Kusel Herschweiler-Pettersheim: Sportwagen-Tour für beeinträchtigte Menschen

Präsentieren stolz ihre Viper: Sandro Schramm und seine Lebensgefährtin Susanne Langolf.

Einmal eine Runde in einem Supersportwagen drehen – diesen Wunsch erfüllen Sandro Schramm und seine Lebensgefährtin Susanne Langolf aus Herschweiler-Pettersheim beeinträchtigten Menschen. Schramms Wagen: Eine 1997er Dodge Viper GTS mit 500 Pferdestärken und einer Spitzengeschwindigkeit jenseits der 300 Stundenkilometer.

Der 28-jährige Sandro Schramm hat sich mit dem Kauf seiner Viper nicht nur selbst einen Wunsch erfüllt, für ihn war schon vor der Anschaffung klar: „Sollte ich jemals in die Lage kommen, mir so ein Auto kaufen zu können, will ich auch andere daran teilhaben lassen.“ Ein schöner Zug von ihm, allerdings mit tragischem Hintergrund. Schramm, der an Muskeldystrophie (Muskelschwund) leidet, erinnert sich im Gespräch mit der RHEINPFALZ, wie dieser Wunsch entstanden ist. „Als ich jünger war, sind zwei Bekannte, Freunde meiner Eltern, an einer schlimmen Form von Muskeldystrophie erkrankt. Beide waren riesige Formel-1-Fans und haben sich immer gewünscht, einmal in einem Supersportwagen mitzufahren. Und als beide dann innerhalb nur eines halben Jahres gestorben sind, ist der Gedanke immer weiter gereift“, erzählt der 28-Jährige. „Als sich die Gelegenheit dann tatsächlich bot, habe ich nicht lange gezögert und schon zwei Monate später haben wir die erste Benefiz-Fahrt gemacht.“

Spitzentempo 320 km/h 

Mittlerweile besitzt Schramm bereits seine zweite Viper, die erste sei ein Cabrio und etwas unpraktisch gewesen. Jetzt steht im Hof eine Viper GTS – ein Modell, von dem es nur rund 1000 Stück weltweit gibt. Und die technischen Daten des blauen, flachen Ungetüms mit den weißen Rennstreifen lassen das Herz eines jeden Autobegeisterten höher schlagen. Unter der Haube röhrt ein 8-Liter-V10-Motor mit rund 500 PS. „Die Spitzengeschwindigkeit liegt bei knapp 320 Kilometern pro Stunde“, berichtet Schramm, der sein Auto allerdings derzeit aufgrund seiner Erkrankung nicht fahren darf.

Schramm fährt mit einem umgebauten Segway-Roller

Bei ihm äußerte sich die Krankheit zuerst in den Beinen, weshalb er zur Fortbewegung auf einen umgebauten Segway-Roller angewiesen ist. „Ich könnte zwar noch fahren, dürfte es momentan aber nicht“, erklärt Schramm. Das Problem: Die Viper ist noch nicht behindertengerecht umgebaut. „Das soll diesen Winter passieren, ist aber gar nicht so einfach. Es gibt aber einen Spezialisten in Bayreuth, der sich gerade um die Lösungen kümmert“, erklärt Schramm.

Das Paar nimmt kein Geld für die Fahrten

Also sitzt meist Lebensgefährtin Susanne Langolf am Steuer. Auf die Frage, wer denn mitfahren dürfe, erklären die beiden: „Wer eine körperliche oder eine geistige Behinderung hat, vielleicht an schweren Depressionen leidet, oder sich in ganz schlimmen Fällen den letzten Wunsch erfüllen will – all diese Menschen nehmen wir gerne mit.“ Meist seien es aber Kinder und Jugendliche. Der jüngste Co-Pilot sei acht Jahre alt gewesen. „Wir machen zum Beispiel viele Fahrten für die Lebenshilfe“, sagt Schramm. „Zuletzt waren wir in Homburg bei einer Benefiz-Veranstaltung für die Kinder-Palliativ-Station. Dort haben wir Fahrten mit sechs Kindern gemacht, die entweder gerade dem Tod noch von der Schippe gesprungen waren oder noch dagegen ankämpfen“, fügt Susanne Langolf hinzu. Geld verlangt das Paar für die Fahrten aber nicht. „Wir bezahlen sogar den Sprit selbst“, sagt Langolf. „Mir ist es wichtig, dass es so wenig bürokratische oder finanzielle Hürden wie möglich gibt. Die Menschen, die bei uns mitfahren wollen, haben es schon schwer genug“, pflichtet Schramm bei. Man bekomme ohnehin von den Menschen so viel Dankbarkeit zurück – das sei mit Geld nicht aufzuwiegen. Die Viper sei zwar „richtig, richtig schnell“ - ihm gehe es aber nicht um den Rausch der Geschwindigkeit, sagt Schramm. „Aber kurvenreiche Landstraßen sind in der Viper toll zu fahren. Kurven richtig anbremsen und dann herausbeschleunigen – das macht schon Spaß“, sagt der 28-Jährige mit einem verheißungsvollen Schmunzeln. Und dieses Schmunzeln wird zu einem breiten Grinsen bei der Frage, ob er die Viper nach dem Umbau nicht einmal auf einer Rennstrecke so richtig ausfahren wolle. „Für meine Freundin wäre das nichts – aber ich kann mir das sogar gut vorstellen.“ Doch im Juli geht es erst einmal nach Oberstdorf. Und dort darf die Viper dann auf den Passstraßen zeigen, warum sie für viele Autofreunde ein so faszinierendes Gefährt ist. Und das will Schramm auch noch vielen Menschen zeigen, um sie das eigene Schicksal für ein paar Minuten vergessen zu lassen.

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