Reichweiler Jubiläum: Anna Kirsch feiert 100. Geburtstag

Beschäftigt sich gerne mit Handarbeit, liest die Zeitung und schaut gerne Spiele der deutschen Fußball-Nationalmannschaft: Anna
Beschäftigt sich gerne mit Handarbeit, liest die Zeitung und schaut gerne Spiele der deutschen Fußball-Nationalmannschaft: Anna Kirsch.

Anna Kirsch wird in Reichweiler liebevoll „Annchen“ genannt. Am Samstag, 24. Februar, feiert sie einen besonderen Ehrentag – ihren 100. Geburtstag. Damit hält sie in ihrer Heimatgemeinde mehrere Rekorde.

Die Gene in Anna Kirschs Familie sind offensichtlich gut. Mütterlicherseits hatte sie einen Urgroßvater, „der damals schon 90 Jahre alt wurde“. Diese Marke hat sie längst geknackt, und am Samstag macht „Annchen“ Kirsch das Jahrhundert voll. Wie sie die magische Zahl 100 erreicht hat? „Ich war immer viel an der frischen Luft, habe gerne gearbeitet und mir eine gewisse Zufriedenheit schaffen können“, beschreibt Kirsch ihr Rezept fürs Älterwerden. Mit dem 100. Geburtstag setzt Kirsch zwei Bestmarken: Sie ist damit aktuell nicht nur die älteste Einwohnerin ihrer Heimatgemeinde Reichweiler, sondern sogar die erste im Ort, die überhaupt dieses Alter erreicht hat.

Anna Kirsch, geborene Aulenbacher, wurde in Reichweiler geboren. An jenem Tag habe so viel Schnee gelegen, dass die Hebamme aus Pfeffelbach Mühe hatte, Reichweiler zu Fuß zu erreichen, weiß Kirsch aus Erzählungen ihrer Mutter. Es sei eine arme Zeit gewesen, die Jugend bestimmt durch die Kriegs- und Nachkriegsjahre. Doch es habe auch viele Momente der Freude gegeben: die Eheschließung mit dem Landwirt Gustav Kirsch im Jahr 1947 zum Beispiel – mit ihm hat Kirsch zwei Kinder. Mit einer kleinen Landwirtschaft bestritt die Familie ihren Lebensunterhalt. „Ich habe mein Leben lang schwer gearbeitet. Damals wurde in der Landwirtschaft noch alles per Handarbeit erledigt. Es gab noch keine größeren Maschinen, unser Traktor waren Kühe“, erinnert sich die Jubilarin.

Fußballfan und Zeitungsleserin

Doch dann sind da auch traurige Erinnerungen. Schicksalsschläge, die Kirsch verkraften musste. „Ich bin seit 48 Jahren Witwe, und meine Tochter ist früh an einer Krebserkrankung gestorben.“ Schwergefallen sei ihr auch, dass ihr Bauernhaus in der Ortsmitte – dort steht heute der große Brunnen – Ende der 1970er Jahre dem Straßenausbau in der Gemeinde weichen musste. Seither lebt Kirsch in einer Wohnung im Haus ihres Sohnes und ihrer Schwiegertochter.

Sie sei immer „eine Kämpferin“ gewesen, „Kerschnickels Annche“, wie einige im Ort sie nennen. Mit ihrer positiven Einstellung kämpfte sie sich denn auch zurück, als sie vor mehr als vier Jahrzehnten – im Alter von 52 – einen Herzschrittmacher eingesetzt bekam.

Bis heute nimmt sie regen Anteil am Dorf- und Familienleben. Sie beschäftigt sich nach eigener Aussage mit Handarbeiten und könne auch noch ohne Brille DIE RHEINPFALZ lesen. Zudem schaut sie sich gerne Fußballspiele im Fernseher an – vor allem die der deutschen Nationalmannschaft. Doch so richtig Schwung in ihr Leben bringen ihre Enkel und Urenkel, erzählen Kirschs Sohn und Schwiegertochter.

Dennoch werde das Leben nicht leichter. „Leider machen mein Gehör und meine Beine nicht mehr so recht mit“, bedauert sie. Seit einigen Jahren sei sie auf die ständige Hilfe der Familie angewiesen. Einmal pro Woche besuche sie zudem die Tagespflege am Grabenpfad in Kusel. Und auch wenn man Geburtstagswünsche normalerweise nicht verrät, macht Kirsch aus ihrem keinen Hehl: Sie wolle so fit bleiben, um ihren Lebensabend zu Hause verbringen zu können. Etwas, was Kirsch sicherlich auch ihr Sohn, die Schwiegertochter sowie die drei Enkel und sieben Urenkel wünschen, die zum 100. Geburtstag gratulieren.

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