Kusel Ein schwieriger Jahrgang

Ein paar vertrocknete Trauben haben die Vögel in den Weinbergen des CJD bei Wolfstein noch hängen lassen. Bewirtschaftet werden
Ein paar vertrocknete Trauben haben die Vögel in den Weinbergen des CJD bei Wolfstein noch hängen lassen. Bewirtschaftet werden sie seit diesem Jahr nicht mehr.

Früher als in Vorjahren erfolgte in den Weinbauregionen Nahe und Pfalz in diesem Jahr die Weinlese. In Offenbach-Hundheim haben die Winzerbrüder die Trauben für den Jahrgang 2017 bereits geerntet. Glanabwärts bei Meisenheim ist die Lese noch voll im Gang, und in Wolfstein ernten in diesem Jahr die Vögel die Trauben.

Mittelmäßig sei die Ernte im Weinberg ausgefallen, bilanziert Hugo Grill von den Winzerbrüdern Offenbach-Hundheim. Die Fröste im Frühjahr hätten den Mengenertrag negativ beeinflusst. Mit 25 Helfern seien die Trauben von den 1200 Rebstöcken in der Lage „Klostergarten“ vor rund zwei Wochen geerntet worden. Bei der weißen Rebsorte „Phoenix“, einer Neuzüchtung, wurde ein Mostgewicht – Maß für den Zuckergehalt des Mostes und damit Richtwert für die Weinqualität – von rund 75 Oechslegraden gemessen, beim roten Regent waren es 82. Die roten und weißen Trauben werden in der neuen Unterkunft der Winzerbrüder im Ortsteil Hundheim zu einem sogenannten Rotling ausgebaut. Als Tafelwein wird der Verschnitt abgefüllt und abgegeben. Für die Winzerbrüder ist der Weinbau, den sie als Gesellschaft bürgerlichen Rechts seit 1999 auf einem Hektar am Hinterberg betreiben, in erster Linie ein Hobby, das sich trage, sagt Grill. Allerdings wäre Nachwuchs den Hobbywinzern, die im Rentenalter sind, willkommen. Noch mitten in der Weinlese steckte Michael Rohr, Inhaber des Weingutes Rohr in Raumbach bei Meisenheim. Der Winzermeister charakterisiert 2017 als einen „schwierigen Jahrgang“. Frost im Frühjahr habe in manchen Weinbergen zu erheblichen Schäden geführt. Allerdings seien in der Region die Schäden nicht ganz so groß wie nach dem strengen Aprilfrost befürchtet, sagt Michael Rohr, der sich um die Kellerwirtschaft kümmert während Sohn Marcel in den Weinbergen unterwegs ist. Beim Riesling, der Hauptrebsorte, sei mit Ertragseinbußen bis zur Hälfte zu rechnen. Man sei mit einem blauen Auge davongekommen. Verglichen mit den Vorjahren habe die Ernte überraschend früh eingesetzt, erläutert der Winzermeister und nennt als Ursache die sich ausbreitende Fäule der Trauben, die von anhaltendem Regen im August begünstigt wurde. Trockene und sonnige Tage wie zuletzt seien positiv für das Mostgewicht der Trauben, das beim Riesling 87 und bei Burgundersorten zwischen 85 und 90 Grad Oechsle erreicht. Allerdings gebe es einen Rückstand bei der physiologischen Reife der Trauben, die Beeren müssten beim Geschmack noch zulegen, hofft Rohr. Das Weingut umfasst 5,5 Hektar Rebfläche, die Hälfte bestockt mit Rieslingreben, 15 Prozent Rotweinsorten und auf dem Rest Burgunder, Kerner, Traminer und Müller-Thurgau. Anders als in den Weinbaugebieten Pfalz und Rheinhessen könnten an den Steilhängen von Glan und Nahe keine Vollernter eingesetzt werden. Ein eingespieltes Team von Erntehelfern – darunter Rentner, Hausfrauen und Studenten – sorge für eine sorgfältige Auslese der Trauben bei der Ernte. In Wolfstein fiel dagegen in diesem Herbst die Weinlese aus. Nachdem das Christliche Jugenddorfwerk (CJD) den Pachtvertrag für die Weinberge in Wolfstein und Hohenöllen zum 30. April gekündigt hatte, seien die Trauben von den Vögeln geerntet worden, berichtet Stadtbürgermeister Herwart Dilly. Hauptrebsorten in den Weinbergen im Lautertal, Eigentum der Unternehmerfamilie Braun, sind Riesling und Dornfelder. Die Stadt habe ein großes Interesse daran, dass der Weinbau in Wolfstein fortgeführt werde, versichert Dilly. Bei einem Treffen mit Weinbauexperten seien die fachlichen und rechtlichen Fragen der Weinerzeugung erörtert worden. Rückmeldungen von Interessenten habe es zunächst nicht gegeben. Nun hoffe die Stadt, dass sich eine Interessengemeinschaft finde, die sich den Weinbergen widme und die Wolfsteiner Weinbautradition fortführe.

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