Niederotterbach Eine tragende Kultursäule: Gesangverein feiert 100-jähriges Bestehen

Der Gesangverein kann auf die Treue seiner Mitglieder setzen.
Der Gesangverein kann auf die Treue seiner Mitglieder setzen.

Einstimmig, mehrstimmig oder A cappella – Chormusik ist für viele Menschen eine Bereicherung. Nach schwierigen Corona-Jahren sehen sich einige Chöre wieder im Aufwind. Auch der Gesangverein Niederotterbach, er feiert dieses Jahr sein 100-jähriges Bestehen.

Als „fit wie eh und je“ bezeichnet die erste Vorsitzende Tanja Scheid die 110 Mitglieder des Vereins – 60 davon singen. Und zwar so gerne, dass eigentlich zwei Mal Jubiläum gefeiert werden kann in dem 360 Seelen Dorf. Einmal, das 100-jährige Bestehen des Gesangvereins Niederotterbach und einmal das Jahr 25-Jährige des Chors Singfonie. Beide werden geleitet von Peter Kusenbach.

Die Sänger teilen sich auf 26 Personen in der Singfonie und 33 Sänger in der Singgemeinschaft auf. „Doch etwa ein Drittel stellen ihre Sangeskraft in beiden Chören zur Verfügung“, sagt Kusenbach. Die Idee zwei Chöre in einem kleinen Ort zu etablieren, wurde von den Bürgern damals sehr gut angenommen. Denn jede Altersstufe war über die angebotenen Musikstilrichtungen angesprochen mitzumachen. Und viele blieben. Die Samen der sängerischen Nachwuchsarbeit hat ihre Blüten gezeigt.

Der Gesangverein war vor vielen, vielen Jahren – das genaue Datum ist nicht bekannt – zu Gast beim Sängerfest-Umzug des MGV Scha
Der Gesangverein war vor vielen, vielen Jahren – das genaue Datum ist nicht bekannt – zu Gast beim Sängerfest-Umzug des MGV Schaidt.

Mittlerweile sind die Institution Gesangverein mit dem Chor Singfonie eine tragende kulturelle Säule in der Dorfgemeinschaft, erklärt die 51-jährige Melanie Gütermann. Seit ihrem 13. Lebensjahr ist sie dabei. „Als ich dazu kam, war der Chor jedes Wochenende irgendwo anders für einen Auftritt. Und ich durfte mit. War für mich als 13-Jährige grandios.“ Der Spaß am Singen und an der Gemeinschaft war so groß, dass sie sich mit 16 Jahren in die Vorstandschaft wählen ließ. Auch die 21-jährige Nadine Scheid kam mit zehn Jahren dazu und inzwischen ist sie aktiv im Vorstand tätig: „Ich wäre bestimmt nicht mehr dabei, wenn die Liedauswahl für mich nicht ansprechend wäre.“

Chorleiter Peter Kusenbach, der schon seit 1987 dabei ist, hat die Zeichen der Zeit erkannt. Er holte die Jugend ins Boot und spornte einen Dialog zwischen Jung und Alt an. „Der hat sehr gut gefruchtet“, stellt Kusenbach fest. Denn das Miteinander festige die Begeisterung und die Lust am Singen, betont der langjährige Chorleiter. Der, wie er selbst feststellt, eigentlich schon zum Inventar gehört.

Langjährige Vereinstreue

Ein gutes Beispiel für die langjährige Vereinstreue ist die Familie Strasser. Christian Strasser versucht, es zu erklären: „Meine Mutter Irmgard machte 1975 den Anfang. Gleich danach folgte mein Vater Jakob, da es meiner Mutter so viel Spaß machte zu singen. Mit 25 Jahren folgte ich und zog später meine Frau Corinna in den Bann. Die Kinder Nico und Kim Lena folgten im Alter von 15 und 22 Jahren. Also eine Großfamilienmitgliedschaft, da alle immer noch dabei sind.“ Nach mündlichen Überlieferungen gab es in Niederotterbach vor dem Ersten Weltkrieg schon einmal zwei Gesangvereine. Der damalige erste Vorsitzende der „Eintracht“ hieß Karl Lau. Und der „Liederkranz“ wurde von Georg Scheib geleitet. Nach Ende des ersten Weltkrieges wurde mit Karl Lau als erster Vorsitzende der Männergesangverein Niederotternbach gegründet. Als Dirigent fungierte Lehrer Gutting, damals Lehrer in Niederotterbach.

Alle Unterlagen sind leider in den beiden Weltkriegen verbrannt. Nachdem im Jahr 1970 der Singbetrieb eingestellt wurde, ging es 1974 wieder los. Im Februar des gleichen Jahres fanden sich 21 Sänger wieder zu Chorproben zusammen. Im Vereinsprotokoll vom 23. Februar 1975 ist der Beschluss zu entnehmen, nunmehr einen gemischten Chor zu gründen. 44 Frauen und Männer probten nun unter Hans Bonsch. Im Jahr 1977 nahm der Verein eine Namensänderung vor. Der Chor hieß dann Singgemeinschaft Niederotterbach.

Info

Für das 100-jährige Bestehen komponierte Chorleiter Peter Kusenbach eine eigene Festhymne Die Festveranstaltung ist am 25. März im Bürgerhaus. Weiter geht es mit einem Festwochenende vom 4. bis 6. August, bis hin zum Abschlusskonzert am 18. November.

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