Kreis Kusel Umfrage: Wie es bei einigen „Neu“-Gastronomen läuft

Ulrike und Daniel Bößhar kurz nach der Eröffnung des „Daniels am Markt“. Beide waren zuvor fünf Jahre lang am Tegernsee tätig. I
Ulrike und Daniel Bößhar kurz nach der Eröffnung des »Daniels am Markt«. Beide waren zuvor fünf Jahre lang am Tegernsee tätig. In der Küche setzt Bößhar auf Kreativität, wie er sagt.

Die Gastro-Szene wurde von der Pandemie hart getroffen. Nach einigen Vakanzen ist der Kreis diesbezüglich wieder recht gut aufgestellt. Die RHEINPFALZ hat bei einigen Neueinsteigern nachgefragt, wie es läuft.

Binnen kurzer Zeit konnte der Landkreis im vergangenen Jahr zwei neue Pächter für seine Restaurants auf Burg Lichtenberg und der Wasserburg präsentieren. Ende Juli wurde bekannt, dass sich das Pächterpaar des Burgrestaurants zurückzieht, das Restaurant einige Tage geschlossen sei. Eine so lange Vakanz wie nach dem Rückzug der Pächter Peter und Steffi Emrich soll es nicht geben. Ein Nachfolger steht offenbar in den Startlöchern. Der Kreis teilte mit, das Restaurant schnellstmöglich, vielleicht sogar schon zum Wochenende, 5. und 6. August, wieder zu öffnen.

Kulinarische Akzente setzt das „Daniels am Markt“ am Kuseler Marktplatz. Daniel Bößhar steht dort schon seit April 2022 in der Küche. Offenbar hat sich herumgesprochen, dass Bößhar auf eine äußerst kreative Küche setzt – nicht nur bei den Kuselern. „Die Leute kommen von vielen Orten, aus Mainz, Kaiserslautern und Saarbrücken“, sagt der Koch. Das sei auch gut so: Denn von den Kuselern allein könnte er nicht leben, es sei denn, sie wollten alle zwei Wochen bei ihm essen, schildert Bößhar. So regelmäßig im Daniels am Markt zu essen, sei eher die Ausnahme. Das Lokal sei eher die Adresse für besondere Anlässe, glaubt er. Deshalb setzen Bößhar und seine Frau Ulrike, mit der er das Restaurant betreibt, auf eine größere Zielgruppe. Fast täglich kommen Gäste, „die wir noch nicht kennen“, schildert er zufrieden und fügt hinzu: „Bei uns läuft es gut.“ Die Tendenz gehe nach oben, der Standort sei gut und der Betrieb bereite Spaß.

Einen Wunsch hat Bößhar dennoch: dass möglichst viele Gäste reservieren. Das erleichtere Organisation und Planung erheblich, finden sich auf den Tellern doch stets zahlreiche Komponenten. Die Wertschätzung seines Handwerks ist dem Koch wichtig. Falls eine Absage notwendig wird, sollte sie daher nicht in letzter Minute erfolgen, regt er an. Die Öffnungszeiten werden beibehalten, der Mittagstisch nicht wieder eingeführt. Dieser Schritt habe die Qualität am Abend gesteigert, betont der Gastronom. Seit Mai hat Bößhar einen zweiten Koch eingestellt. Als „Katastrophe“ bezeichnet er hingegen die Suche nach Servicepersonal. Auch aktuell suche er wieder Minijobber und Teilzeitkräfte.

„Café Auszeit“ weitet Öffnungszeiten aus

Nur einen Katzensprung entfernt hat Laura Becking im November das „Café Auszeit“ eröffnet. In der ehemaligen „Alten Post“ bietet die Mutter von drei Kindern montags bis freitags unter anderem Frühstück, Sandwiches, Snacks und Kuchen an. Kaffee gibt’s nicht per schnellem Knopfdruck, denn für eine „Auszeit“ soll dieser auch nach Barista-Kunst zubereitet werden, beschreibt Becking ihren Anspruch. Inzwischen hat sie ihre Öffnungszeiten erweitert. Sie ist zufrieden mit dem Betrieb, obwohl sie „keine Werbung gemacht“ hat. Die Kunden kämen, eine Stammkundschaft habe sich bereits aufgebaut.

Allerdings registriert die 34-Jährige auch, dass ein Großstadt-Konzept für ein Café in Kusel bislang noch nicht so gut funktioniert. Anstelle eines Snacks am Vormittag wollen „die meisten Gäste Kaffee und Kuchen am Nachmittag. Aber da habe ich schon zu“, schildert die Gastronomin aus Reichweiler. Neu im Café ist eine Kinderspielecke. Hunde dürfen mit ins Café. Pläne hat Laura Becking für die Räume im oberen Geschoss: Dort sollen mehrere Fremdenzimmer entstehen.

Personalmangel vielerorts ein Problem

Nachdem der Landkreis zwei Jahre lang keinen Pächter hatte, ist seit Ostern 2022 auch das Restaurant auf der Wasserburg in Reipoltskirchen wieder in Betrieb. Anspruchsvolle Küche inklusive veganer Angebote erwartet die Gäste im „Plaisir Wasserburg“. „Wir machen fast alles selbst“, sagt Geschäftsführer Roland Heinrich Kaiser. Fertigprodukte gebe es nicht. Darüber hinaus setzt der pensionierte Mediziner auf Wild aus der eigenen Jagd. Stammgäste kämen aus einem Umkreis von etwa 20 bis 30 Minuten, schätzt Kaiser. Ein Wohnmobil-Stellplatz ergänzt das Angebot ebenso wie Gästezimmer in dem vom Kreis sanierten ehemaligen Schwesternheim.

Kaiser beschreibt die Küche als „gehoben, aber nicht abgehoben“. Neben Wildliebhabern kommen auch jene auf ihre Kosten, die Süßes bevorzugen. Denn Tochter Ruth Kaiser, die Chefin des Restaurants, ist Konditorin, war lange in der Schweiz tätig und kümmert sich selbst um Desserts wie Zitronen-Baiser und Schokocreme.

Ruth Kaiser wird von einem Koch sowie sechs bis acht Teilzeit- und Minijobber-Kräften im Service unterstützt. „Es fehlt qualifiziertes Personal“, bemängelt Roland Heinrich Kaiser. Das liege auch an der abgelegenen Gegend in der „Alten Welt“. Der Arzt aus Stelzenberg unterstütze deshalb seine Tochter mitunter im Service. Das Personalproblem sei aktuell die größte Herausforderung. Insgesamt sei er aber mit der Resonanz zufrieden. Er verhehlt aber auch nicht, dass es noch Luft nach oben gebe – etwa durch mehr Trauungen im Hochzeitszimmer. Nicht wie gewünscht angenommen worden sei der Sonntagsbrunch. Hier sei noch nicht klar, ob das Angebot weitergeführt wird. Sonntags soll nun ab 16 Uhr ein Apéro Riche mit kleinen Häppchen und Delikatessen stattfinden.

Seit Ostern 2022 Pächter der Wasserburg in Reipoltskirchen: Roland (Geschäftsführer) und Ruth (Restaurantchefin) bieten im „Plai
Seit Ostern 2022 Pächter der Wasserburg in Reipoltskirchen: Roland (Geschäftsführer) und Ruth (Restaurantchefin) bieten im »Plaisir Wasserburg« »gehobene, aber nicht abgehobene Küche« an.
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