Kusel Grüne Welle spielt hier keine Rolle

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Rote Ampeln nerven. Und das schon seit 100 Jahren. Denn so lange ist es her, seit in Cleveland/USA die erste elektrische Ampel installiert wurde. Richard Lutz vom Landesbetrieb Mobilität hat erklärt, wie eine solche Anlage funktioniert und welche speziellen Ampeln wir im Landkreis haben.

Die aufwendigste Ampel im Landkreis Kusel befinde sich in Wolfstein an der B 270, erklärt Lutz. „Dort kommt alles zusammen – die Autoverkehrsströme der Bundesstraße, die wichtigen Fußwege von der Stadt zum Bahnhof und parallel auch noch die Bahnübergangssicherung“, fährt er fort. Wichtig dabei sei selbstverständlich, dass es keinen Stau bis auf die Bahngleise gebe. Diese Anlage nenne sich „Büstra-Anlage“ – Bahnübergang und Straße. Eine weitere Besonderheit in Wolfstein sei die „Alles rot – sofort grün“-Anlage. Im Straßenbelag eingelassene elektrische Schleifen messen außerdem die Geschwindigkeit eines heranfahrenden Wagens ab zirka 100 Metern vor der Ampel. „Fährt man mit der ausgeschilderten Geschwindigkeit, nämlich 50 Kilometern pro Stunde, schaltet sie sofort auf grün. Fährt man schneller, bleibt sie so lange rot, bis die erlaubte Geschwindigkeit erreicht ist“, erläutert Lutz. Gerade bei schwachem Verkehr sei das viel effektiver und flexibler: „So werden die Autofahrer auch bei Schwachverkehr ermahnt, mit angepasster Geschwindigkeit zu fahren.“ Etwas womöglich deutschlandweit Einzigartiges gibt es in Lauterecken und Altenglan: die Draisinenampel. „Der Draisinenfahrer drückt den Knopf der Ampel, wenn er die Straße überqueren will, und die Autos müssen warten, bis alle Draisinen passiert haben und ihre Schranken wieder geschlossen sind“, erklärt Lutz. Eine weitere Ausnahme seien Ampeln für den Werksverkehr. So zum Beispiel im Industriegebiet Medard oder bei KOB in Wolfstein. Dort könne der Pförtner per Knopfdruck den Verkehr auf der Bundesstraße anhalten, wenn etwa ein Lkw aus dem Werk fahren müsse. Kusel zum Beispiel ist ebenfalls ein Ausnahmefall – weil es kaum Ampeln gebe und das meiste über die beiden Kreisel in der Innenstadt ablaufe. „Die Erfahrung zeigt, dass die Kreisel gut funktionieren. Das hat natürlich auch einen bestimmten Vorteil: Man spart Strom- und Betriebskosten, aber auch ansonsten sind die beiden Kreisel sehr gut geregelt“, lobt Lutz das „Kuseler System“. Der Autofahrer regle den Verkehr selbst. Vor allem sei es an manchen Stellen einfach nicht möglich, mit einer Ampel den Verkehr sinnvoll zu regeln. „Da spielen dann natürlich die Wartezeiten eine große Rolle“, sagt Lutz. Neben einem Bahnübergang wie in Wolfstein sei es hingegen „schlicht und einfach nicht möglich und vor allem nicht sicher, einen Kreisel zu bauen“. Doch wie funktioniert solch ein Ampelsystem eigentlich? Früher gab es große Rechner und Prozessoren in den größeren Städten, mit denen die Anlagen gesteuert und überprüft wurden. „In großen Städten spielt aber auch die berühmte grüne Welle eine Rolle. Das ist natürlich hier auf dem Land völlig nebensächlich“, veranschaulicht Richard Lutz den Unterschied zwischen Stadt und Land. Mittlerweile gebe es kleine Computer mit entsprechend individuell gesteuerter Software, die die Ampeln im Landkreis steuern. Dabei gebe es aber eine spezielle Verschlüsselung, damit nicht zwei sich beeinträchtigende Fahrspuren auf einmal grün haben. Diese Computer stehen in den kleinen grauen Kästen neben den Ampeln. Für die Wartung haben die Lichtzeichen mittlerweile eingebaute Störungsmelder, wenn es mal einen Ausfall durch Blitzeinschlag gibt. Ansonsten werden sie natürlich regelmäßig gewartet. Lutz findet ein System, das dem Autofahrer die Sekunden bis zur Grünphase anzeigt, übrigens am besten: „Diese Ampeln haben eine Uhr, die die Sekunden rückwärts zählt und anzeigt. Das ist eine tolle Kiste.“

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