Kusel „20 Minuten Wartezeit sind zumutbar“

KUSEL. Bandscheibenvorfälle, Darmentzündungen, Grippe und Zecken: Das waren die häufigsten Gesundheitsprobleme, mit denen sich Patienten am Osterwochenende an die Bereitschaftsdienstzentrale am Westpfalz-Klinikum Kusel gewandt haben. Während gestern Morgen noch richtig viel los war, ebbte die Patientenzahl gegen Mittag rasch ab.

„Die ersten vier heute Morgen kamen mit Bandscheibenbeschwerden“, erzählt Michaela Trapp. Die Arzthelferin ist bei der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz als Obfrau für die Helferinnen der Bereitschaftsdienstzentrale tätig. „Wenn jemand mit starken Schmerzen kommt, können auch mal Chirurgen oder Orthopäden im Klinikum weiterhelfen“, nennt sie Synergieeffekte, etwa bei Röntgendiagnostik oder Labornutzung. Die nächste Patientin wird aufgerufen. „Sie können ruhig mitkommen“, ruft die Helferin dem Ehemann zu. „Och, ich kann da ja nicht viel helfen“, meint der Mann. Dann legt er die Zeitung aus der Hand und folgt brav der Aufforderung. Etwa eine Stunde haben die beiden gewartet. Zu viel, wenn es nach den geltenden Vorgaben geht. „20 Minuten sind zumutbar“, erklärt Trapp. Aber am Morgen sei es wesentlich länger gewesen. Oder an Weihnachten. Zwei Stunden seien damals keine Seltenheit gewesen. Die Leute hätten bis an die Tür Schlange gestanden. Doch Ostern ist alles anders. Weniger Grippen, dafür mehr Zecken. Manchmal werden die Diensthabenden sogar nachts um 3.30 Uhr wegen einer kleinen Zecke angerufen, berichtet Trapp. Der Bereitschaftsdienst ist durchgängig besetzt. Lautstark setzt der Rezeptdrucker an, der diensthabende Arzt Dieter Frego aus Waldmohr kommt schnell zum Unterschreiben an die Anmeldung. Sein Kollege Thomas Neudert hat „Fahrdienst“. Er besucht Schwerkranke zu Hause. „Wo ist denn die nächste offene Apotheke?“, will die Patientin noch wissen. „Der Nächste bitte!“, ruft die Arzthelferin und bittet eine ältere Frau samt Begleiterin herein. Mit einem leisen Geräusch öffnen sich die Aufzugstüren. Gemächlich tappt ein Klinik-Patient Richtung Cafeteria. Irgendwo klingelt ein Telefon. Auf den Bänken vor dem Eingang zum Bereitschaftsdienst warten noch etwa ein Dutzend Patienten. Meist lesen sie. Eine Frau schaut mit leerem Blick zur Tür. Wie lang sie schon dort sitzt, kann sie gar nicht sagen. Sie habe ziemliche Schmerzen, erzählt sie. Vis-à-vis lehnt sich ein Junge im Fußballtrikot müde an seine Mama. „Wahrscheinlich Angina“, verrät die Frau. Michaela Trapp, die als Arzthelferin in der Kuseler Frauenarztpraxis des Leiters der Bereitschaftsdienstzentrale, Michael Kurtz, arbeitet, gehört in deren Räumen im Klinikum schon fast zum Inventar. „Ich bin sehr viel hier“, meint sie lachend. Sie teilt auch die Helferinnen ein, die auf 400-Euro-Basis tätig sind. Der Job sei bei den 17 Frauen begehrt. Die Bezahlung sei ordentlich, und es gebe Zuschläge für Feiertage. Bei den Medizinern jedoch versehe nicht jeder den Bereitschaftsdienst gleich gerne, weiß sie. Insgesamt würden rund 72 Ärzte herangezogen, auch Fachärzte wie Gynäkologen, Kinder- Hals-Nasen-Ohren-Ärzte oder Urologen seien dazu verpflichtet und zahlen daher auch monatlich 270 Euro an die Bereitschaftsdienstzentrale. Ob sie ihre Dienste dann auch abarbeiten und das Geld hereinholen, steht auf einem anderen Blatt. An durchschnittlichen Tagen würden etwa 50 Patienten behandelt, erzählt Trapp. „Keiner geht gerne zum Doktor“, schildert Michaela Trapp. Wenn es dann aber sein muss, seien die Patienten froh, wenn sie schnell auf freundliches Entgegenkommen stoßen. Da sind sie bei dem blonden Lockenkopf und ihren Kolleginnen heute genau richtig.

x