Kusel Satire: Möglicher Jahresverlauf 2019 im Landkreis Kusel

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Vorsicht, Satire: In der Nacht zu Dienstag haben wir uns wieder über unser Schnapsgläschen gebeugt und uns in den Resten des Waldmeisterlikörs – natürlich von der Kulinarischen Landstraße – den möglichen Verlauf des Jahres 2019 für den Landkreis Kusel angeschaut. Zugegeben, einiges hat uns da auch geschockt.

Januar:

Paul Arnold Budau hat genug. Der Bauunternehmer aus Idar-Oberstein will es nicht länger hinnehmen, dass ihm von allen Seiten Untätigkeit vorgeworfen wird, nur weil sich auf dem von ihm erworbenen Emrich-Gelände in Kusel mehr als ein Jahr nach dem angekündigten Baubeginn noch nichts getan hat. Wenige Tage später wechselt er auf seinem Kran den Weihnachtsbaum aus, der schon im Advent 2017 dort prangte und auch die Saison 2018 nadellos überstanden hat. Budau freut sich: „Sieht doch gleich viel schöner aus in Kusel, oder?“ Wann er mit dem eigentlichen Umbau beginnt, verrät er nicht. Seine Verhandlungen mit dem Discounter pennynettoaldiundlidl befänden sich jedoch in einem so hoffnungsvollen Stadium, dass mit Wiedereröffnung der Eisdiele Campo spätestens im Jahr 2025 zu rechnen sei.

Februar:

Die Kreissparkasse will mit einem Paukenschlag beweisen, dass sie entgegen der Einschätzung des Kaiserslauterer Landrats Ralf Leßmeister sehr wohl zu einer Fusion in der Lage ist. Verwaltungsratsvorsitzender Otto Rubly und Vorstandsvorsitzender Helmut Käfer stellen in einer Pressekonferenz ihren Plan vor, die marode Deutsche Bank zu übernehmen. „Die machen so viele Verluste, die sind der ideale Übernahmekandidat für uns“, erklärt Rubly, der bereits erste Sondierungsgespräche geführt hat. „Außerdem würden sie bei all ihren Skandalen von unserem guten, soliden Image profitieren“, ergänzt Käfer. Das Institut soll den Namen „Deutsche Kuseler Sparbank“ tragen. Beide können sich nach den gescheiterten Fusionen mit Kaiserslautern und den dortigen Schuldzuweisungen einen Seitenhieb aber nicht verkneifen. Sollte es weitere Störfeuer von dort geben, werde man auch die Stadtsparkasse übernehmen und sie offiziell zur „Bad Bank“ machen, in der die Deutsche Bank ihre faulen Kredite einlagert.

März:

Die Lebenshilfe greift nach den Geschäftsführer-Enttäuschungen der vergangenen Jahre zu einem ganz neuen Mittel: Sie nutzt die große Anzahl von mehr als 20 Bewerbungen für ein überraschendes Beschäftigungskonzept: Die fünf besten Bewerber erhalten jeweils eine auf zwei Jahre befristete 20-Prozent-Stelle. „In der Zeit werden wir herausfinden, wer von denen etwas taugt. Einer muss sich ja eignen, damit keine neuen Probleme produziert werden“, erklärt Aufsichtsratsvorsitzender Klaus Müller. Damit sich die Aspiranten auf das Modell einlassen, bekommt jeder 100 Prozent Geschäftsführer-Gehalt. Müller dazu: „Wir haben in den vergangenen Jahren so viele Verluste durch Missmanagement unserer operativen Führung gemacht, da kommt’s auf die paar Hunderttausend Euro auch nicht mehr an.“

Apri:

Die Eröffnung des Schwesternhauses in Reipoltskirchen wird erneut verschoben. Grund: Es gibt noch kein tragfähiges Konzept, wie der Beherbergungsbetrieb für die Wasserburg betrieben werden kann, ohne dass der Kreis jährlich zigtausend Euro reinstecken muss, die er nicht hat. Vom Rechnungshof, längst mit dem Skandalbau befasst, kommt ein Vorschlag: Ein Verbindungsgang zwischen Haus und Wasserburg könnte die Anreize für Gäste erhöhen und so die 181-prozentige Auslastung ermöglichen, die für eine schwarze Null notwendig ist. Der Kreis denkt nun.

Mai:

Bei der Wahl des Lauterecker Stadtbürgermeisters erreicht keiner im ersten Urnengang die absolute Mehrheit. Selbst Amtsinhaber Heinrich Steinhauers Versprechen, er werde alle seine Wähler – natürlich dokumentiert durch ein Foto ihres Stimmzettels – zu Ochs’ am Spieß einladen, verschafft ihm nicht die 50,1 Prozent der Stimmen. Da er bekanntlich kein großer Freund von Stichwahlen ist, zieht er entrüstet seine Kandidatur vor dem zweiten Durchgang zurück und kürt sich stattdessen selbst zum Schlossherrn auf Lebenszeit. Sein Kommentar:„Ich hab das Ding bauen lassen, jetzt ziehe ich auch ein. Ist sowieso noch Platz drin.“ Auch für seinen Dauerbeigeordneten Günter Lüers findet sich ein Zimmerchen, der dort dann in Schloss-Kultur macht.

Juni:

Das Land hat ein weiteres Gutachten zur Gebietsreform vorgelegt, nachdem die bisherigen gutachterlichen Vorschläge wenig Gefallen gefunden haben. Dieses Mal galt der Ansatz – um für alle verständlich zu sein – allein der demografischen Entwicklung der Landkreise und der Frage, wie man mit sinkenden Einwohnerzahlen künftig umgehen sollte. Für Kusel mit seiner schwindenden Bevölkerung hat das Gutachten eine überraschende Lösung: Es wird mit dem Kreis Germersheim verschmolzen, der aufgrund von Zuzügen stetig mehr Einwohner hat. Innenminister Roger Lewentz preist die neue Lösung: „Wenn die Basis unsere bisherigen Überlegungen nicht kapieren will, machen wir die Reform halt nach ganz simplen Kriterien. Kusel stirbt aus, Germersheim wächst – bessere Partner kann man gar nicht mehr finden.“ Die Verwaltung des neuen Kreises Kuselheim soll ihren Sitz in Bad Dürkheim haben, um den Einwohner beider bisheriger Kreise einen in etwa gleichen Anfahrtsweg zu ermöglichen. Das fusionierte Autokennzeichen wird KUR lauten.

Juli:

Der neue Kreistag konstituiert sich. Teil der ersten Sitzung: die Verabschiedung der Kreistagsmitglieder, die es nicht mehr geschafft haben. Der für die Linken gewählte, später rechtsgedrehte Patrick Hoffmann erhält dabei die eigens für ihn geschaffene Kreisleeren-Medaille in Blech für fast durchgehende Abwesenheit in den vergangenen fünf Jahren. In der Laudatio sagt Landrat Rubly: „Durch seine Politik des leeren Stuhls und das Fehlen jeglicher Wortbeiträge hat Hoffmann einen wesentlichen Beitrag für die Demokratie und das reibungslose Funktionieren des Kreistags geleistet.“ Hoffmann ist stolz und gerührt.

August:

Wieder ist es über Wochen so schweineheiß wie im Vorjahr. Es wird nicht nur das Trinkwasser knapp, auch der Ideen-Pool für satirische Monatsvorhersagen trocknet aus. Die Redaktion rettet sich mit Ach und Krach in die Herbstmesse.

September:

Nach Monaten des Nachdenkens über den Rechnungshof-Vorschlag für das Schwesternhaus kommt der Kreis zu einer weitergehenden Idee: „Wenn wir schon Millionen versenken, machen wir das gleich richtig“, sagt Landrat Rubly und stellt das Konzept einer Schwebebahn zwischen Schwesternhaus, Wasserburg und Skulpturenweg vor. Das Besondere: Wer mit den Gondeln von einer Station zur anderen möchte, muss selbst in die Pedale treten. „Wir sind als Draisinen-Kreis bekannt. Da ist es logisch, dass wir auch die Gondeln im Tret-Modus betreiben lassen – zumal wir damit Strom sparen und die Umwelt entlasten“, sagt Rubly. Er verhehlt nicht, dass es weitere Ideen gibt, um die Wasserburg zum touristischen Zentrum zu machen. Die Pläne für eine Sommerrodelbahn entlang des Skulpturenwegs seien aber noch nicht weit genug fortgeschritten, um darüber öffentlich zu sprechen.

Oktober:

Alle Anfangsprobleme mit der Biotonne sind behoben, alle Befreiungsanträge und Widersprüche abgelehnt, alle Bürger rundum zufrieden. Für den beglückten Kreistag ist das der Anlass, wieder einmal vorzupreschen und für den Jahresbeginn 2020 die Einführung einer Feinstaubtonne zu beschließen. „Bei der Biotonne waren wir die Letzten; hier nun werden wir die Ersten sein“, begründen die sechs Fraktionsbrecher in einer gemeinsamen Bekundung. Sie erläutern zudem, warum sie sich gemeinsam mit der Kreisveraltung für eine weitere Tonne statt für Feinstaub-Säcke entschieden haben: „Die bisherigen Säcke sind so dünn, die reißen ja bei allem – und dann fliegt der mühsam gesammelte Feinstaub wieder überall in der Gegend herum.“

November:

Auf dem Emrich-Gelände rollt erstmals der Bagger. Zehn Minuten lang, ehe der Beschäftigte in die Pause geht und nicht wiederkommt. Leider verpasst unser Fotograf den entscheidenden Moment. Auch Lebenshilfe-Aufsichtsratsvorsitzender Klaus Müller ist zu spät dran, um die ersten Arbeiten für das Wohnheim vor Ort zu feiern. Dann halt im kommenden Jahr. Vielleicht.

Dezember:

Der Kuseler Badepark ist fertig. Fast pünktlich. Fast im Kostenrahmen. Wir wollen ja jetzt nicht kleinlich sein. Die Einweihung übernehmen gemeinsam Verbandsgemeinderat und Kreistag mit einem feierlichen Gruppenschwimmen. Um die Verbundenheit mit der Kuseler Innenstadt im Advent zu dokumentieren, wird das Bad blau-rot illuminiert. Alle Kunstinteressierten sind aus dem (Bade-)Häuschen.

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