Bornheim Aktion Pfalzstorch feiert 25. Geburtstag

In der Storchenscheune kümmert sich Christian Reis verletzte Störche.
In der Storchenscheune kümmert sich Christian Reis verletzte Störche.

Die Aktion Pfalzstorch ist eine Erfolgsgeschichte. Vor 25 Jahren wurde sie gegründet, um die ausgestorbenen Vögel hierzulande wieder anzusiedeln. Wie jeder auf den Feldern und Wiesen sehen kann, hat das geklappt. Die Arbeit des Vereins ist damit aber längst nicht abgeschlossen.

Vor nicht allzu langer galt der Weißstorch in Rheinland-Pfalz als ausgestorben. Dazu, dass sich daran viel geändert hat und die erhabenen Vögel heute zum gewohnten Landschaftsbild zählen, hat die Aktion Pfalzstorch wesentlich beigetragen. Gegründet wurde sie 1998, also vor genau 25 Jahren. Eben mit dem Ziel, den Weißstorch hierzulande wieder anzusiedeln und auch Naturschutz rund um den Storch zu betreiben. Wichtig ist es den Verantwortlichen, ein Bewusstsein für den Storch und seinen Lebensraum zu schaffen.

„Die aktuelle Population in Rheinland-Pfalz steht mit etwa 600 Storchenpaaren und fast 1200 flüggen Jungstörchen auf stabilen Füßen. Erfreulicherweise breitet sich der Weißstorch derzeit auch in Richtung Eifel und Hunsrück aus und findet dort ein reichhaltiges Nahrungsangebot“, berichtet Christian Reis, Leiter der Storchenscheune in Bornheim und ausgebildeter, ehrenamtlicher Beringer der Vogelwarte Radolfzell.

Population hat Grenze erreicht

In ganz Deutschland sind derzeit rund 10.000 Storchenpaare registriert, die in freier Natur leben und sich selbst versorgen. Für Rheinland-Pfalz geht Reis davon aus, dass sich die Population in den nächsten Jahren auf dem momentanen Stand einpendeln wird. Dies liegt an den Gegebenheiten in der Natur. „Je mehr Störche es gäbe, desto mehr Futter würden diese verbrauchen. Da die Natur dann an ihre Grenzen stößt, dürfte eine gleichbleibende Population die logische Folge sein, nach dem Motto: Weniger Futter, weniger Tiere“, erklärt Reis.

Von 1974 bis 1996 gab es hierzulande kaum mehr Störche. Nach einem Tiefpunkt von nur noch 15 Paaren im Jahr 1975 startete man in Baden-Württemberg mit der Storchenaufzuchtstation in Schwarzach ein Wiederansiedlungsprojekt. Dieses wurde 1997 mit 151 Brutpaaren und 383 frei ausgeflogenen Jungstörchen erfolgreich abgeschlossen und die verbliebenen Vögel nach Rheinland-Pfalz überführt. Am 4. März 2006 eröffnete das Storchenzentrum in Bornheim, das an die Aktion Pfalzstorch und den Bornheimer Vogelschutzverein übergeben wurde.

Verletzte Tiere werden aufgepäppelt

Eine Dauerausstellung bringt im Storchenmuseum dem Besucher die Biologie des Weißstorches näher. Auch über die Wiesenbewirtschaftung, seinen Lebensraum und nicht zuletzt über den Mythos Storch als Überbringer der Neugeborenen, erfährt man hier einiges. Dazu besteht die Möglichkeit gegen eine Spende die Patenschaft für einen Storch zu übernehmen und diesem einen Namen zu geben.

In der Storchenscheune werden flugunfähige, kranke und verletzte Störche gepflegt. Ziel ist es, die Tiere, nachdem sie sich erholt haben, wieder auszuwildern. Gesunde Jungvögel von geschädigten, aber brutfähigen Pflegestörchen werden ebenfalls ausgewildert. Die Verantwortlichen mit Christian Reis an der Spitze sind auch Ansprechpartner bei Storchennotfällen. Verendete Störche werden auf ihre mögliche Todesursache hin untersucht und die Ergebnisse ausgewertet. Dazu werden Nester beobachtet und die Ringnummern der Störche ausgelesen. Mit den Daten erstellt die Aktion Pfalzstorch eine Bestandserfassung und dokumentiert die Entwicklung der Population.

Die Storchenscheune ist eine reine Pflegestation, in der der Verein den geschädigten Störchen ein ungestörtes, gutes Storchenleben mit Paarung, Brut und Aufzucht ermöglicht. Da die Störche alle in irgendeiner Form gehandicapt sind, nicht mehr richtig fliegen können und nicht mehr auf Futtersuche gehen können, brauchen sie nicht viel Raum, dennoch hat jeder Storch seinen festen Platz in der Voliere.

Plastik ist lebensgefährlich für die Störche

Erhöhte Kosten wird in nächster Zeit die Futterbeschaffung für die Tiere in der Scheune verursachen. Grund ist die Tatsache, dass in Deutschland Küken nicht mehr eingeschläfert werden dürfen. Bislang wurden die toten Kleinvögel an die flugunfähige Tiere in der Scheune verfüttert. Künftig müssen die Eintagsküken aus Ländern importiert werden, in denen deren Tötung noch erlaubt ist. Dies ist nicht zuletzt mit vermehrten Transportkosten verbunden. Neben den Küken werden auch Fische und Krebse an die Tiere in der Scheune verfüttert. Die Kosten hierfür werden, so weit möglich, durch Spenden abgedeckt.

Als Herausforderung für die Zukunft sieht Christian Reis in erster Linie die langfristige Bestandssicherung. Des Weiteren gilt es, sich auftretender Gefahren für die Störche anzunehmen. Diese liegen unter anderem im Gemüse- und Weinbau. Wegen der im Sommer immer weiter fortschreitenden Trockenheit weichen Störche oft auf bewässerte Flächen aus. Das dort angebaute Gemüse, beispielsweise Radieschen, wird durch Gummiringe zusammengehalten. Diese sehen für die Störche wie Würmer aus, was zur Folge hat, dass die Alttiere diese an ihren Nachwuchs verfüttern. Im Magen der Kleinen führt dies dazu, dass sie kein Gewölle bilden können, was sie unter normalen Umständen herauswürgen, wenn sie etwas nicht verdauen können. So verhungern sie, obwohl ihr Magen prall gefüllt ist. Die gleichen Folgen ergeben sich durch die für das Anbinden der Reben in den Weinbergen genutzten Kunststoffbändchen. So habe er habe er leider auf Grund dieser Begebenheiten schon einige Todesfälle verzeichnen müssen, berichtet Reis.

Info

Storchenfest zum 25-jährigen Bestehen der Aktinon Pfalzstorch am Samstag, 28. Oktober, ab 11 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus in Bornheim. Vereinsvorsitzender Andreas Gutting wird auf die zweieinhalb Jahrzehnte zurückblicken, zudem referiert Wolfgang Fiedler von der Vogelwarte Radolfzell über die Wiederansiedlung des Storches in der Pfalz. Das Storchenzentrum in der Kirchstraße 1 ist von 13 bis 17 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet. Weitere Informationen zur Aktion Pfalzstorch im Internet unter www.pfalzstorch.de.

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