Kusel Dr. Dilly packt selbst mit an

Das erhoffte Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) für Wolfstein ist gestorben. Wie Stadtbürgermeister Herwart Dilly im Gespräch mit der RHEINPFALZ sagte, tritt nun ein eigens für diesen Fall ausgetüftelter Notfallplan in Kraft – mit ihm in der Hauptrolle.

Trotz vieler Gespräche habe man keinen Mediziner dazu bewegen können, nach Wolfstein zu kommen und die ab Sommer entstehende Versorgungslücke zu schließen, berichtete Dilly in einer Pressekonferenz mit der RHEINPFALZ und einem Fotografen der RHEINPFALZ. Man habe in den Gesprächen immer wieder die positiven Seiten von Wolfstein hervorgekehrt: ruhige Lage, Schwimmbad und Bergwerk. Aber trotz dieser Pfunde habe sich kein Jungmediziner bereiterklärt, im Lautertal tätig zu werden. Auch Dillys Versuche, an der Mainzer Johannes-Gutenberg-Universität fast fertige Medizinstudenten mit einem hochwertigen Golfschläger-Set – speziell das Eisen 5 wirkte bedrohlich – in einen schwarzen Minibus zu locken und nach Wolfstein zu „begleiten“, seien fehlgeschlagen. Dilly: „Mist!“ Als letzte Hoffnung hatte der Stadtbürgermeister in Wolfstein zu einem Casting für eine Ärzte-Serie geladen, um die freien Stellen zumindest mit Schauspielern zu besetzen („Das merkt doch eh keiner, wenn die in jeden Satz mindestens ein lateinisches Wort einbauen“). Doch schon bei der ersten echten „Probe-Patientin“ mit einem eitrigen Geschwür am Bein sei eine Aktrice in Ohnmacht gefallen. „Der Plan war gut“, sagt Dilly, „aber wer konnte schon ahnen, dass die Weicheier sonst nur mit Ketchup in Berührung kommen?“ Nach erfolgreicher Mund-zu-Mund-Beatmung bei der jungen Schauspielerin und dem anschließenden Cognac für den Blutdruck sei ihm dann die entscheidende Idee gekommen, erinnert sich Dilly: „Ich nehme das jetzt selbst in die Hand. Im Stadtrat hat man mir schon einen Tablet-PC genehmigt. Damit werde ich in einem Notfall-Zelt auf dem Rathausplatz Patienten behandeln. Heutzutage googelt doch eh jeder seine Wehwehchen. Das kann ich auch.“ Unterstützt wird Dilly dabei vom Stadtrat, der sich in wechselnder Besetzung um die Terminplanung und kleinere Untersuchungen kümmert. Zur Vorbereitung treffen sich die Stadtratsmitglieder derzeit zweimal die Woche, um Arztserien wie „Dr. House“, „In aller Freundschaft“, „Greys Anatomy“ oder „Emergency Room“ zu schauen. Dilly: „Wir wollen unser Leistungsangebot nach und nach ausbauen. Je nachdem, wie sich das Pilotprojekt entwickelt, sind in naher Zukunft auch Zahnbehandlungen denkbar.“ Dilly selbst will sich, sollte das Projekt erfolgreich sein, an einer nordvietnamesischen Universität einen Doktortitel kaufen – „Dr. Dilly. Das klingt nicht nur gut, das schafft auch Vertrauen“, ist er sich sicher. Die RHEINPFALZ meint: Eine tolle Sache! Dilly krempelt die Ärmel hoch und geht mit guten Beispiel voran. Vorbildlich! (begehiieh)

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