Ahr (10,0) auf Platz eins. Auf den hinteren Plätzen liegen laut DLR der Mittelrhein (9,7) und die Mosel (6,9). Übrigens: Die ersten Betriebe haben Ende der 1970er-Jahre auf Bio umgestellt. Zu den Pionieren in der Pfalz zählen das Weingut Marzolph (Wollmesheim), das Weingut Breiling (Maikammer) und das Weingut Wöhrle (Bockenheim). Was den prozentualen Anteil des deutschen Ökoweinbaus im internationalen Vergleich betrifft, liegt Deutschland hinter Italien, Frankreich, Österreich und Spanien auf Platz fünf.

Natürliche Entfaltung der Reben

Aus qualitativer Sicht gebe es zwischen ökologisch und konventionell hergestellten Weinen keine Unterschiede, sagt Beate Fader vom DLR. Die Weinqualität sei abhängig von anderen Faktoren. Dies zeigten sehr viele erfolgreiche Biobetriebe, auch Mitglieder im Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP), die ökologisch arbeiten.

„Es gibt Verbraucher, die bewusst Bio kaufen. Ein Großteil nimmt dies eher als positiven Nebeneffekt bei der Kaufentscheidung mit“, stellt Beate Fader fest. Die Entstehungskosten seien im Bio-Bereich höher. Die Endverbraucherpreise bei der Direktvermarktung in Weingütern sei aber auch hier von vielen Faktoren abhängig.

Mit Kupfer und Schwefel gegen Pilzkrankheiten

Der wesentliche Unterschied zum konventionellen Weinbau liege im Pflanzenschutz, erklärt Georg Meier. Der ökologische Ansatz setzt auf die natürliche Entfaltung der Reben. Zu schaffen machen vielen Winzern von Jahr zu Jahr die Pilzkrankheiten echter und falscher Mehltau, die sich durch Verfärbungen oder weißem Belag auf der Oberseite der Blätter bemerkbar machen. Dagegen können Ökowinzer wie Georg Meier aber nicht mit synthetisch-chemischen Pflanzenschutzmitteln vorgehen. „Das macht es nicht einfacher“, sagt der 39-Jährige. „Systemische Mittel, die in das Gewebe der Pflanze eindringen, sind nicht erlaubt.“

In Weyher sei großteils der echte Mehltau das Problem, erklärt er. Dagegen werde mit Netzschwefel und Bicarbonat vorgegangen. Letzteres wirke wie ein Salz und trockne die Feuchtigkeit aus. Kupferhaltige Mittel, die im Kampf gegen den Pilz ebenfalls eingesetzt werden dürfen, kämen kaum zum Einsatz. „Dies hat meine Entscheidung auch wesentlich beeinflusst, dass in Weyher hauptsächlich der echte Mehltau vorkommt, der leichter bekämpft werden kann“, sagt Georg Meier. Gedüngt wird mit Humus oder Kompost.

Bis zu 150.000 Flaschen Wein werden pro Jahr produziert.
Bis zu 150.000 Flaschen Wein werden pro Jahr produziert.

Das Weingut Meier, das im Jahr 1885 seinen Ursprung hat, hat sich ganz bewusst für das Arbeiten im Einklang mit der Natur entschieden. „Wir wollen gesundes Lesegut erzeugen und der Natur nicht weh machen“, sagt Georg Meier, dessen Lieblingssorte der Riesling ist. „Das ist unser Aushängeschild.“ Der gelernte Weinbautechniker hat das Weingut in den vergangenen Jahren von 13 auf 21 Hektar Anbaufläche kontinuierlich wachsen lassen. Zwischen 130.000 und 150.000 Flaschen werden jährlich abgefüllt. Der Betrieb produziert rund 15 Sorten. Hauptabsatzmärkte in Deutschland seien das Ruhrgebiet und das Rheinland. Auch im europäischen Ausland hat das Weingut Kunden.

„Die Buntsandsteinlagen und Granit im Weyherer Michelsberg sind für unsere Rieslinge ebenso perfekt wie die Rotliegend-Böden und Schiefer im Burrweiler Altenforst“, sagt der Winzer. Die Burgundersorten stünden vorwiegend im Hainfelder Letten, wo sich Tonmergel und Kalkmergel abwechseln – „was für Langlebigkeit in den Weinen sorgt“.

Biologisch-dynamische Wirtschaftsweise

Seit einigen Jahren sei im deutschen Weinbau auch ein Trend zur biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise zu erkennen, erklärt DWI-Sprecher Ernst Büscher. Sie habe bereits einen Anteil von etwa zehn Prozent am ökologischen Weinbau. Biodynamisch arbeitende Betriebe nutzten noch stärker die Kräfte der Natur und orientierten sich an den Lehren des Anthroposophen Rudolf Steiner. „So richtet man sich beispielsweise bei den Arbeiten in Weinberg und Keller nach den Mondphasen oder verwendet Kräuterauszüge um die Reben zu stärken und vor Krankheiten zu schützen.“

Blick in den Weinkeller: Der Kieselgurfilter macht die Weine füllfertig.
Blick in den Weinkeller: Der Kieselgurfilter macht die Weine füllfertig.

Seit 2012 gelte eine EU–Verordnung, in der neben der Außenwirtschaft im Weinberg auch die kellertechnische Bereitung der Bioweine geregelt ist. Sie gebe beispielsweise für Bioweine niedrigere Grenzwerte für die maximalen Schwefelgehalte im Vergleich zu den konventionell hergestellten Weinen vor, erklärt der DWI-Sprecher. Daneben werde auf einige Weinbehandlungsstoffe verzichtet, einige müssen ökologischen Ursprungs sein, und auch der Verzicht auf jede Gentechnik, etwa bei den Hefen, ist vorgeschrieben. Weine, die nach diesen EU-Vorgaben von zertifizierten Betrieben produziert wurden, könnten als Ökologischer Wein, Öko-Wein, oder Bio-Wein bezeichnet werden. Zu erkennen seien sie an dem EU-Gemeinschaftslogo, informiert er.

 

Info

Weitere Infos zum Weingut Meier gibt es im Internet unter https://wein-meier.de. Das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum ist unter www.dlr-rnh.rlp.de erreichbar. Informationen zum Bio-Anbau gibt es auch beim Deutschen Weininstitut unter www.deutscheweine.de

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