Motorsport Trotz Titeln: Marijan Griebels Suche nach sportlicher Perspektive

Im Rallye-Auto ist Marijan Griebel seit Jahren erfolgreich unterwegs, wie hier bei der Rallye Stemweder Berg 2021. Im vergangene
Im Rallye-Auto ist Marijan Griebel seit Jahren erfolgreich unterwegs, wie hier bei der Rallye Stemweder Berg 2021. Im vergangenen Jahr wurde er deutscher Meister, 2022 reichte es zum Vize-Titel.

Rallyepilot Marijan Griebel und sein Beifahrer Tobias Braun schließen die Saison mit einem Titel ab. Nach der deutschen Vize-Meisterschaft gewann das Team die Spa-Rallye und damit auch den Rallye-Cup Belux. Der Erfolg hing allerdings an einem seidenen Faden und die Saisonplanung 2023 offenbart noch so manche Tücke.

Verletzungsbedingt stand hinter Marijan Griebels Start im belgischen Spa am vergangenen Wochenende ein großes Fragezeichen. Hat der Polizeioberkommissar doch alle bisherigen motorsportlichen Einsätze ohne Blessuren beenden können, so brach er sich vor Kurzem beim Tennis den fünften Mittelfußknochen. Die ärztliche Diagnose war wie ein Schlag vor den Kopf für den Piloten aus Hahnweiler (Landkreis Birkenfeld), Mitglied beim MSC Potzberg. War doch der große Erfolg so nah, denn rechnerisch standen er und Beifahrer Tobias Braun (Maikammer) bereits als Sieger im Rallye-Cup Belux fest. Aber das Reglement besagte, dass das Duo beim Saisonfinale dennoch starten muss. „Dank hervorragender ärztlicher Betreuung konnten wir dann doch noch in buchstäblich letzter Sekunde über die Startrampe der Spa-Rally rollen“, erzählt der zweifache deutsche Rallye-Meister.

Vor den fast 90 Teilnehmern lagen 200 Kilometer auf Bestzeit an zwei Tagen bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. Die anspruchsvollen Strecken in den hügeligen Ardennen waren ein echter Härtetest zum Saisonabschluss. Nach einem verhaltenen Start und zwischenzeitlich einem Rückstand von etwa zwölf Sekunden auf die führende Konkurrenz drehte das Team Griebel/Braun in der zweiten Hälfte des ersten Veranstaltungstages so richtig auf und ging schon bald in Führung. Diese hielt bis zur letzten Wertungsprüfung des ersten Tages, „wenn auch nur knapp mit sieben Zehntel Sekunden Vorsprung vor dem Belgier Kurt Reynvoet“, berichtet Griebel. Die Spa-Rally ist eine der schönsten und leidenschaftlichsten innerhalb Belgiens.

„Zum Glück“ erwischt es den rechten Fuß

Der zweite Tag war dann weniger spannend, denn Griebel fuhr konstante Zeiten und ganz vorne mit, so dass er seinen Vorsprung kontinuierlich ausbaute. Die zweite Tageswertung gewann das Duo im Peugeot 208 Rally IV dann mit einem Vorsprung von mehr als einer Minute. Damit war der Rallyesieg ebenso perfekt wie auch der Titel im Stellantis-Motorsport-Rallye Cup Belux.

„Das war Glück im Unglück“, resümiert der erfolgreiche Pilot einen Tag nach seinem Erfolg. „Hätte ich mir den linken, also den Bremsfuß gebrochen, wäre ein Start unmöglich gewesen und damit auch der Titel futsch“, erzählt der Rallyepilot weiter. „Die zwei Tage bin ich mit einer Carbonsohle im Rennschuh gefahren, welche die Schläge etwas gedämpft und den Druck gleichmäßig am Fuß verteilt hat. Zu Beginn der Rallye war ich mir etwas unsicher, aber mit steigender Rallyedauer konnte ich mich an das Handicap gewöhnen und unseren Plan perfekt umsetzen“, berichtet Griebel. „Der Titelgewinn in Benelux entschädigt uns für das denkbar knapp verlorene Finale zur deutschen Rallye-Meisterschaft.“

Bei all seinem Erfolg hat er die Unterstützung seines Umfeldes nicht vergessen. „Vielen Dank an all meine Partner für die wieder einmal wahnsinnige und tolle Unterstützung während des ganzen Jahres“, betont der zweifache Vater.

Rehabilitation und Zukunftsgespräche

„Körperlich bin ich noch nicht genesen. Ich habe mich gegen eine Operation entschieden und für die konventionelle Art der Behandlung“, erklärt der Verletzte. Dies bedeutet, der Fuß darf nicht belastet werden und ist ruhig zu halten. Fit halten kann er lediglich den Oberkörper. Derzeit befasst sich Marijan Griebel aber vor allem noch mit einem anderen Prozess, den Gesprächen mit Sponsoren und der Suche nach weiteren Geldgebern. „Wir sind für ein Team ,zahlender Kunde’ und da muss das Geld stimmen. Deutscher Meister oder Benelux-Cup-Sieger sind zwar Titel, aber keine Garanten für die Aufnahme in ein Rallyeteam. Erst wenn das Geld stimmt, dann kommt es zu den Verhandlungen mit Teams“, erklärt der erfahrene Pilot und Verhandlungsführer. „Wir sind zwar auf einem guten Weg, aber aktuell reichen die finanziellen Mittel noch nicht aus.“ Das heißt, es müssen noch viele Klinken geputzt werden, um auch künftig wieder um Titel fahren zu können.

„Den Stellantis-Motorsport-Rallye Cup Belux würde ich gerne nochmals fahren. Die Unterstützung ist in dieser länderübergreifenden Region viel größer wie auch das Interesse am Rallyesport“, erklärt Griebel. Optimal wäre der Doppelauftritt: neben dem Benelux-Cup ein Start bei der deutschen Rallye-Meisterschaft. „Das würde uns glücklich machen“, fasst der Motorsportler zusammen. „Dafür muss ich vielleicht sogar einen Marken- und Teamwechsel vornehmen“, ist er sich bewusst.

Marijan Griebel hat ein erfolgreiches Sportjahr hinter sich. Der Hahnweilerer sicherte sich den Siegerpokal im Rallye-Cup Belux.
Marijan Griebel hat ein erfolgreiches Sportjahr hinter sich. Der Hahnweilerer sicherte sich den Siegerpokal im Rallye-Cup Belux. Dabei brach er sich vor wenigen Wochen den Fuß.
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