Kreis Südliche Weinstraße Geschichtsunterricht zum Anfassen

Die Billigheimer Trachtengruppe gilt als die älteste der Pfalz.
Die Billigheimer Trachtengruppe gilt als die älteste der Pfalz.

Noch bis heute ist Billigheim in Feierstimmung. Der 568. Purzelmarkt lockt wieder große Besucherscharen an. Der unbestrittene Höhepunkt war der gestrige Festumzug, der Geschichte lebendig werden ließ. Wie war das 1450, als Billigheim die Stadtrechte verliehen wurden? Wie ging die Geschichte weiter? Der historische Umzug mit 42 Gruppen und Einzelpersonen, den die Teilnehmer monatelang vorbereitet hatten, gab Antworten. „Sei Teil der Geschichte“, forderte Torsten Blank, Verbandsbürgermeister und Vorsitzender des Purzelmarktvereins, die Besucher auf. Wir ließen uns das nicht zweimal sagen und spazierten als Teilnehmer im Tross mit. Schon lange bevor die Kirchturmuhr zehn schlug und damit den Start des Festzuges ankündigte, herrschte reges Leben vor und hinter dem Oberen Tor. Die Aufregung war groß. Immer wieder war die Frage bei den Teilnehmern und Zuschauern zu hören: „Wann geht es endlich hinaus auf die Festwiese?“ André Steverding vom Bahnhof Rohrbach, der mit seinem Oldtimer 1969er Dodge dabei war, ließ sich sehr schnell von der Begeisterung der Zuschauer anstecken. „Es macht immer wieder eine große Freude, beim Purzelmarkt zu sein. Die Billigheimer haben immer was Neues in petto“, erzählte er, bevor sich der Tross in Bewegung setzte. Dann ging’s los. Strahlender Sonnenschein und prächtige Stimmung begleiteten die Umzugsteilnehmer, die auf den Festwagen oder zu Fuß den Applaus der Besucher empfingen. Traditionsgemäß führte der Polizeidiener hoch zu Ross den Festzug an, seit drei Jahren Kirstin Kommendzinski vom Reiterverein Billigheim auf dem Rücken von „Samson“, dem Pferd ihrer Schwester. Nicht lange auf sich warten ließ Purzelmarktkönigin Franziska I., die stürmisch von den Zuschauern gefeiert wurde. Sie fuhr in der Pferdekutsche von Walter Adam senior aus Herxheim, der seit mehr als zehn Jahren die Hoheit mit der Kutsche auf die Festwiese bringt. Dicht dahinter folgte die 1906 gegründete Trachtengruppe Billig-heim. Sie gilt übrigens als die älteste Trachtengruppe der Pfalz. Ziel war es schon damals, die Trachten wieder aufleben zu lassen, die nach und nach von der städtischen Mode verdrängt wurden. Vor allem der Purzelmarkt sollte durch das Tragen von Trachten wieder bereichert werden. Dies ist bis heute gelungen. Auch gestern waren wieder Trachten zu sehen, wohin das Auge schaute. Purzelmarktkönigin Franziska I. hatte reichlich hoheitliche Gesellschaft: Da sah man das Dornröschen Pia I., den Bellheimer Lord Ludwig Stahl, das Knittelsheimer Kätzchen Laura I., das Bärenpaar Thomas I. und Alexander I., die Zwiebelkönigin Sandra oder die Tabakkönigin Ann-Kathrin Wendelaus aus Hatzenbühl – die übrigens eine überzeugte Nichtraucherin ist. Eigens für den Festzug hatte die Nachbargemeinde Heuchelheim-Klingen die Traubensaftkönigin Rebecca gekrönt. Die Phalanx der Hoheiten wurde von der pfälzischen Weinkönigin Inga Storck und der Landau-Land-Weinprinzessin Amelie Pfaffmann angeführt. Das Rad der Geschichte drehte der Umzugsbeitrag „Weinlese anno dazumal“ zurück. Imker hatten ihre Purzelmarktbienchen mitgebracht. Toll waren auch die Ideen der Kita „Kleine Strolche“ und der Klingbachschule. Letztere hatte das Thema „Von rostigen Rittern und bildhübschen Burgfräulein“. Die „Scheierpurzlerbar“ machte deutlich, dass auch 2031 noch Purzelmarkt gefeiert wird. Die „Wisse- und Stroosepurzler“ ließen die Zuschauer wissen: „Zu de Wisse zieht’s uns hie mit Zauberei und viel Magie.“ Bereits ab Beginn der 1980er waren viele von „Theo’s Lieblingen“ für den Purzelmarktumzug kreativ engagiert. 1993 schlossen sie sich als Gruppe zusammen. Diesmal traten sie als „Panopticum Curios“ auf. Nach erfolgreichem Marsch auf der Festwiese angekommen, hieß es dann Volkstanz, Dreibeinlaufen, Sackhüpfen, Stangenklettern und natürlich Purzeln, Purzeln, Purzeln.

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