Kreis Südliche Weinstraße „Danke“ mit Plätzchenteig geschrieben

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Es war die erste Aktion der seit vier Wochen bestehenden „Arbeitsgemeinschaft Flüchtlinge“, in der sich 30 Schüler der 9. bis 13. Klasse des Gymnasiums engagieren. Sahnehäubchen, Berliner Brot und Gewürzspekulatius standen unter anderem auf dem Programm des Nachmittags. „Die Rezepte stammen von meiner Mutter“, erzählt Eleonore Beringhaus, die heute den Unterricht in Deutsch und Spanisch mit der Schürze und dem Zubereiten von Teig getauscht hat. Einige Teige sind schon vorbereitet. An vielen Tischen wird eifrig ausgerollt, ausgestochen oder Teigmasse in einer Maschine gedreht, bis die typische Form des Spritzgebäcks herauskommt. Lucia und Samira leiten die Besucher, die noch nie deutsches Weihnachtsgebäck gebacken haben, beim Spritzgebäck an. Die Verständigung in englischer Sprache, manchmal auch ein bisschen deutsch, funktioniert, mit Händen und Füßen allemal. Khann aus Afghanistan formt hingebungsvoll ein Herz aus Teig auf dem Blech und schreibt seinen Namen hinein. „Bei uns ist die Frau in der Küche“, sagt er schmunzelnd auf Nachfrage der RHEINPFALZ, aber es mache Spaß. Baklava in verschiedenen Varianten und Kunafa sind in Syrien beliebte Süßigkeiten. „Es ist sehr süß“, meint Khann lachend. „Mein Bruder ist Bäcker“, erzählt Ammar aus Syrien, der seit sieben Monaten in Deutschland ist und die Teigmasse gerade durch die Maschine dreht. Annette Kliewer, die am Gymnasium Deutsch, Französisch, Ethik und Religion unterrichtet, hat den Arbeitskreis ins Leben gerufen. „Wir haben in den Herbstferien das Thema Flüchtlinge behandelt, daraus hat sich die Frage ergeben, was wir tun können“, erzählt sie. „Wir wollten etwas mit den Flüchtlingen zusammen machen, nicht einfach Geld sammeln“, schildert sie die Motivation der Arbeitsgruppe. Einmal im Monat wird jetzt in der Schulküche gekocht. Geplant sind regelmäßige Ausflüge, damit die Neuankömmlinge die Region kennenlernen. Andere wiederum bilden ein „Tandem“ mit einem der Flüchtlinge, die die Realschule plus besuchen und zum Beispiel Hilfe bei den Hausaufgaben brauchen. Einige wollen im Flüchtlingschor, den Peter Kusenbach ins Leben rufen will (die RHEINPFALZ berichtete) mitmachen oder bei Aktivitäten im Haus der Familie die Kleinkinder betreuen. Charlotte und Isabell, beide 18 Jahre alt, schaffen gerade in der Küche Ordnung. „Wenn jeder etwas tut, schaffen wir es. Die, die meckern, tun nichts“, sagen die beiden. Einige Bleche sind schon fertig. „Danke“ hat ein „Bäcker“ in deutscher und arabischer Sprache mit Plätzchenteig geschrieben. „Syrien, Deutschland“ ein anderer. „Es ist super, es macht Spaß, sie freuen sich alle total, wir machen weiter mit“, sagen Charlotte und Isabell. „Wir haben den Terminplan bis Juni kommenden Jahres gemacht“, informiert Annette Kliewer. Inzwischen darf das Gebäck bei einer Kaffeepause probiert werden. Es schmeckt. „Fast alle, die hier sind, gehen in den Orientierungskurs im Haus der Familie“, berichtet Daniela Tiben, die dreimal pro Woche dort unterrichtet. „Der Unterricht macht sehr viel Spaß“, sagt sie und freut sich über den Einsatz der Flüchtlinge beim Plätzchenbacken. Mit dabei ist auch Jimena Ruiz, die in der Volkshochschule Deutsch unterrichtet. „Ich bin 18, ich heiße Sarah, woher kommst du?“, spricht eine Schülerin den 15-jährigen Ahmed aus Afghanistan an, der die Realschule plus besucht. Der Auftakt für ein längeres Gespräch. Die Mutter des zwei Monate alten Omer unterhält sich mit ihren Landsfrauen und einer Sprachlehrerin, während die Männer eifrig Plätzchen backen. Ein ungewohntes Bild für die junge Frau. „Normalerweise arbeiten Männer in Syrien nicht in der Küche“, sagt sie. Die Plätzchen werden auf dem Karolinenmarkt am Stand der Rotarier verkauft. (pfn)

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