Kreis Kusel „Ich bin der Edgar vom TuS“

THALLICHTENBERG. Wer auch nur gelegentlich auf den Sportplätzen im Kreis Kusel und darüber hinaus unterwegs ist, hat Schiedsrichter Edgar Köhl wohl schon mehr als einmal in Aktion erlebt. In der vergangenen Woche hat Köhl, der an Silvester sein 80. Lebensjahr vollendet, die Pfeife an den Nagel gehängt.

Dienstag, 2. Dezember, 19.15 Uhr, Nanzdietschweiler. Ein Pfiff ertönt, beendet das Spiel der D-Jugend-Landesliga zwischen dem JFV Westpfalz und den SFC Kaiserslautern (1:5). Es war der letzte Pfiff des Schiedsrichters Edgar Köhl. Gut anderthalb Wochen zuvor war er nach einer Partie der JSG Westrich bereits mit einem Präsentkorb verabschiedet worden. „Gerührt, perplex“ sei er ob dieser Geste gewesen, gibt Köhl zu. Jahrelang war der 79-Jährige auf den Sportplätzen der Region daheim, erlebte in seiner Karriere so einiges: Dinge, die er lieber vergessen würde, aber auch viele Geschichten, die er mit einem Lächeln im Gesicht erzählt. Eine Solche trug sich vor fast vier Jahren zu: Im März 2011 zückte Köhl in Rehborn vermeintlich eine Verwarnung. Und wunderte sich, warum der Spieler sich aufmachte in Richtung Seitenlinie. Auf Nachfrage beim Kapitän erfuhr Köhl, dass er eine rote Karte verteilt hatte. Stirnrunzeln, ein Blick in die Brusttasche. Und tatsächlich: Gelbe und rote Karte befanden sich in der selben Tasche. „Das war natürlich lustig und für mich in dem Moment dumm gelaufen. Der Spieler durfte natürlich weiterspielen.“ Begonnen hat Köhls Karriere an der Pfeife im Jahr 1975. Zuvor in der Heimat bei SV Mannweiler-Cölln, SV Dielkirchen und SV Stahlberg als Fußballer aktiv, zog es den gelernten Heizungsbauer 1969 beruflich in den Kreis Kusel, wo er bis zum Alter von 42 Jahren beim TuS Bedesbach-Patersbach – für den er später auch als Schiri aktiv war – kickte. Nach sieben Jahren in Schwarz kam es zum Zerwürfnis mit Obmann August Gross – Köhl trat als Schiri zurück, kehrte aber unter Obmann Wolfgang Berg zurück. Das klassenhöchste Spiel seiner Laufbahn war eine Freundschaftspartie des damaligen Landesligisten SV Brücken gegen den Bezirksligisten TSG Wolfstein. Das Ganze ist gut 26 Jahre her. Köhl war auch maßgeblich daran beteiligt, dass der heutige Fifa-Referee Christian Dingert seinen Schiri-Schein machte. Es war bei einem B-Jugend-Spiel der SG Blaubach-Diedelkopf in Bedesbach. Nach der Pause machten sich bei der SG die ihm bekannten Spieler Sascha Wacker und eben Dingert warm, wurden aber erst sehr spät eingewechselt. „Auf Nachfrage meinte Wacker später, dass der Trainer das öfter mit ihnen mache. Meinen Vorschlag, Schiri zu werden, akzeptierten die beiden nach einigem Nachhaken. Das Ergebnis ist bekannt“, sagt Edgar Köhl nicht ohne Stolz. Im Juni 1997 absolvierten beide in Edenkoben den Lehrgang, bekamen am 11. Juli ihren Ausweis. Obwohl es für ihn „ein Schlag“ war, dass Wacker trotz Qualifikation für die Oberliga studienbedingt aufhörte, denkt Köhl gerne an die Zeit mit seinen beiden „Schülern“ zurück: „Da liefen Sachen, die wären heute undenkbar.“ So leiteten die drei das Kuseler Messespiel 1997 gegen Altenglan im Gespann, pfiff Dingert ein Spitzenspiel, weil sich Köhl bei der Passkontrolle „verletzt“ hatte oder durfte Wacker beim Sportfest in Krottelbach pfeifen, obwohl nicht offiziell eingeteilt. Trotz einiger Bedenken damaliger Funktionäre: „Das war mir egal. Ich bin halt ein sturer Bock.“ „De Edgar“, wie ihn alle nennen, konnte auch unbequem sein. Ein reger Schriftverkehr, oft mit den Mitgliedern des Schiedsrichter-Ausschusses, belegt dies. So beschwerte er sich mehrfach darüber, dass er über ausgefallene Spiele zu spät informiert worden sei und umsonst zum Spielort gefahren war, oder aber darüber, dass solche Spiele nach der Neuansetzung nicht wieder – wie es zuvor Gepflogenheit gewesen sei – an den Schiedsrichter gegangen seien, der bereits mit der ersten Ansetzung betraut war. „Ich bin der Edgar vom TuS Bedesbach-Patersbach, wünsche euch ein gutes Spiel und mir wenig Fehler“ – diesen bekannten Spruch wird nun niemand mehr vor Spielbeginn zu hören bekommen. Doch wer glaubt, gesundheitliche Gründe hätten Köhl zum Rückzug gezwungen, der irrt: „Ich war 1992 letztmals beim Arzt“, sagt Köhl. Für ihn war schon lange klar: Nach 39 Jahren Schiedsrichterei, davon 30 am Stück, ist im November 2014 Schluss. Nur die Verlegung seines letzten Spiels hat den finalen Pfiff in den Dezember gezogen. Ganz vom Fußball lassen kann der seit dem Tod seines Sohnes alleine in Thallichtenberg lebende Noch-79-Jährige aber nicht: „Ich werde ganz viele Menschen Woche für Woche hinter den Stangen begrüßen und den Jungschiris den Rücken freihalten.“ 30 Jahre Schiedsrichterei in Folge sind Voraussetzung für die Ernennung zum Ehrenschiri. Verdient hätte Edgar Köhl diese Auszeichnung allemal!

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