Kusel Interkulturelle Woche: Die Heimat neu finden

Bilder, die bewegen und noch zwei Wochen zu sehen sind.
Bilder, die bewegen und noch zwei Wochen zu sehen sind.

Der Ausstellungsname ist Programm. In der Stadtkirche fand der Eröffnungsgottesdienst zur Interkulturellen Woche mit Bildern unter dem Motto „Heimat - zwischen zwei Welten“ statt. Bis Donnerstag gibt es auch einen interkulturellen Mittagstisch.

Eine Familie stolpert am Meeresufer an Land. Eine Mutter streckt die Arme aus, um den erschöpften , stolpernden Sohn aufzufangen, doch sie greift symbolisch ins Leere. Sie kann dem Kind nicht wirklich helfen, diese Situation zu verarbeiten. Der Junge trägt eine weiße Weste, die für die kindliche Unschuld steht. Ein Bild, das gut zum Thema passt.

Vom 25. September bis 3. Oktober findet bundesweit die Interkulturelle Woche statt. Unter dem Motto „#offengeht“ setzen Engagierte in mehr als 500 Orten sich für eine tolerante und offene Gesellschaft ein und positionieren sich zu aktuellen politisch und gesellschaftlich wichtigen Themen im Bereich von Flucht, Integration und gesellschaftlichem Zusammenhalt.

44 Bilder in der Stadtkirche

Auch im Landkreis Kusel wurde von verschiedenen Trägern, Vereinen und Institutionen ein Programm auf die Beine gestellt, mit dem die Beteiligten ebenfalls ein Zeichen für Toleranz und Vielfalt setzen möchten. Ein kleiner Kreis von knapp 20 Personen war zur Eröffnung in die Kuseler Stadtkirche gekommen. Der Innenbereich war umrahmt von 44 Bildern, die seit einem Jahr als Wanderausstellung unterwegs sind und noch für zwei Wochen in der Stadtkirche zu sehen.

Entstanden sind die Werke im vergangenen Jahr in und um Kaiserslautern. Im Rahmen des Kunstprojektes „Zwischen zwei Welten“, einem corona-konformen Beitrag zur Interkulturellen Woche 2020, hatten Einheimische und Zugewanderte – jeder bei sich zu Hause – ihre Gedanken zum Thema Heimat auf die Leinwand gebracht. Ein Austausch dazu fand virtuell statt.

Freiwillig oder auf der Flucht

Das Ergebnis zeigte, dass Heimat kein feststehender Begriff ist, sondern viele individuelle Facetten und Bedeutungen für jeden Einzelnen hat. „Jeder Strich zeigt einen Menschen und seine Frage nach Heimat“, brachte es Pfarrer Detlev Besier von der Evangelischen Kirche der Pfalz auf den Punkt. Er hielt nach einer Begrüßungsansprache durch Dekan Lars Stetzenbach die Predigt.

„Heimat muss man nicht endgültig verlieren, man kann sie auch in einer anderen Stadt oder einem anderen Land wieder finden. Auch wenn es schon einen Unterschied macht, ob man das freiwillig tut oder ob man flüchten musste“, so Besier.

Ein leerer Blick

Im Vordergrund fiel die ausdrucksstarke Acrylbildertrilogie von Ulrike Freitag in den Blick. Die Künstlerin erläuterte in unverblümten und drastischen Worten die Bedeutung der einzelnen Bilder, die sie während der ersten Flüchtlingswelle teils nach originalen Fotos und mit Erlaubnis der Urheber angefertigt hat.

Ein weiteres Bild zeigt ein traumatisiertes Mädchen mit einer Katze im Arm. Ihr Blick ist nicht nur traurig, sondern regelrecht leer. Statt Geborgenheit und Willkommensein hat es Flucht und Gewalt erlebt. Die Katze steht für Güte, für einen letzten Rest an Heimeligkeit und für Freiheit.

Angst vor fremden Kulturen

Kaum begreifen will man ein weiteres Bild. Dort liegt ein Kind. Es ist blass. Ist es tot oder lebt es noch? Im Hintergrund tobt dunkel der Krieg. Über das Kind beugt sich ein weißes Einhorn, dessen Horn abgebrochen ist. Die kindlich-unschuldige Magie des Lebens ist verloren.

Solch ein Bild zu betrachten, macht Gedanken bedeutungslos, von denen Pfarrer Besier sich in seiner Predigt auch nicht immer vollkommen frei sprechen wollte. „Wenn Menschen fremden Kulturen begegnen, haben sie manchmal Angst , das was sie sich in ihrer Welt aufgebaut haben zu verlieren oder in Frage stellen zu lassen“, erklärt Besier und verdeutlicht, dass es doch vielmehr darum geht, eine neue Tür aufzumachen für Menschen, die dann die Gesichter des Unfriedens und der Gewalt hinter sich lassen und neue Heimat finden können.

Info

  • „Interkultureller Mittagstisch“ mit täglich wechselnden Länderbuffetts für sechs 6 Euro bis Donnerstag, 30. September, jeweils von 12 Uhr bis 13.30 Uhr im Mehrgenerationenhaus Kusel, Fritz-Wunderlich-Straße 51. Anmeldung unter 06381 9239-12 oder anke.hallwass@cjd.de
  • Digitale Länderabende „Fluchtursachen kompakt“, Syrien (6. Oktober), Somalia (8. November), Irak (15. Dezember), jeweils 18 bis 20 Uhr über die Videoplattform Zoom; Anmeldung: simone.schnipp@cjd-rlp-mitte.de
  • Interkulturelles Atelier, Ort der Begegnung für Menschen aller Kulturen im Landkreis Kusel am Dienstag, 28. September, im Mehrgenerationenhaus. Info und Anmeldung bei Anke Halwass, 06381 9239-12 oder anke.hallwass@cjd.de

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