Kusel Nur eine Straße führt hinaus

Treffpunkt ist der Dorfbrunnen im Zentrum von Lohnweiler. Er steht zwischen der alten Schule aus dem Jahr 1837 und der Obstbrennerei Wolf, die auch Segway-Roller verleiht. Zu ihr gehört auch eine auffällige gelbe Telefonzelle – und dort gibt es auch Schnaps. Wie zur Begrüßung läutet aus dem Türmchen auf der Schule die größere der beiden Glocken, die der Überlieferung nach beide vom Kloster auf dem Disibodenberg stammen sollen, also mehr als 500 Jahre alt sind. Mit Ortsbürgermeister Walter Scherer und seinem Bruder Berthold geht es durch den Ort. Beide erweisen sich dabei als gut informierte Führer, die auch ungefragt einiges mitzuteilen haben. Die Hütte des ehemaligen Pfälzerwald-Vereins am oberen Römerweg ist das erste Ziel. Sie gehört zum Vermögen der Gemeinde, seit sich der Verein aufgelöst hat. Sie ist voll ausgestattet und wird gern für private Feiern angemietet; denn die letzte Gastwirtschaft hat kürzlich ihren Betrieb eingestellt. Oberhalb des Brunnens steht das respektable Sängerheim aus dem Jahr 1968, das nun ebenfalls in der Obhut der Gemeinde ist, weil sich auch der Gesangverein aufgelöst hat. Die nach Süden führende Schulstraße führt weit hinter dem Friedhof zur neuen Grundschule von 1957. Diese wurde zusammen mit der Gemeinde Heinzenhausen errichtet, das jenseits der Bahnlinie bereits zu sehen ist. Doch die Schule wurde 2002 aufgelöst. Alle 31 Schulkinder besuchen derzeit Einrichtungen im nahen Lauterecken. Zurück am Brunnen, öffnet sich auf der Schulstraße hinter dem Feuerwehrgerätehaus ein großer Spielplatz mit einer Blockhütte, die ebenfalls der Gemeinde gehört. Hier wurde früher die Zeltkerwe gefeiert, die neuerdings im besser ausgestatteten Sängerheim stattfindet. Vom Brunnen in nördlicher Richtung verläuft die Straße Mühlacker. Links oberhalb warten neun Bauplätze an Flur- und Sonnenstraße auf neue Bewohner. Doch es gibt auch vier unbewohnte Anwesen im Dorf. Die einzige Ausfahrt aus Lohnweiler überquert die Bahnlinie am verfallenden Bahnhofsgebäude und die Lauter. Sie erreicht hinter dem Abzweig zur ehemaligen Mühle die B 270. Für deren Trasse mussten fünf Anwesen abgerissen werden. Ihre Bewohner haben damals im Mühlacker neu gebaut. Die B 270 trennt nun räumlich zehn Wohnhäuser vom Hauptort. Walter und Berthold Scherer sparen nicht mit Informationen: In Lohnweiler seien zwei Imker ansässig, eine Werbeagentur, ein Friseur, ein Malerbetrieb, ein Institut für Naturheilkunde, ein Planungsbüro im neuen Schulhaus, eine Fischräucherei und ein Landwirt im Nebenerwerb. Berthold Scherer zeigt Bilder von der Ortsmitte, auf denen noch anstelle des Brunnens das Backhaus mit zwei Öfen von 1859 abgebildet ist. Er ist überzeugt: „Heute würde es sicher nicht mehr abgerissen.“ Es verdeckte damals völlig die nun frei stehende alte Schule mit der Uhr im Türmchen. Große Verdienste hat sich hier schon der Turmuhrwärter Siegfried Keller erworben, der sie seit 50 Jahren täglich aufzieht, um ihren genauen Gang zu sichern. Im gleichen Gebäude hat die protestantische Kirchengemeinde einen Raum, in dem einmal im Monat Gottesdienst angeboten wird. Hier wirkt Edeltraud Wagner als Kirchendienerin und ist zugleich zuständig für das Läuten der Glocken, viermal am Tag. Stolz ist man in Lohnweiler darauf, dass die Bahnanbindung an Kaiserslautern sehr gut ist; denn stündlich hält ein Zug der Lautertalbahn. Viele Berufstätige nutzen diese Möglichkeit, umweltschonend zur Arbeit zu kommen. Daneben kommen Schulbusse ins Dorf und auch solche für den Kindergarten. Auch ein Wanderweg verläuft durch Lohnweiler. Mehrere Vereine dienen der Freizeitgestaltung der 395 Einwohner: Der Anglerverein pflegt den Verlauf der Lauter auf der Gemarkung; der Obst- und Gartenbauverein unterhält Streuobstwiesen und im Sängerheim fand kürzlich die Theateraufführung des Freizeit- und Kulturvereins statt.

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