Kusel Der Oktober im Kinett: Von Garage-Punk bis Bauchtanz

Slow Rocker aus Österreich: Peter the Human Boy nennt sich der Künstler, der am 14. Oktober im Kuseler Kinett zu bewundern ist.
Slow Rocker aus Österreich: Peter the Human Boy nennt sich der Künstler, der am 14. Oktober im Kuseler Kinett zu bewundern ist.

Der Herbst ist da. Und das Kinett-Programm ebenfalls. Da tummelt sich wieder einiges Gute. Von leichten Bikini-Beach-Vibes über die Schwere der „Neuen Deutschen Einsamkeit“ von Dennis Kiss bis hin zu einem orientalischen Belly-Dance-Abend.

Los geht es am Sonntag, 1. Oktober, mit einer Band namens Bikini Beach. Die warnt vorab selbst: „Wer Bikini Beach musikalisch festnageln will, trainiert besser schon mal seine Hand-Augen-Koordination. Denn die ,Fuzzy Buzzy Garage Punk’-Combo kennt keine Genre-Schubladen und pickt sich frei nach Lust und Laune, was gefällt.“ Den garagigen Sound bespickt die Band mit Psychrock, Stonerrock und Surf-Versatzstücken. Das ergibt bunt glitzernde Klang-Päckchen, die Genregrenzen aus den Angeln heben. Wer das Päckchen geöffnet erleben möchte, sollte ins Kinett gehen.

Und den nächsten Gig dort vielleicht auch noch mitnehmen. Am Dienstag, 10. Oktober, mit Dennis Kiss und seiner „Neuen Deutschen Einsamkeit“. Ja, so nennt der in Basel lebende Musiker sein selbstgebasteltes Genre. Im Herbst erscheint sein erstes Soloalbum „Norddeich Mole“. Benannt nach einem Endbahnhof seiner deutschen Heimat, „wo nur noch die Ostfriesischen Inseln den Blick zur Nordsee versperren und gestreifte Strandkörbe von Generation zu Generation vererbt werden“. Mit Mut zum Schwermut“ lässt der Musiker seine erstmals deutschsprachigen Songs über das Publikum rieseln, mal tief depressiv, mal mitreißend leicht. Wie diese feine Mischung gelingt und ob nicht doch ein wenig musikalisches Urlaubsflair im Herbst bekommt, entscheidet das Publikum ab 21 Uhr am besten selbst.

Schräger Look: Paddy Steer kommt am 12. Oktober.
Schräger Look: Paddy Steer kommt am 12. Oktober.

Eine Ein-Mann-Show mit „kosmischer“ Discomusik will Paddy Steer aus Manchester am Donnerstag, 12. Oktober, bieten. Musikjournalist Graham Massey beschreibt den Sound des Engländers wie folgt: „Klingt wie eine Schweizer Kuckucksuhr aus Eierkartons und Rosshaar, zusammengeklebt von einem afrikanischen Moog-Spieler in einem vietnamesischen Eisenwarenladen.“ Ok, mehr Neugierde-Schüren geht nicht. Mal schauen, ob die Beschreibung dem Live-Erlebnis gerecht wird.

Am Samstag, 14. Oktober, kommt Peter the Human Boy ins Kinett. Wer? Na, der menschliche Junge namens Peter aus Österreich. Oder Peter Mathis, der Vollständigkeit halber. Ein bekennender „Slow Rocker“ mit einer „Vorliebe für nostalgische Texte, Vintage Synthesizer und nicht zuletzt DIY-Spirit“. Damit debütierte er im Herbst 2019 in einer Art „verträumte Strandbar-Mixtape aus Surf-Rock und Bedroom-Pop“. Zur Unterstützung eilt in Kusel noch das Independent-Pop-Rock-Duo 250CC aus Berlin heran. Und fertig ist das musikalische Gaumenfest nach österreichisch-deutscher Art.

Tea Eater ist am 18. Oktober in Kusel gebucht.
Tea Eater ist am 18. Oktober in Kusel gebucht.

Weiter geht es am Mittwoch, 18. Oktober, mit einer Art musikalischer Tee-Party oder so. Zumindest bekommt man den Eindruck beim Namen der Band Tea Eater um die New Yorker Musikerin Tarra Thiessen. Die Art/Noise-Punk-Band kombiniert griffige Hooks mit butterweichen Lyrics, die sich tatsächlich um Butter, Mord und andere Kuriositäten des Lebens drehen. 2022 gegründet, hat die Band einige Songs auf der Setliste, aber noch kein Debütalbum. Das soll in diesem Herbst veröffentlicht werden. Und bis dahin feiern die Musiker eben ein paar Bühnen-Debüts im europäischen Lande. Zum Beispiel im Kinett. Also Tee-Tassen rausgeholt und bereit machen für einen frischen Geschmack im musikverwöhnten Gaumen.

Am Samstag, 21. Oktober, wird es exotisch. Denn das Kuseler Kulturzentrum lädt zum Belly Dance-Abend. Es warten „zauberhafte Schleiertänze, Varieté und Kerzenlichtertanz, temperamentvolle Flamenco- und Zigeunertänze“ auf das Publikum. Alles vorgeführt von den Gruppen Mahara, Shalimar und Shirin in einer orientalischen Tanzshow inklusive afrikanischer Trommeleinlagen. Wenn sich da mal nicht ein neugieriger Besuch lohnt.

Der Brite Jeremy Tuplin spilet am 25. Oktober in Kusel.
Der Brite Jeremy Tuplin spilet am 25. Oktober in Kusel.

Und der nächste Gig lohnt sich bestimmt ebenso. Am Mittwoch, 25. Oktober, kommt der britische Singer-Songwriter Jeremy Tuplin ins Haus und bringt sein neues Konzeptalbum mit, das zwischen Indie, Psychedelic-Roc und „Space-Folk“ schwebt: „Orville’s Discotheque“ heißt es und erzählt die Geschichte „eines fehlerhaften Disco-Enthusiasten“.

Am Donnerstag, 26. Oktober, wird dann Die Notgemeinschaft Peter Pan (NPP) aus Hamburg im Kinett gastieren. Im Herbst 2009 in einem Bunkerproberaum „von vier Quittjes gegründet, die nicht älter werden wollten“, schrumpfte die Band auf drei Freunde zusammen und macht nach eigener Definition Politpunk, dessen Wurzeln in der DIY-Subkultur der 90er liegen. Es geht also vorrangig um kritische Texte, vertont mithilfe von Schlagzeug, Bass, Gitarre und wechselseitigem Gesang. „Irgendwie Deutschpunk mit Hardcorekante und Emoecken“, sagt die Band. Wie es wirklich klingt, erleben die Kinett-Gänger selbst.

Starker Bandname: Notgemeinschaft Peter Pan sind am 26. Oktober zu Gast.
Starker Bandname: Notgemeinschaft Peter Pan sind am 26. Oktober zu Gast.

Und am besten schon etwas früher kommen. Denn als Support wird Paddelnohnekanu aus Baden-Baden anmarschieren und einheizen.

Finale ist dann am Freitag, 27. Oktober, mit französischer Beat-Musik aus Genf. Handgemacht von Kacimi – bürgerlich Alexis Kacimi. Mit „Cookies & Motoriders“ (2015) brachte er sein Solodebüt heraus, eine pop-poetische Liebeserklärung an den Sound der französischen 1960er- und 70er-Jahre. Später wurde seine Musik sogar für die Netflixserie „Emily in Paris“ verwendet. Und 2023 erschien das dritte Album „Couronne d'Ephémères“, mit einer Bandbreite von psychedelischen Balladen bis hin zum „YéYé Beat“. Und so ganz nebenbei gründete er das Schweizer Indie-Label Le Pop Club Records, auf dem er französische Filmmusik der 60er und 70er wiederveröffentlichen will. Ein Mann vieler Talente.

Am 27. Oktober im Kinett: Kacimi aus Genf.
Am 27. Oktober im Kinett: Kacimi aus Genf.

Karten und Infos gibt es online hier.

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