Kreis Südliche Weinstraße Bäckerschätze der Vorfahren

Für den mit Haselnüssen gefüllten Kranzkuchen ist die Bäckerei Stöbener berühmt. Marco Neufeld (links), der schon seit 1991 an B
Für den mit Haselnüssen gefüllten Kranzkuchen ist die Bäckerei Stöbener berühmt. Marco Neufeld (links), der schon seit 1991 an Bord ist, und Fritz Bergdoll kennen das streng gehütete Familienrezept.

«Gossersweiler-Stein.»„Hallo.“ „Guten Tag.“ „Wie geht’s?“ Christina Braun grüßt jeden Kunden, der die Bäckerei mit integriertem Mini-Supermarkt betritt, auch wenn sie gerade im Gespräch mit der RHEINPFALZ ist und ihre Mitarbeiter den Laden schmeißen. Herzlich, aufgeweckt, grundsympathisch ist die 60-Jährige, die schon seit ihrem 19. Lebensjahr hinter der Ladentheke steht und noch lange nicht ans Aufhören denkt. „Ich liebe den Job und den Kontakt mit den Leuten“, sagt Braun über ihre Leidenschaft für den dörflichen Kommunikationspunkt, den sie von früh um 5 Uhr bis abends um 20 Uhr umsorgt. Schon als Kind verbrachte sie jeden Tag in der elterlichen Bäckerei. „Da will man dann eigentlich später selbst etwas anderes machen.“ Es kam anders. „Und heute könnte ich mir nichts anderes mehr vorstellen.“ Gegründet haben die Bäckerei Christina Brauns Urgroßeltern Valentin und Elisabeth Stöbener um 1900. Danach führten die nächsten Generationen die Bäckerei weiter – später auch mit Tante-Emma-Laden. „Den gab es schon, als ich ganz klein war“, erinnert sich Braun. Ihr Vater habe ihn dann 1963 das erste Mal und 1984 das zweite Mal erweitert – auf heute 120 Quadratmeter. Als Christina Braun gerade ihr Abi gemacht hatte, starb ihre Mutter mit gerade einmal 43 Jahren. Sie als älteste von drei Schwestern war gefordert und stieg in den elterlichen Betrieb ein. Später kam auch Christina Brauns Mann an Bord – von Haus aus Schreiner, der auf das Bäckerhandwerk umsattelte. Vor vier Jahren starb der geliebte Ehegatte, und Christina Braun, gelernte Bäckereifachverkäuferin, stand ohne Bäckermeister da. „Es wäre schade, wenn es so zu Ende gehen würde“, war ihr klar. Doch glücklicherweise konnte sie einen Meister gewinnen und hatte zwei Gesellen, die sich mit den Familienrezepten auskannten. „Die Hüter der Bäckerschätze meiner Vorfahren.“ Denn für die „Hausfrauenrezepte“ ist die Bäckerei bekannt, für ihren gefüllten Kranzkuchen berühmt. „Der hat mehr Füllung als Teig“, meint Braun schmunzelnd. Auf Tradition werde bei Stöbener viel Wert gelegt. Der Hefeteig oder das Landbrot entstünden noch immer nach den Rezepten des Großvaters. Dafür steht das vierköpfige Bäcker-Team jede Nacht ab 2 Uhr in der Backstube und fertigt rund 400 Brötchen, wechselnde Brote, Kuchen und Torten. Hat die kleine Dorfbäckerei mit der Konkurrenz von Bäcker-Ketten und Discounter-Backware zu kämpfen? Die Discounter hätten schon etwas vom Brötchengeschäft weggenommen. „Man muss sich damit arrangieren“, meint Christina Braun, die viele Stammkunden aus der Doppelgemeinde und dem Umland hat. „Man muss seine eigenen Stärken herausstellen“, findet sie: gutes Brot, das so schmeckt wie früher, nur natürliche Zutaten, regionale und saisonale Produkte. Finanziell komme der Betrieb aber gut über die Runden. Nun muss nur noch – wieder einmal – der personelle Fortbestand gesichert werden. Denn Meister Karl Fuchs – „mit Leib und Seele Bäcker“, wie Christina Braun lobt, ist schon 65 Jahre. Brauns Tochter Judith – „meine rechte Hand“, die 1998 ihre Ausbildung zur Bäckereifachverkäuferin im Familienbetrieb beendete – mischt schon kräftig in der Bäckerei mit. Und möchte sie weiterführen, wenn sie ein passendes Bäcker-Team findet. Aber bis dahin ist noch Zeit. „So lange ich gesund bin, möchte ich hier weitermachen“, sagt Christina Braun, die übrigens selbst nicht mit dem Back-Gen geboren wurde. „Wenn ich früher für die Kinder mal einen Rührkuchen gemacht habe, war es immer Glückssache, ob er geschmeckt hat“, sagt sie lächelnd. Die Serie Bäckereien gab es früher in fast jedem Ort in der Südpfalz. Aber sie sind selten geworden – Ketten bestimmen das Bild. In unserer Serie „Unser täglich Brot“ stellen wir Betriebe aus der Region vor, die die Tradition weiterführen – und damit ein altes Handwerk.

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