Kusel Umweltfreundlich sanieren mit Lehm und Rohrkolben

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Wiederverwerten statt wegwerfen – dieses Prinzip machen sich auch Bauherren immer stärker zunutze. „Abfälle zu vermeiden, ist ganz einfach. Da kann jeder mitmachen“, erklärt Markus Große Ophoff, Leiter des Zentrums für Umweltkommunikation der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).

Die für den Hausbau eingesetzten Materialien könnten beim Bauen und Sanieren in neuen Produkten verwendet werden. Ziel sei die Entlastung der Umwelt durch weniger Bauschutt und weniger Einsatz neuer Materialien bei der Herstellung. Dafür kommen auch nachwachsende Rohstoffe immer häufiger zum Einsatz. Häuser, für deren Bau Lehm und Rohrkolben verwendet werden? Das ist laut Große Ophoff auch in Deutschland längst keine Utopie mehr. „Die DBU hat schon Projekte in diesem Bereich gefördert, zum Beispiel zum Herstellen einer Bauplatte aus Pflanzenfasern und Lehm.“ Natürliche Baumaterialien zu verwenden, lohne sich nicht nur wegen des Wohlfühlklimas in den eigenen vier Wänden. Auch der ökologische Fußabdruck des Häuslebauers werde dadurch kleiner. Die Lehmbauplatte etwa bestehe nur aus Baulehm oder Ton, Schilfrohr und Jute sowie pflanzlichen und mineralischen Zusätzen. Ein Vorteil für Mensch und Umwelt: Lehm ist mit geringem Energieaufwand gewinnbar und leicht zu verbauen. „Ein bisschen gehen wir damit auch zurück zu unseren Wurzeln“, so Große Ophoff: „Schon vor tausenden von Jahren haben Menschen mit Materialien aus der Natur gebaut.“ Wände aus Lehm etwa – neben Holz das älteste Baumaterial – kämen derzeit wieder in Mode. Zwar fristeten solche Produkte noch ein Nischendasein, doch aus dieser könnten sie durch bewusste Verbraucherentscheidungen herausgeholt werden. Ein weiterer natürlicher Baustoff, dessen Entwicklung die DBU gefördert hat, hält Häuser warm: Rohrkolben. Die auch als Lampenputzer bekannten Sumpfpflanzen werden in den Wintermonaten geerntet und zu Dämmplatten verarbeitet, die sich durch eine hohe natürliche Schimmelresistenz auszeichnen. In einem Modellprojekt wurden die Platten an einem denkmalgeschützten Fachwerkhaus erprobt. „Vieles, über das geschrieben wird, ist noch Zukunftsmusik, aber auch in Deutschland gibt es schon zahlreiche Möglichkeiten, sein Zuhause so nachhaltig wie möglich zu gestalten“, erklärt Große Ophoff. Dabei helfen Nachhaltigkeitssiegel wie der „Blaue Engel“. Oder man nutzt Materialien aus Häusern, die rückgebaut wurden: regionale Bauteilbörsen vermitteln und verkaufen gut erhaltene Bauteile zur Wiederverwendung. Eine Übersicht regionaler Baubörsen finden Häuslebauer auf www.bauteilnetz.de. (msw)

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