Kusel Erst Bronze auf Bali, dann Beton in Bunkyo-Ku

Vor weit über hundert Jahren bereisten die Kuseler Musikanten die ganze Welt – einer hat es ihnen in den vergangenen Monaten nachgemacht. Cedric Cappel aus Rutsweiler am Glan war zum Finale der Biologie-Olympiade, einem internationalen Schulwettbewerb, auf Bali, und direkt danach besuchte er noch mit drei Mitschülern die japanischen Austauschschüler aus der Partnerstadt von Kaiserslautern, Bunkyo-Ku.

Im vergangenen März hat Cedric Cappel bereits mit 17 Jahren das Abitur am Hochbegabtenzweig des Heinrich-Heine-Gymnasiums in Kaiserslautern abgelegt. Doch eine Sache im Dienste der Schule gab es noch zu erledigen: das Finale der Biologie-Olympiade auf Bali. Dafür hatte er sich beim deutschen Vorentscheid in Kiel qualifiziert. Das vierköpfige Team, bestehend aus zwei Brandenburgern, einem Bayer und dem Pfälzer, machte sich zuerst auf den Weg nach Zürich. Dort bereiteten sie sich zusammen mit dem Schweizer Team auf das anstehende Finale vor. „Das hat uns natürlich mit den Schweizern zusammengeschweißt und wie zu einem großen Team gemacht“, erzählt Cappel. Direkt nach der Vorbereitung ging es nach Bali weiter. Dort fanden sich zur 25. Biologie-Olympiade Teams aus 61 Nationen zusammen, um den Titel zu erreichen. „Mir persönlich sind die Erfahrungen und Bekanntschaften von dort viel wichtiger als die Titel. Wir haben zum Beispiel zusammen mit dem argentinischen Team das WM-Finale geschaut – ein Glück, haben wir gewonnen“, sagt Cappel schmunzelnd. Zum Schluss des Olympia-Finales standen dann eine praktische und eine theoretische Prüfung an: Innerhalb eines Tages wurden die Fachgebiete Ökologie, Molekularbiologie, Tieranatomie und -Systematik sowie Pflanzenphysiologie und -Anatomie geprüft. Am folgenden Tag sei dann in zweimal zweieinhalb Stunden die Theorie durchgeackert worden. Für Cedric Cappel haben sich alle Mühen gelohnt: Er hat unter allen Teilnehmern die Bronzemedaille gewonnen – als erster Rheinland-Pfälzer in 25 Jahren! „Dennoch finde ich es immer noch toll, wie super wir uns untereinander verstanden haben und dass ich mit einigen noch in Kontakt stehe“, fasst er zusammen. Übrigens: Freunde haben sich die deutschen Teilnehmer sowieso schon bei der Eröffnungsfeier gemacht. Statt des üblichen Begrüßungsprozederes verteilte die Mannschaft Gummibärchen an die anderen Teilnehmer. Kaum zu Hause angekommen, mussten die Koffer allerdings schon wieder gepackt werden, denn der Schüleraustausch mit der japanischen Partnerschule stand bereits bevor. Zu viert ging es gen Tokio, mit dessen Stadtteil Bunkyo-Ku Kaiserslautern eine Partnerschaft pflegt. Außerdem hat der 17-Jährige bereits seit sechs Jahren Japanisch-Unterricht in der Schule. Cappel war vor allem über die Dimensionen der Millionenstadt extrem beeindruckt: „Es ist einfach umgekehrt wie hier: Schaut man vom Potzberg sieht man viel Wald, Natur und weniger Häuser. Schaut man vom Tokyo Tower auf die Stadt, sieht man weit und breit nur Häuser. Ich glaube, allein hätte ich mich schon nach zwei Straßen verlaufen.“ Der Schulalltag blieb den deutschen Austauschschülern übrigens verwehrt, da auch in Japan gerade Ferien sind. Außer der Millionenstadt besuchte der Rutsweilerer noch den Toshogu-Schrein in Nikko, wo der große Shogun Tokugawa beerdigt ist: „Er war sozusagen der japanische Bismarck, er hat das Land vereint“, erklärt er. Auch ein Blick auf Fuji, den bekanntesten Berg Japans, war möglich: „Ganz kurz waren zum Glück die Wolken weg.“ Doch nicht nur das Land und seine Kultur bekam Cedric Cappel zu sehen – auch das kulinarische Angebot probierte er aus, obwohl er eigentlich Vegetarier ist. „Sushi war eigentlich kein Problem, der Fisch war ja verpackt. Aber roher, kalter Fisch ohne Reis und Verpackung – das hat Überwindung gekostet. Vor allem, weil der so glibberig war“, sagt Cappel. Ansonsten sei alles lecker gewesen. „Man hat mir gesagt, ich hätte alles berühmte Japanische gegessen – sogar den Ausländerschreck Natto“, fährt er fort. Natto, das seien vergorene Sojabohnen, die selbst die Japaner nicht alle essen. „Aber mit Soße ging es.“ Für ihn war der Austausch jedenfalls ein tolles Erlebnis: „Ich hätte noch ein Jahr in Tokio bleiben können“, findet der 17-Jährige. Doch in einem Monat beginnt sein freies soziales Jahr am Westpfalz-Klinikum in Kusel. Danach will er Medizin studieren.

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