Kreis Südliche Weinstraße Eltern sind die Chefs

silz. Mit meiner Mama Naglinde und meinem Papa Nagbert bin ich ja schon öfter im Wild- und Wanderpark Silz gewesen und habe die vielen Tiere beobachtet. Aber jetzt durfte ich mit Parkleiter Michael Müller einen Rundgang machen, und er hat mir einiges über meine tierischen Kumpels verraten, was ich noch nicht wusste. Kommt mit auf eine Runde durch den Park! Heute stelle ich euch die Wölfe vor.

Ich drängele immer meine Eltern, damit wir möglichst schon um 11 Uhr im Wildpark sind. Dann werden nämlich die Wölfe gefüttert. Michael Müller gibt den elf Tieren Pferdefleisch, hat er mir erzählt. 2,5 Kilogramm verspachtelt ein Wolf am Tag. Natürlich nicht von den Pferden aus dem Park, sondern von alten Tieren, die getötet wurden und dann dem Wildpark als Futter geliefert werden. Für mich als Pflanzenfresser hört sich das ja ganz schön grausam an, aber so ist nun mal die Natur und die Wölfe sind Raubtiere und brauchen Fleisch. Das Rudel in Silz hat ein Alphamännchen und ein Alphaweibchen, das sind die Chefs der Truppe. Die anderen müssen sich ihnen unterordnen. Wie bei mir zu Hause, Mama und Papa sagen, wo es langgeht, und wenn ich nicht höre, kriege ich Hausarrest. Aber pssst, das habt ihr jetzt nicht von mir. In freier Wildbahn leben in einem Rudel die Eltern und deren junge Nachkommen – ein Rudel ist also wie eine Familie. Wenn die jungen Wölfe so alt werden, dass sie selbst Kinder bekommen können – mit zwei Jahren –, verlassen sie ihre Familie und bilden ein eigenes Rudel. „Und so geht der Zirkus weiter“, meint Michael Müller lachend. In Deutschland gibt es übrigens auch freilebende Wölfe – aber erst wieder seit kurzer Zeit. Etwas über 100.000 Jahre lang lebten Wölfe in freier Natur in ganz Europa, in weiten Teilen Asiens und Nordamerika. Sie wurden aber im 19. Jahrhundert in fast allen Regionen nahezu ausgerottet, vor allem weil die Menschen Jagd auf sie machten. Der letzte freilebende Wolf wurde in Deutschland 1904 erschossen. Seit Ende des 20. Jahrhunderts steht der Wolf aber unter Schutz und dadurch überleben wieder mehr Wölfe in freier Wildbahn. Über die polnische Grenzen kommen immer wieder Wölfe zu uns. Sie haben sich überwiegend in der Lausitz – eine Region in Sachsen und Brandenburg – niedergelassen. Ende 2013 lebten dort 14 Rudel oder Paare. Auch wenn eure lieben Spielkameraden, die Hunde, vom Wolf abstammen, sind Wölfe keine Kuscheltiere. In Silz gab es vor vielen Jahren mal einen abgerissenen Finger, weil ein Besucher die Wölfe mit Wurstbrot füttern wollte, sein Kind sich am Zaun festhielt und der Wolf zuschnappte, erinnert sich Müller. Heute sind die Zäune sicherer. Trotzdem: Kommt auf keine dummen Gedanken! (höj)

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