Kreis Südliche Weinstraße Über die Geschichte der „Pferdeköpfe“

Wer kennt sie nicht die nickenden „Pferdeköpfe“ mitten in den Weinbergen rund um Landau? Besonders zahlreich sind diese im Volksmund so genannten Erdölpumpen um Queichheim, Nußdorf, Walsheim, Knöringen und Dammheim zu sehen. Anlässlich des „Tags des Museums“ wurde gestern im Queichtalmuseum in Offenbach unter dem Thema „Heimvorteil: Erdöl aus der Pfalz“ eine Ausstellung eröffnet.

Sie vermittelt einen Überblick über die mehr als 60-jährige Historie der südpfälzischen Rohstoffgewinnung, wirft einen Blick zurück in ehemalige Bohrstellen in der Pfalz, geht aber auch auf die aktuellen Bohrstellen ein. Danach seien bereits seit dem Mittelalter die Erdölvorkommen am Oberrheingraben bekannt. Organisiert wird die Ausstellung auf Einladung der Gemeinde Offenbach von dem BASF-Tochterunternehmen Wintershall und dem Konsortium aus Engie E&P Deutschland GmbH sowie Palatina GeoCon GmbH & Co. KG. Seit 1955 fördert die Firma Wintershall in der Südpfalz den wertvollen Rohstoff zutage. Noch bis Ende des 19. Jahrhunderts war die wirtschaftliche Bedeutung des Erdöls noch gering. Es diente hauptsächlich als Rohstoff für Petroleumlampen. Mit der Erfindung des Otto-Motors 1876 und des Dieselmotors 1892 nahm der Bedarf an Erdöl einen ungeahnten Aufschwung. Für den ständig wachsenden Verbrauch mussten immer neue Lagerstätten gesucht werden. Erinnert wird mit der Ausstellung an das Jahr 1954, als bei Untersuchungen nach der seismischen Methode festgestellt wurde, dass der Untergrund zwischen Frankweiler und Landau ölhaltig ist. 1955 wurde erstmals eine Bohrung bei Dammheim in 1300 Meter Tiefe fündig. Das sogenannte Landauer Feld hatte eine Süd-Nord-Ausdehnung von acht Kilometern und eine West-Ost-Ausdehnung von fünf Kilometern. Von 192 Bohrungen, die abgeteuft wurden – das bergmännische Wort für bohren - sind übrigens 137 fündig geworden. Die ergiebigsten Fundstellen liegen zwischen 700 und 1400 Meter Tiefe. Heute sind noch rund 65 Bohrungen in Betrieb. Wintershall fördert im Landauer Feld jährlich rund 20.000 Tonnen Erdöl. Wie Michael Kobel, Betriebsleiter für die Wintershall-Standorte in Süddeutschland, bei der Ausstellungseröffnung bekanntgab, wurden seit 1955 rund 4,5 Millionen Tonnen Erdöl in der Südpfalz gefördert. Diese 4,5 Millionen Tonnen sind „soviel, wie die Welt heutzutage in acht Stunden verbraucht“. Kobel machte deutlich, dass der Heimvorteil der Rohstoffe unbedingt genutzt werden sollte. Das Erdöl aus deutschen Quellen deckt laut Wintershall die inländische Nachfrage zu knapp drei Prozent. Deutlich wurde bei der Vernissage, dass Wintershall am Standort Landau festhält und weiter in Landau investieren will – bis zu 50 Millionen. Damit sollen die bestehenden Anlagen modernisiert und nach weiteren Ölvorkommen gesucht werden. Um das Potenzial einer Lagerstätte besser abschätzen und Bohrungen optimal platzieren zu können, brauche Wintershall vor allem eins: Ein genaues Bild des Untergrunds. Mit Hilfe der seismischen Messung könnten die einzelnen Gesteinsschichten abgebildet werden. In Landau sei ein Ende der Erdölförderung noch nicht in Sicht. Kobel geht von einem Zeitraum von 25 bis 30 Jahre aus. Jan Weinreich, Generalbevollmächtigter von Engie E&P, sagte: „Einige meinen, Erdöl gehöre lieber heute als morgen ins Museum. Sie sollten aber wissen, wir brauchen Erdöl und auch das Erdgas als Übergangs- und Brückenenergien. Fossile Energie waren gestern, sind heute und werden auch morgen die wichtigsten Energieträger sein.“ Erdöl spiele weiter eine wichtige Rolle als Energieträger, aber auch als Rohstoff etwa der Chemie-Industrie. Es sei ökologisch sinnvoller, heimisches Erdöl unter strengen deutschen Standards zu gewinnen als beispielsweise nigerianische Produktion über weite Strecken zu transportieren. Weinreich wünscht, dass die Ausstellung, die bis zum 24. Juni zu den Öffnungszeiten des Museums zu sehen ist, nicht nur Wissenswertes über Erdölgewinnung vermittelt, sondern auch Vertrauen schaffe.

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