Kreis Kusel Musik braucht Bewegung

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Der 55-köpfige Heart-Chor, Wegbereiter einer neuen, modernen Chor-Szene in der Region Kaiserslautern, hatte sich vergangenes Wochenende in der Jugendherberge auf Burg Lichtenberg eingemietet. Drei Tage hatten sie sich quasi eingesperrt, oder wie Chorleiter Andy Dodt es formuliert: „Einmal im Jahr drei Tage kaserniert zu sein, da kann man nicht nur intensiv und ungestört üben, das bringt uns auch menschlich immer wieder weiter“.

Andy Dodt, der mit Vornamen eigentlich Andreas heißt, ist studierter Musikpädagoge und promovierter Erziehungswissenschaftler. Der gebürtige Kreimbacher war in den 1960er Jahren Frontman und Sänger der Rockband „The Strings“, die er 1963 zusammen mit Dietmar Warkus, dem heutigen Vorsitzenden des Musikvereins Kusel, gegründet hatte. Während Warkus heute im Westpfälzer Sinfonieorchester Cello spielt, ist Andy Dodt in seinem Herzen, wie er im Gespräch mit der RHEINPFALZ versichert, immer Rockmusiker geblieben. Aber zurück zum Heart-Chor, der vor knapp sechs Jahren aus einem Rock-Chor-Projekt um Chorleiter Andy Dodt entstanden ist, wurde schon ein Jahr später, beim internationalen Chor-Festival im spanischen Calella, mit einer Silbermedaille ausgezeichnet. Das Credo von Andy Dodts Chor ist das freie Singen ohne Notenblätter. Dodts Botschaft: „Man kann nicht ,Stayin` Alive’ von den Bee Gees singen und dabei wie eine Salzsäule erstarrt auf sein Notenblatt schauen.“ Für ihn gehört Musik und Bewegung zusammen, nicht zuletzt deshalb habe er Bettina Habekost als Choreografin für den Workshop gewinnen können. Habekost, die Chorleiter Dodt als zentrale Lichtgestalt des Workshops vorstellte, ist Dozentin für Performance und Körpertraining an der Popakademie Mannheim. Ebenfalls von der Popakademie kommt Hochschuldozentin Anette Marquard, die den Chormitgliedern in Sachen Stimmbildung in kleinen Arbeitsgruppen zusätzlich wertvolle Tipps gegeben habe, erzählt Dodt. Und dann ist da noch der Groove, ein weiteres bestimmendes Thema im Hardcore-Workshop. Auch hier konnte Dodt in Michael Koschorrek, besser bekannt unter dem Künstlernamen „Kosho“, Gitarrist und Sänger bei den Söhnen Mannheims, einen ausgewiesenen Könner engagieren. Koschorrek war viele Jahre auch Lehrer an der Grünstädter Musikschule, die Dodt aufgebaut und über 22 Jahre geleitet hatte. Er verstehe es in großartiger Weise, schwärmt Chorleiter Dodt, von einfachen Rhythmen aufbauend, ein synkopisches Grundmuster entstehen zu lassen. Ein Muster, welches in seiner musikalisch, rhythmischen Gegenläufigkeit den eigentlichen Groove ausmache, sinniert Dodt. Das was selbst der Musikpädagoge in Worten nur schwer auszudrücken vermochte, wurde deutlich, als er ,Stayin` Alive’ mit und ohne Groove mit den Händen auf die Oberschenkel klopfte. „Das ist es, was einen modernen Chor ausmacht, und diesen Groove kann man lernen.“ Leider, so Dodt weiter, „kommen viele Chöre aus ihrem alten Trott nicht heraus und haben somit irgendwann massive Überlebensprobleme.“ Anschließend gab’s exklusiv einen echten Leckerbissen moderner Chorarbeit: Mit der gerade erst eingeübten Choreografie und dem passenden Groove stellte der Heart-Chor nach einem Arrangement von Andy Dodt Rag’n’Bone Mans „Human“ vor. Der kleine Proberaum war sofort voller Dynamik – ob man wollte oder nicht –, man konnte sich dem Rhythmus nicht entziehen, konnte einfach nicht still sitzen und klatschte bei „I`m only human“ sofort mit.

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