Kreis Südliche Weinstraße Haussegen hängt schief

Auf diesem Gartenstück in der Großgasse in Hochstadt soll das in der Nachbarschaft umstrittene Mehrfamilienhaus entstehen.
Auf diesem Gartenstück in der Großgasse in Hochstadt soll das in der Nachbarschaft umstrittene Mehrfamilienhaus entstehen.

„Schon jetzt ist die Parksituation in unserem Teil der Großgasse sehr angespannt“, sagt Anwohnerin Margret Sinn. Die Straße endet in einer Sackgasse. „Am Ende gibt es keinen Wendehammer, weshalb Müllabfuhr und Anlieger schon jetzt häufig rückwärts rausrangieren müssen“, sagt sie. Durch den geplanten Bau des dreistöckigen Hauses für acht Parteien werde sich die Situation weiter verschärfen, sind sich die Anwohner sicher. Zudem müsse ein benachbartes Haus in erster Reihe abgerissen werden, um das neue Gebäude verkehrstechnisch anzubinden. „Wir können uns nur schwer vorstellen, wie der Baustellenverkehr durch unsere Straße rollen soll“, meint die Hochstadterin. Außerdem stören sich die Anwohner am Baustil des Gebäudes. Anstelle der im Viertel üblichen Haus-Hof-Bauweise mit Satteldach soll der Neubau ein Flachdach bekommen. Inzwischen haben sich die Nachbarn organisiert und bereits eine Unterschriftenliste herumgehen lassen. 20 Bürger haben bisher unterschrieben. Laut der Bauabteilung der Verbandsgemeinde Offenbach ist die Größe und die Bauweise allerdings wahrscheinlich kein Problem. Der eigens für dieses Projekt aufzustellende Bebauungsplan könne diese Kriterien festlegen und den Bau in der angedachten Form möglich machen. Schützenhilfe bekommen die Anwohner hingegen von Ulrich Mohr vom Bund für Umwelt- und Naturschutz, kurz BUND, Südpfalz. Das geplante Gebäude soll nämlich direkt am Übergang zu Niederwiesen und Hainbachauen stehen. „Das von Gärten besetzte Areal in Hainbachnähe und die Hainbachaue selbst haben ein reiches Arteninventar von Pflanzen und Tieren “, sagt der Naturschützer. Gerade die Nachtigall und der selten gewordene Pirol seien in den Hainbachauen heimisch. Der Hochstadter fürchtet außerdem, dass noch mehr Grundstücke am Dorfrand versiegelt werden könnten, wenn einmal damit angefangen würde. „Die Natur stirbt nicht mit einem Schlag – sie stirbt Scheibchen für Scheibchen“, meint Mohr. Aber es ist noch nicht alles in trockenen Tüchern. Wie der Hochstadter Bürgermeister Otto Paul (CDU) auf Anfrage der RHEINPFALZ mitteilt, habe der Gemeinderat bei seiner Sitzung im Juni lediglich die Aufstellung eines „vorhabenbezogenen Bebauungsplanes Großgasse 86 beschlossen“. Bedeutet: Bevor die Bagger rollen, wird noch einiges geschehen. So werden laut Bauabteilung noch über 50 Behörden um Stellungnahmen zu den Auswirkungen des Bauvorhabens gebeten – etwa für Kanalisation, Kita-Plätze oder Artenschutz. Erst danach werde der Bebauungsplan im Amtsblatt veröffentlicht. „Dann haben alle Bedenkenträger eine Frist von vier Wochen, in denen sie Widerspruch gegen einlegen können“, heißt es aus der Bauabteilung. Dann kann der Gemeinderat die Bedenken prüfen und den Bebauungsplan bei berechtigten Einwänden ändern. Auch gegen diese Änderungen kann dann noch mal Widerspruch eingelegt werden. So lange wollen die Bewohner der Großgasse aber nicht warten. Vergangenen Freitag war Margret Sinn mit einer Nachbarin in der Sprechstunde des Bürgermeisters. „Herr Paul hat unsere Einwände zur Kenntnis genommen und uns auf die Einspruchsfrist nach der Offenlegung des Bebauungsplans hingewiesen,“ sagt Sinn. Trotzdem wollen sie und ihre Mitstreiter schon jetzt die Kreisverwaltung und die Naturschutzbehörde über ihren Widerspruch in Kenntnis setzen.

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